Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
Ausdruck zu verleihen. Und er pochte auf sein Recht.
    Stone kehrte ins Freie zurück und blickte hinüber zu den Sicherheitsleuten, die mit halbautomatischen Pistolen und Maschinenwaffen ausgestattet waren und hin und wieder in Funkgeräte sprachen. Sie alle kannten Stone und verhielten sich ihm gegenüber auf wachsame Weise höflich, so wie Leute jemandem begegnen, von dem sie befürchten, er könnte jeden Moment auf sie losgehen. Stone seinerseits achtete darauf, den Sicherheitsleuten Respekt zu zeigen. Personen gegenüber, die Maschinenwaffen trugen, verhielt man sich allemal respektvoll. Oliver Stone war zwar alles andere als ein Durchschnittsbürger, aber verrückt war er deshalb noch lange nicht.
    Er bekam Blickkontakt mit einem der Sicherheitsleute, der ihm daraufhin zurief: »He, Stone, ich hab gehört, Zappelphilipp ist mit dem Stuhl umgekippt! Gib die Meldung weiter!«
    Einige andere Sicherheitsbeamte lachten über die Bemerkung, und selbst auf Stones Lippen legte sich ein Lächeln. »Wird gemacht«, rief er zurück. Er hatte gesehen, wie der Spaßvogel nur wenige Schritte von der Stelle entfernt, an der Stone nun stand, einen Mann niedergeschossen hatte. Der Gerechtigkeit halber muss allerdings erwähnt werden, dass der Mann vorher auf den Sicherheitsbeamten gefeuert hatte.
    Stone zog die abgewetzte Hose höher um die schlanke Taille, strich die langen angegrauten Haare nach hinten und blieb einen Moment lang stehen, um den Schnürsenkel des rechten Schuhs neu zu binden. Stone war ein großer, hagerer Mann; das Hemd war ihm zu weit, die Hose zu kurz. Und mit den Schuhen hatte er andauernd Probleme.
    »Du brauchst Klamotten neue, Oliver«, sagte in der Dunkelheit eine Frauenstimme. Stone hob den Blick und sah sie an der Statue des Generalmajors Comte de Rochambeau lehnen, eines Helden der Amerikanischen Revolution. Rochambeaus ausgestreckter Finger deutete auf irgendetwas – auf was, hatte Stone nie herausgefunden. Das Denkmal des preußischen Barons Steuben stand an der Nordwestseite, die Statue des polnischen Generals Kosciuszko an der Nordostseite des sieben Morgen großen Parks, an dessen Rand sich Stone nun aufhielt. Die Denkmäler zauberten jedes Mal ein Lächeln auf sein Gesicht. Inmitten von Revolutionären fühlte Oliver Stone sich wohl. »Du musst wirklich haben mal neue Klamotten, Oliver«, meinte die Frau, wobei sie sich im tiefbraunen Gesicht kratzte. »Und Haarschnitt, ja. Eigentlich du brauchst Rundumerneuerung, Oliver.«
    »Na klar«, antwortete Stone. »Aber es ist alles eine Frage der Prioritäten, und zum Glück ist Eitelkeit nie eine meiner Schwächen gewesen.«
    Die Frau nannte sich Adelphia. Sie besaß einen Akzent, den Stone nicht einordnen konnte. Slawisch, wahrscheinlich. Besondere Schwierigkeiten hatte Adelphia mit den Verben, die sie an reichlich unpassenden Stellen einflocht. Sie war eine große Frau mit langem schwarzem Haar, in dem sich die ersten grauen Strähnen zeigten, und tief sitzenden, düsteren Augen. Ihr Miene war meist finster, doch bisweilen hatte Stone eine Art bärbeißige Gutmütigkeit bei ihr erlebt. Ihr Alter ließ sich nur schwer schätzen, aber jünger als er war sie auf jeden Fall.
    Das fast zwei Meter hohe, frei stehende Spruchband vor ihrem Zelt drohte:
EIN FÖTUS IST LEBEN
WER GLAUBT ES NICHT, MUSS IN HÖLLE
    Feingeistigkeit konnte man Adelphia nicht gerade nachsagen. Für sie existierte nur die Trennlinie zwischen Schwarz und Weiß. Grautöne gab es für sie nicht, obwohl sie in einer Stadt lebte, die diese Farbe erfunden haben könnte.
    Auf dem kleinen Schild vor Stones Zelt stand schlicht und einfach:
ICH WILL DIE WAHRHEIT WISSEN
    Selbst nach all den Jahren hatte er die Wahrheit noch nicht aufgedeckt. Aber war jemals eine Stadt erbaut worden, in der es schwieriger war, die Wahrheit aufzuspüren?
    »Ich geh holen Kaffee, Oliver. Du möchtest auch? Ich Geld.«
    »Nein, danke, Adelphia. Ich muss noch weg.«
    Sie furchte die Stirn. »Wieder so ein Sitzung, wo du willst hin? Was du hast davon? Du kein junger Spund nicht mehr, und sollst nicht laufen in Dunkel herum. Hier gefährliche Gegend.«
    Stone sah hinüber zu den Bewaffneten. »Mir kommt es eher so vor, als wäre es hier besonders sicher.«
    »Ein Haufen Kerle mit Knarren für dich Sicherheit?«, erwiderte Adelphia patzig. »Von Sinnen bissa wohl, sag mal.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Stone. »Vielen Dank jedenfalls für deine Anteilnahme.«
    Adelphia hätte sich jetzt gern mit ihm gezankt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher