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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition)
Autoren: Andy Remic
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Schulter rieb.
    »Ich zeige ihn dir noch mal bei Gelegenheit«, meinte Saark und verzog das Gesicht.
    Das Geräusch der Canker, die sie verfolgten, wurde lauter.
    »Das ist übel«, meinte Saark. Auf seinem mitgenommenen Gesicht zeigte sich Furcht, und seine Augen blickten gehetzt.
    »Wir brauchen eine Stelle, die wir verteidigen können. Eine Treppe, irgendetwas Schmales.« Kell streckte Ilanna aus. »Da drüben. Dieser Turm da.«
    Das Gebäude war riesig, und auch hier waren die Wände geborsten und irgendwie verschoben, von Rissen durchzogen und von Steinen, die sich durch eine ungeheure Kraft verschoben zu haben schienen. Ein eisiger Wind heulte durch den viereckigen Turm, und ein säuerlicher Gestank nach Schwefel stieg ihnen in die Nase.
    »Da gehe ich nicht rein«, erklärte Saark.
    »Hier draußen werden wir sterben!«, fuhr Kell ihn an und setzte sich in Bewegung.
    Die Canker bogen um eine Ecke. Es waren mindestens Hundert von diesen Kreaturen, die knurrten, sich gegenseitig mit ihren Klauen schlugen und in einer bunt zusammengewürfelten Horde durch die schmale Straße strömten. Sie stießen sich, kämpften miteinander, weil jeder als Erster fressen wollte, süßes, frisches Fleisch reißen wollte. Kell rannte zum Turm und gelangte durch eine offene Tür in eine hohe Eingangshalle, in der Trümmer und Müll herumlagen, Reste alter Lagerfeuer, Steine und verbogene Eisenteile, die vollkommen verrostet waren, so dass man ihre Form und ihren Zweck nicht mehr erkennen konnte. Dann blieb er stehen und sah sich hastig um. »Da«, meinte er. Saark war dicht hinter ihm, viel zu dicht.
    »Wir werden sterben.« Er klang hoffnungslos.
    »Halt den Mund, Junge, sonst bringe ich dich höchstpersönlich um.«
    Sie rannten los und kamen vor einer schmalen Treppe rutschend zum Stehen. Kell blickte hoch und sah den Himmel weit über sich, sehr weit, vielleicht zwanzig Stockwerke entfernt, geradewegs nach oben. Der Turm hatte kein Dach, und Schneeflocken wirbelten herunter. Die Treppe führte in einem Kreis nach oben. Sie war breit genug für zwei Männer nebeneinander und hatte ein wackliges, rostiges, zumeist verrostetes Geländer, welches die einzige Barriere zwischen den Stufen und einem tiefen Sturz auf den harten Untergrund bildete. Kell rannte hoch, dankbar, dass die Treppe aus Stein gebaut war. Saark folgte ihm. Sie rannten schweigend weiter, verfolgt von Knurren und heiserem Bellen. Als Kell zu dicht an den Rand der Treppe trat, bekamen die Steine einen Riss und brachen ein, rissen ein Viertel des Treppenhauses mit sich in die Tiefe. Kell sprang hastig zurück, weil er beinahe mit abgestürzt wäre.
    Saark starrte Kell an. Sein geschwollenes Gesicht war schweißüberströmt, aber er sagte nichts.
    »Halt dich dicht an der Wand«, riet ihm Kell.
    »Darauf bin ich schon selbst gekommen, mein Alter.«
    Mittlerweile hatten die Canker ebenfalls das Treppenhaus gefunden. Sie stürmten hinauf, miteinander kämpfend und knurrend. Saark blickte hinab, Kell jedoch stürmte weiter hoch, mit grimmigem Gesicht und Eis und Blut in seinem Bart. Seine Augen waren dunkel, und seine Gedanken überschlugen sich.
    Die Canker kamen schnell voran, ihre Krallen kratzten auf den eisigen Stufen. Die beiden Männer erreichten keuchend und vollkommen schweißüberströmt einen Treppenabsatz in der Mitte, etwa im zehnten Stock, auf halbem Weg zur Spitze des Turms. In dem Moment tauchte der erste Canker auf, ein riesiges, räudiges Biest mit Büscheln aus rötlichem Fell und grünen Augen. Kells Axt spaltete ihm den Schädel, und Saarks Rapier schlitzte ihm den Bauch auf. Die Bestie stürzte, wobei sie Stücke der Mechanik und viel Blutöl verlor. Die beiden Männer rannten über den Treppenabsatz zur nächsten Treppenflucht, als eine ganze Meute von Cankern auf dem schmalen Absatz auftauchte.
    »Lauf!«, schrie Kell Saark zu und blieb auf der Treppe stehen. Er drehte sich um, die Axt erhoben, während die knurrende Masse von Monstern nur ein paar Schritte von ihm entfernt war. Im selben Moment bildeten sich Risse im Treppenhaus, und es dröhnte im Turm. Kell hob seine Axt und hämmerte auf den Treppenabsatz, immer wieder. Der ganze Boden erbebte unter dem Gewicht der Canker und dem Aufprall der Axt; die Bestien hatten ihn fast erreicht, er konnte schon ihren stinkenden Atem riechen, als ein gewaltiger Spalt mit einem lauten Krachen im Turm aufriss und der Treppenabsatz abstürzte, mit einem ganzen Stockwerk von Stufen. Er stürzte in die Tiefe
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