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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends
Autoren: John Niven
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darüber sein, dass seine Gefühle so universell sind, dass die Dinge, die er denkt und fühlt, von Millionen anderen Menschen gedacht und gefühlt werden.
    Ich schalte die Stereoanlage mit der Fernbedienung aus, lehne mich zurück und sehe zu der cremefarbenen Decke viereinhalb Meter über mir hinauf. Sechs Monate später als geplant und beinahe hundert Riesen über dem Budget sind Murdoch und seine Albaner schließlich verschwunden. Für den Raum, in dem ich mich gerade aufhalte, das Erdgeschoss-Wohnzimmer, wurde aus zwei Zimmern eins gemacht. Das gigantische Fenster eröffnet einen Blick über die Ecke Basing Street und Lancaster Road. Die einzigen Möbelstücke im Raum sind das riesige Sofa, ein massiver Hartholzcouchtisch und eine mattschwarze Wand aus Fernseh-, Video- und Stereo-Equipment. Ich werde nicht lange hierbleiben. Kurz nachdem ich Mitte Januar aus dem Urlaub zurückkehre, werde ich die Bude einem amerikanischen Banker überlassen. Die monatliche Miete ist absolut haarsträubend. Foxton’s kümmert sich um alles.
    Nächstes Jahr wollen Trellick und ich uns gemeinsam eine größere Immobilie kaufen. Der ganzen Hütte einen cremefarbenen Anstrich verpassen, alles mit Seegras-Boden auslegen, ein paar hübsche, offene Kamine einbauen und sie dann mit ordentlich Gewinn verkaufen.
    Ich stelle mein Glas ab und schlendere zum Fenster hinüber. Ein paar Straßen weiter, die Basing Street runter, links in die Westbourne Park Road, dann rechts in die Ledbury Road, wohnt Parker-Hall. Sein Haus steht zum Verkauf, gnadenlos überteuert. Es wäre zu schön gewesen, hier zu stehen – in diesem weiten, warmen, bald sehr profitablen Raum, während die Glenmorangie-Aromen meine Nase kitzeln und in meinen Augen tränen – und ihn sich vorzustellen: Wie er im Dunkeln fröstelt, sich unruhig auf seiner Pritsche hin und her wirft und mit dem Gesicht zur kalten Ziegelmauer das schmutzige Kissen über den Kopf zieht, um die Geräusche seines verbissen masturbierenden Zellengenossen zu dämpfen. Leider hat die Staatsanwaltschaft nach wenigen Wochen die Klage zurückgezogen. Trellick hatte recht: keine ausreichenden Beweise. Doch es gab auch Tröstliches zu berichten.
    Am Tag nachdem seine Kaution gestellt wurde, verkündete die Schlagzeile auf Seite vier der Sun: »Pädophiler Pop-Guru!« Unter zwei grob gerasterten Fotos – eines zeigte Parker-Hall mit dem Arm um Ellie Crush bei den Q- Awards, das andere, wie er von zwei Bullen ins Gericht geführt wird – ging der Artikel weiter: »… der für die Entdeckung des Multi-Millionen-Sellers, der Brit-Awards-Gewinnerin Ellie Crush, verantwortliche Talentscout wurde verhaftet, nachdem die Polizei die Computer in seinem Büro in West-London beschlagnahmt hatte. Auf der Festplatte des Rechners fanden die Beamten HUNDERTE von Dateien mit abartigen fotografischen Darstellungen von Kinderpornografie. Der leitende Geschäftsführer Derek Sommers, 45, gab heute bekannt, dass Parker-Halls erst unlängst geschlossener Vertrag einer eingehenden Überprüfung‹ unterzogen würde …«
    Parker-Halls Vertrag blieb unter »eingehender Überprüfung«, bis der Star am darauffolgenden Tag die Story auf der Titelseite brachte. Dann wurde er aufgelöst. Letzte Woche, nachdem die Anklage fallengelassen worden war, bestieg Parker-Hall ein Flugzeug nach Kanada. Offenbar hat er dort Verwandte.
    Letzte Woche geschah noch etwas Ulkiges …
    ***
     
    Es war Samstagnacht, und wir – ich, Trellick, Ross, Darren, Desoto und Anhang – landeten, so ungeplant wie ungewöhnlich, südlich der Themse im Club UK. Um drei Uhr früh, als alle schon völlig auf Pille von Raum zu Raum wanderten, um Weiber abzuchecken, fiel mir am Rand der Tanzfläche ein schwarzer Typ auf, der mich anlächelte. Er kam mir irgendwie bekannt vor. Ich meine, über dieses Diese-Nigger-sehen-alle-gleich-aus-Level hinaus. Er grinste mich an und deutete plötzlich mit einer Kopfbewegung nach unten. Sein Gesichtsausdruck sagte mir: »Jetzt guck doch mal.«
    Ich folgte seinem Blick abwärts – in der Erwartung, einen Schwanz oder so was zu sehen – und erblickte einen anderen schwarzen Kerl, den Kopf etwa auf Hüfthöhe. In der Dunkelheit und im Lärm des Clubs dauerte es einige Sekunden, bis ich realisierte, wer es war. Eine Hälfte seines Gesichts war total verzogen – von der Schlägerei? Von der nachfolgenden Hirnblutung? –, die andere Seite hing irgendwie schlabberig herunter. Es sah aus, als würde er mit der einen Hälfte
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