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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends
Autoren: John Niven
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Sender, und sie läuft. Du switchst durch die Fernsehprogramme und siehst das Video. Du gehst in die Disco, und all die ranzigen Asi-Kühe dort schleudern zu einem selbst kreierten Tanz ihre Handtaschen durch die Gegend, in der einen Hand eine qualmende Kensington, in der anderen ein Glas Wodka mit Limo.
    Es sind Momente wie diese, in denen einem unzweifelhaft bewusst wird, dass man einen wertvollen kulturellen Beitrag leistet.
    »Fully Grown« ist gerade die am häufigsten gespielte Platte im unabhängigen Lokalradio. Es ist die am dritthäufigsten gespielte Platte auf Radio 1. Nachdem sie die Single anfangs abgelehnt hatten, haben sie dort inzwischen begriffen, was für ein Riesenhit es werden wird. Mit aller Macht pushen sie nun den Dex & Del Mar-Remix.
    Dunn kommt jetzt täglich in mein Büro gebuckelt. Er macht Scherze. Er knufft mich in den Arm, während er mich über TV-Auftritte und Radio-Airplay auf dem Laufenden hält. Er quatscht übers Ficken und über Fußball. Bei zwei Bierchen nach der Arbeit geht er sogar so weit, mir zu erzählen, dass er von Anfang an gewusst hätte, dass »Fully Grown« ein Hit werden würde; die Nummer habe halt nur etwas Zeit gebraucht. Eine echte Zeitbombe. Und er erzählt mir, dass er immer schon Vorbehalte gegen Parker-Hall gehabt habe. Seinen schleimigen Neckereien und seinen aufgesetzten Scherzen hängt der verzweifelte Geruch eines Mannes an, der versucht, sich den Weg aus der Todeszelle zu witzeln, und den Wachleuten Kartentricks zeigt, während sie ihm die Klamotten vom Leib reißen und seine Goldfüllungen vermessen.
    Er ist ein toter Mann. Und er weiß es.
    Hinter der gläsernen Trennwand am Ende meines neuen Büros tippt die neue Aushilfe Jo (25, amtlicher Vorbau) auf ihrer Tastatur herum und nuckelt nachdenklich an einer Strähne ihres blonden Haars. Sie begegnet mir mit angemessener Demut, will sagen: Sie behandelt mich wie einen verkaterten Gott. Noch weiß sie es nicht, aber im neuen Jahr, wenn Rebecca auf mysteriöse Weise nicht aus Australien zurückkehrt, wird man ihr eine Festanstellung anbieten.
    Letzte Woche hat mich Derek auf einen Umtrunk in sein Haus eingeladen. Ich lehnte höflich ab. Er weiß, dass er aufs falsche Pferd gesetzt hat. Er weiß, dass er in der Branche nun als der bacchantische Homo gilt, der einen triebhaften Kinderschänder eingestellt hat. Zu meiner Überraschung kamen die meisten Leute ganz von alleine auf die ersehnte Gleichung: schwul + Internetzugang x Kokain = potenziell pädophil. Nächsten Dienstag – gleich nachdem wir die Platzierung der Songbirds in den Midweeks erhalten haben – sind wir zum Lunch verabredet, um über meinen neuen Job zu reden.
    Er wird zahlen.
    Ein paar hundert Meter weiter, auf der Portobello Road, kaufen die Leute bereits Christbaumschmuck und Geschenkpapier. Sie kaufen Hotdogs mit Röstzwiebeln. Mein einziges Geschenk habe ich längst besorgt: eine Reise über Weihnachten und Neujahr für meine Mutter und ihren Freund in die Karibik. Im Prinzip ist es sowohl ein Geschenk an sie als auch an mich, denn immerhin bedeutet es, dass ich sie in den Ferien nicht sehen muss. Aber ich bin ja ohnehin nicht da.
    Ross – dieser Flachwichser – streunt herein und mischt sich in den Streit ein. Ich glaube, er ergreift Partei für die Mädels. Joey und Chandler machen sich vom Acker. Chandler dreht sich im Rausgehen noch einmal um und reißt einen Witz. Nicht zum ersten Mal frage ich mich, ob es wohl machbar wäre, eine Reihe mit pornografischen Friends- Videos zu produzieren. Gedreht in einem Nachbau des Originalsets mit guten Doubeln und einem vernünftigen Produktionsbudget – nichtsdestotrotz aber absolute Hardcore-Filme. Die Folge mit dem ständigen Fisting … Phoebes Sandwich-Fick … Die mit dem GHB und den Liebeskugeln. Man könnte sogar ein Spin-off für die Schwuchteln und Lesben machen: Joey und Chandler trauen sich endlich, sie sehen sich zärtlich in die Augen, ein dicker Faden weißer Soße verbindet Chandlers Lippe mit Joeys zuckendem Schwanz. Monica und Rachel bei ausgiebigem, ekstatischem 69. Die mit dem 25-Zentimeter-Umschnall-Dildo. Natürlich müsste man mit gewaltigen rechtlichen Problemen rechnen. Es müsste also alles ziemlich konspirativ gehandhabt werden. Aber ich bin mir sicher, dass es einen riesigen Markt dafür gibt.
    Jemand, der seinen Lebensunterhalt damit bestreitet, den Geschmack von Millionen geschmacklosen Schwachköpfen zu antizipieren und zu modellieren, muss sich im Klaren
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