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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends
Autoren: John Niven
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ab:
    ***
     
    From: [email protected]
    To: stevens@******records.co.uk
    Subject: Tut mir leid …
    Steven,
    es tut mir so leid, aber ich werde nach den Ferien nicht zurück zur Arbeit kommen. Ich denke, du wirst das verstehen. Die ganze Sache mit Roger, das Baby zu verlieren und all das, macht mich völlig fertig. Ich muss eine Zeit lang allein sein. Es tut mir ehrlich leid, dich derart hängen zu lassen, wo du doch dieses Jahr so verständnisvoll warst.
    Alles Liebe
    Rx
    ***
     
    Wenn ich aus dem Urlaub zurück bin, werde ich mich breitschlagen lassen, den Leuten zu erzählen, dass Rebecca ein Kind von Waters erwartete. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, ob sie es behalten wollte oder nicht. Sie weihte mich ein. Dann hatte sie eine Fehlgeburt. Sie hatte Depressionen …
    Abgesehen von derartigen, eher zweckbezogenen Sachverhalten, denke ich nur wenig an Rebecca. Und ich habe definitiv nicht vor, in nächster Zeit mit Jo zu vögeln. Es mit der eigenen Sekretärin zu treiben, kann einem so viel Ärger und Kummer einbringen – die frostige Stille, die schlampige Arbeit, ihre ständigen Ausflüge zur Toilette mit roten Augen und vollgeheulten Taschentüchern –, dass es das einfach nicht wert ist. (Einen ketamin-verstrahlten Bullen etwa, der in deinem Bad eine beschissene Leiche zerlegt.)
    ***
     
    »Ich weiß es nicht«, sage ich schließlich kopfschüttelnd, »wer weiß schon, was in den Menschen vorgeht? Wie auch immer«, gähne ich und blättere um, »scheißt auf ihn. Ein Konkurrent weniger für uns.«
    »Heilige Scheiße, Steven«, sagt Leamington, »du bist vielleicht hardcore.«
    Ich bin hardcore. Ich bin der verfickte King.
    »OI! OI!«, brüllt Ross, und ich drehe mich um.
    Etwa siebzig Meter entfernt tritt Trellick in einem kleinen Pulk ankommender Passagiere durch die Schiebetüre. Er schiebt einen Gepäckwagen vor sich her und kommt auf uns zu. Noch hat er uns nicht gesehen. Ihn umgibt diese Unsicherheit, die Leute ausstrahlen, wenn du sie siehst, bevor sie dich sehen: aufmerksam, beobachtend, verletzlich.
    »OI! LOSER!«, brülle ich, und ein paar Thais drehen den Kopf zu mir.
    Jetzt, wo er uns sieht, setzt er ein zögerliches Lächeln auf. Grinsend, den Trolley mit den Ellbogen auf Kurs haltend, zockelt er mit erhobenen Daumen durch das Gewimmel auf uns zu. Die Leute, größtenteils Thais in ihren beschissenen Schwellenland-Outfits – Trainingshose und »The Pope Smokes Dope«-T-Shirt, wie nordenglische Dorftrottel 1988 – weichen aus, springen und stürzen zur Seite, ohne dabei ihr penetrantes Lächeln abzusetzen. Und mit einem Mal realisiere ich, dass auf dem Flughafen für Silvesterabend erstaunlich viel Betrieb herrscht. Aber dann fällt mir ein, dass ihnen die Feiertage nichts bedeuten, schließlich sind hier ja alle Buddhisten. Will sagen: Denen geht eh alles am Arsch vorbei, oder?
     
    END
     

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