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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter
Autoren: David Baldacci
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PROLOG

    Umhüllt vom sanften Dunkel, das über dem ländlichen Virginia lag, glitt der Chevy Suburban über die Straße. Der einundvierzigjährige Adnan al-Rimi saß am Steuer und konzentrierte sich auf die kurvenreiche Strecke. Hier gab es viel Wild, und Adnan hatte keine Lust, plötzlich das blutige Geweih eines Hirschs durch die Windschutzscheibe krachen zu sehen. Adnan hatte es überhaupt satt, ständig attackiert zu werden. Er nahm seine behandschuhte Faust vom Lenkrad und tastete nach der Pistole, die unter seinem Jackett im Halfter steckte. Für ihn war die Waffe nicht bloß eine Beruhigung, sie war eine Notwendigkeit.
    Auf der Rückbank saßen zwei seiner Begleiter. Der eine, der gerade munter in ein Handy plapperte, war Mohammed al-Zawahiri, ein Iraner, der kurz vor den Terroranschlägen des 11. September 2001 in die USA eingereist war. Neben ihm saß ein Afghane namens Gul Khan, der sich erst seit wenigen Monaten in den Vereinigten Staaten aufhielt. Khan war ein muskulöser Hüne mit kahlrasiertem Schädel. Er trug eine Tarnjacke und überprüfte soeben mit geschickten Fingern seine Maschinenpistole, schob das Magazin in den Ladeschacht und stellte die Waffe auf Zwei-Schuss-Feuerstöße ein. Regentropfen prasselten gegen die Scheiben. Khan beobachtete müßig, wie sie am Seitenfenster hinunterrannen.
    »Nette Gegend«, sagte er auf Paschto, ein Dialekt, den Adnan nur mit Mühe verstand. »In meiner Heimat verrotten die Kadaver russischer Panzer auf den Äckern.« Mit tiefer Befriedigung fügte er hinzu: »Und massenhaft amerikanische Kadaver. Die Bauern pflügen einfach um sie herum.«
    Adnan blickte in den Innenspiegel. Er fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, dass hinter ihm ein Mann mit Maschinenpistole saß, mochte er auch islamischer Glaubensbruder sein. Ebenso wenig traute er Mohammed, dem Iraner, über den Weg. Adnan-al Rimi war in Saudi-Arabien geboren, aber schon als Junge in den Irak ausgewandert. Er hatte in dem grauenvollen Krieg zwischen dem Irak und dem Iran gekämpft und hegte noch heute eine heftige Abneigung gegen den Iran. Und Mohammed al-Zawahiri war Perser, kein Araber, was Adnans Misstrauen noch tiefer machte.
    Mohammed beendete das Telefongespräch, wischte einen Dreckspritzer von seinen original amerikanischen Cowboystiefeln, warf einen Blick auf seine teure Armbanduhr, lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an. Er sagte etwas auf Farsi, und Khan lachte. Der Atem des Afghanen roch intensiv nach Zwiebeln.
    Adnan packte das Lenkrad fester. Es behagte ihm nicht, dass der Iraner mit ernsten Angelegenheiten so schnoddrig umging.
    Sekunden später hörte Adnan ein Geräusch und blickte zum Seitenfenster hinaus. Auch Mohammed hatte das Geräusch gehört. Er ließ die Scheibe herunter, steckte den Kopf ins Freie und blickte zum bewölkten Himmel hinauf. Als er rote Lichter blinken sah, rief er Adnan eine Anweisung zu. Adnan gab Gas. Die beiden Männer auf der Rückbank schnallten sich an. Der Chevy jagte über die gewundene Landstraße, wobei Adnan einige Kurven so eng nahm, dass die Männer auf der Rückbank sich krampfhaft an den Haltegriffen festhalten mussten.
    Doch kein Auto der Welt konnte auf einer solch kurvigen Strecke einem Hubschrauber entkommen.
    Mohammed erteilte Adnan auf Farsi den Befehl, den Wagen unter eine Baumgruppe zu lenken, um dort abzuwarten, ob der Helikopter weiterflog. »Vielleicht hat es einen Unfall gegeben«, sagte er und blieb beim Farsi. »Könnte es ein Rettungshubschrauber sein?«
    Adnan zuckte die Achseln. Er beherrschte Farsi nicht allzu gut, sodass er die Nuancen dieser Sprache nicht immer erfasste. Doch man musste kein Linguist sein, um die Furcht in Mohammeds Stimme zu bemerken. Adnan lenkte den Wagen unter eine Baumgruppe und hielt. Die Männer stiegen aus und duckten sich neben das Fahrzeug. Khan richtete die Maschinenpistole gen Himmel. Adnan zückte ebenfalls die Waffe. Mohammed behielt lediglich das Handy in der Faust und blickte unruhig nach oben. Einen Augenblick hatte es den Anschein, als wäre der Hubschrauber verschwunden; dann aber fiel direkt über den Männern der Lichtstrahl eines Suchscheinwerfers durch das Blätterdach.
    »Scheiße!«, stieß Mohammed auf Englisch hervor. Er nickte Adnan zu und gab ihm damit zu verstehen, er solle die Lage genauer prüfen.
    Geduckt lief der Iraker zum Rand der Baumgruppe und spähte zum Himmel. Der Hubschrauber schwebte zwanzig Meter über den Wipfeln. Adnan kehrte zu seinen Gefährten
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