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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends
Autoren: John Niven
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Fünf-Sterne-Urlaubsreisen und Montecristos? Warum schmeißt er nicht säckeweise Kohle für Armani- und Paul-Smith-Klamotten zum Fenster raus? Er verdient genug. Was, verfickt noch mal, läuft da schief? Er ist ein echt netter Kerl mit einem ausgesprochen guten Musikgeschmack, jemand, der Leute mit Anstand und Respekt behandelt und der einer Hitplatte niemals näher gekommen ist als bei seinen samstäglichen Ausflügen in den HMV Er ist ein beschissener Verlierer, und wie so einer es jemals zum A&R bringen konnte, will mir einfach nicht in den Kopf. Einerseits geht es mir völlig am Arsch vorbei, ob Rob lebt oder stirbt. Andererseits gab es Zeiten, in denen ich ausgesprochen glücklich darüber war, dass es ihn gab. Denn er ließ mich gut aussehen. Ich könnte locker lobotomisiert sein und würde meinen Job immer noch besser machen als Hastings. Trellick und Derek interessiert ausschließlich, was unterm Strich für sie übrig bleibt, denn das wirkt sich direkt auf ihren Bonus aus. Und konsequenterweise würde jeder von ihnen Rob nur allzu gerne feuern. Feuern? Scheiße, sie würden ihn umbringen lassen, wenn sie könnten. »Rooab«, brummelt Trellick, »würdest du uns bitte auf den neuesten Stand in Sachen Sound Collective bringen?«
    Peinliche Stille breitet sich aus, als Rob auf seinem Stuhl eine aufrechte Haltung einnimmt, um die wöchentliche Abreibung für dieses Thema zu empfangen. Das Sound Collective – ein loser Zusammenschluss von DJs, Rappern, Produzenten und MCs vom Southend – hat Rob vor achtzehn Monaten wegen ein paar überschwänglichen Artikeln in der Dance- und Style-Presse sowie einigen Einsätzen im Radio-1-Nachtprogramm unter Vertrag genommen. Rob kümmert sich seitdem um sie, ohne dass wir der Veröffentlichung einer Platte dabei ein Stück näher gekommen wären als zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung. Vermutlich dürfte sogar meine Mutter eher ihr Debütalbum herausbringen als The Sound Collective, die offenbar glauben, unsere Rolle sei es, Berge von Cash auf ihr Konto zu schaufeln und dabei brav unsere verfickten weißen Mäuler zu halten. Wir haben inzwischen rund 400 Riesen investiert und noch nicht einen Takt Musik gehört.
    Rob dreht sich eine Zigarette und macht auf nonchalant. »Der neueste Stand? Ja klar, natürlich. Ähm … ich bin letzte Woche da runtergefahren. Es … äh … es fügt sich eins zum anderen.«
    Trellick: »Aha. Gut. Geht es vielleicht auch noch etwas präziser?«
    »Klar, du kannst dir ja nicht vorstellen, wie weit die mit dem Studio schon sind. Sie haben den Aufnahmeraum in so einer Art himmelblau gestrichen.« Die Leute starren ihn an. Ich frage mich, ob er bekifft ist.
    »Gut. Gut«, sagt Trellick, der langsam die Geduld verliert. »Haben wir inzwischen Musik?«
    »Noch nicht, nein. Die Sache ist die, Max Man, ihr Rapper, er musste nach Trinidad zurück, um …« Als wäre es völlig selbstverständlich, labert er munter weiter davon, wie diese antriebslosen Hottentotten unser Geld verpulvern. Hin und wieder schaufeln sich Leute in diesen Meetings ihr eigenes Grab. Aber Rob baut sich gerade ein beschissenes Mausoleum. Derek läuft rot an, von Mauve über Zinnober zu fluoreszierendem Magenta, der Farbe seines Hemdes.
    Dereks Kleidung repräsentiert alles, was er ist: eine vermögende, psychotische, geschmacklose Schwuchtel mittleren Alters. Grotesk übergewichtig, wie er ist, bevorzugt er wogende Hemden von Versace und Ralph Lauren in Fuchsiapink, Smaragdgrün, Kanarienvogelgelb und längsgestreiften Kombinationen aller drei Farbtöne. Es ist der verzweifelte Versuch, seine enorme Leibesfülle zu verhüllen. Sein schwarzes Haar und das kleine Bärtchen sind silbern gesprenkelt, sein Haar wird nach oben hin dünner, während es an den Seiten ein üppiges Walmdach bildet. Sein Standardgesichtsausdruck, den er benutzt, wenn er auf »Stand-by« ist und sich nicht gerade bemüht, jemanden darzustellen, ist bemerkenswert: Unter seinen schweren Lidern rotieren die Augen, inspizierend, abschätzend. Der leiseste Anflug eines Lächelns oder spöttischen Grinsens tänzelt zitternd wie elektrischer Strom über seine schmale Oberlippe, ein rhythmisches Pulsieren, je nach Stimmungslage mal sanft, mal heftig flackernd. Darüber die purpurnen Nasenlöcher – das Purpur eine schmerzhafte Erinnerung an die höllischen Mengen von Kokain und Poppers, die er ohne Zweifel letzte Nacht dort hinauf gejagt hat. Im Ernst, er sieht aus wie der verfickte Caligula. Entstellt und
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