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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends
Autoren: John Niven
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Hinterzimmer, wo er auf Derek traf – an eine Wand gekettet, halb nackt und blutend, während eine Gruppe muskulöser Bethnal-Green-Ledertrinen ihn ordentlich versohlte.
    Man sagt ja, dass das Werteverständnis in einer Gemeinschaft, ihre Kernüberzeugungen, von oben nach unten übernommen werden. Die Tatsache, dass die Vorstellung unseres Management Directors von einem gelungenen Abend das Anheuern von Strichern beinhaltet, die einem die Scheiße aus dem Leib prügeln, macht es nur allzu logisch, dass Habgier, Bösartigkeit, Ausbeutung und Hedonismus unter den Werten, nach denen unsere Firma fördert und belohnt, an vorderster Stelle rangieren.
    »Ja«, flüstert Rob endlich.
    Ich hauche ihm ein lautloses »Sorry« zu. Er nickt, als wolle er sagen »Nicht dein Fehler«, und starrt wieder mit Tränen in den Augen auf den Tisch. Ich mach mich fast nass. Nicky durchbohrt mich mit ihrem Blick. Sie ist deutlich cleverer als Rob und hat vermutlich sofort durchschaut, was es mit meiner Hilfe auf sich hatte. Ich halte ihrem stechenden Blick wohlwollend stand, nehme sie dabei erstmals richtig in Augenschein und registriere, dass sie heute, wohl als Teil ihres ständigen und natürlich zum Scheitern verurteilten Bemühens, ihre unvorstellbare Wampe zu kaschieren – die Wetten innerhalb der A&R-Abteilung gehen von 100 bis 130 Kilo aus –, eine Art sackartigen Muumuuu oder Kaftan trägt. An manchen Tagen bevorzugt sie diese Lycra-leggins, die man ausschließlich an derart unfassbar fetten Schwabbelpanzern sieht. Die Sorte, in denen ihre Schenkel wie zwei kolossale Blutwürste aussehen. Ihr Mund ist bloß ein klitzekleines Loch – ein Schmalzkringel, verloren im enormen Fleischpudding ihres Gesichts. Dieses wird von strähnigem, fettigem schwarzen Haar umrahmt und ist von bösartigen Pickelkolonien und tiefen Aknegräben zerfressen. Selbst Monstern wie Nicky wirft man gemeinhin gelegentlich ein Leckerli zu – ein Kompliment für die großen Titten etwa, oder ihren gesunden Teint, ihr schönes Haar oder so etwas. Nicky aber ist eine verfickte Aussätzige. Manchmal, wenn sie spricht, betrachte ich Trellick oder Schneider unauffällig, wie sie ihr zuhören. Ihre Gesichtsausdrücke sprechen ein und dieselbe Sprache: Woher, verdammte Scheiße, nimmst du die Nerven, mit diesem Gesicht aus dem Haus zu gehen und anständigen Leuten unter die Augen zu treten. Dass sie von Derek persönlich eingestellt wurde, liegt auf der Hand. Da sie Titten und eine Fotze besitzt, ist sie für den durchgeknallten Homo komplett unsichtbar. Denn Nicky ist unfickbar. Du kannst sie einfach nicht vögeln. Es ist schlicht unmöglich. Solltest du aufgrund einer chemisch hervorgerufenen Umnachtung, einer Alchemie aus Ketamin und Heroin, beim Erwachen Nicky neben dir im Bett erblicken, blieben dir genau zwei Optionen: Emigration oder Freitod. Flugticket oder Auspuffrohr.
    »Okay, Jungs und Mädels, weiter im Text«, kündigt Trellick an und klopft mit seinen Unterlagen auf den Tisch. Waters beginnt kurzerhand draufloszulabern und quasselt von verschiedenen Indie-Bands, die er sich angesehen hat: Ultrasound, Tampasm, Grouch, Angelica, Disco Pistol.
    Später, als wir das Meeting verlassen und hintereinander den Korridor entlangmarschieren, schlängelt sich Trellick zu mir vor und flüstert: »Was ist der Sinn des Lebens?«
    »Deine Feinde vor dir herzutreiben und dem Wehklagen ihrer Weiber zu lauschen«, antworte ich wie aus der Pistole geschossen, während Hastings vor uns die Treppe hinunterhuscht.
    ***
     
    »Das Ziel ist es, einen Gewinner zu ermitteln. Dieser Prozess macht dich gemein und niederträchtig, weil er so frustrierend ist.«
    Simon Cowell
    ***
     
    Ein paar Worte an euch hoffnungsvolle Nachwuchstalente, die ihr noch keinen Plattenvertrag habt: Fickt. Euch. Ernsthaft, eure Eltern haben völlig recht. Ihr könntet euer Erspartes statt in Gitarrensaiten genau so gut in Lottoscheine investieren – eure Chancen wären so ziemlich die gleichen. Wir bekommen jede Woche über 300 unverlangt eingesandte Demotapes. Fünf weiteren Labels innerhalb unseres Konzerns geht eine vergleichbare Zahl an Demos zu. Das macht 1500 Demos die Woche. Es gibt sechs weitere Plattenkonzerne, von denen sich die meisten aus verschiedenen Labels zusammensetzen: EMI, Universal, Warner Bros, Polygram, BMG und Sony. Alle bekommen mindestens dieselbe Menge Demos wie wir, möglicherweise sogar noch ein paar mehr. Das macht mehr als 10000 kleine Päckchen voller Hoffnungen und
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