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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition)
Autoren: Andy Remic
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    Kell traf nur einmal auf zwei Albino-Wachen, aber der alte Mann bewegte sich so schnell, dass sie ihn nicht einmal kommen sahen. Er brach einen Kiefer, ein Genick und kniete sich dann auf den zweiten, am Boden liegenden Wachposten, nahm sein Gesicht zwischen seine großen Pranken und drehte seinen Kopf mit einem Ruck zur Seite. Ein widerliches Knacken, dann stand Kell auf, nahm eines der kurzen, schwarzen Schwerter der Albinos und sah zu Saark hinüber.
    »Hilf mir, die Leichen zu verstecken.«
    Saark nickte, und ihm wurde klar, dass Kell auf einem schmalen Grat puren Wahnsinns balancierte. Er hatte sich verändert. Etwas hatte sich in dem alten Krieger verändert. Er war … härter geworden, erheblich wilder, viel brutaler; und vollkommen gnadenlos.
    Sie schlichen zwischen schwarzen Zelten hindurch, an glühenden Lagerfeuern vorbei, und schließlich streckte Kell die Hand aus. Es war Leanorics Zelt, dasselbe, in dem Kell vor nur wenigen Stunden selbst gestanden hatte. Kell wusste, dass Graals Arroganz ihn verleiten würde, dort zu residieren. Das hatte Kell schon in seinen Anfängen als Soldat gelernt: dass die meisten Generäle sich für Götter hielten.
    Er blieb stehen und hob eine blutverschmierte Hand. Saark hielt ebenfalls an, duckte sich und sah hinter sich. Kell glitt langsam in das Zelt und war verschwunden. Saark spürte eine Gänsehaut auf seinen Armen und am Hals, und machte Anstalten, Kell in das Zelt zu folgen, erstarrte dann jedoch plötzlich. Er warf noch einmal einen Blick zurück, denn General Graal schien sich aus dem Eisrauch zu materialisieren. Hinter ihm marschierte eine Abteilung von Albino-Soldaten, schwer bewaffnet und gepanzert, und diesmal trugen sie auch schwarze Helme, die mit verschlungenen Runen verziert waren. Graal blieb stehen und lächelte Saark an. Kalte Furcht zuckte wie ein Splitter durch das Herz des Dandys.
    »Kell?«, flüsterte er. Dann wiederholte er lauter, ohne Graal aus den Augen zu lassen: »Kell!«
    »Was ist denn los?«, fuhr Kell ihn an, während er aus dem Zelt trat. Dann fiel sein Blick auf Graal, und seine Augen glitzerten. »Ah, da bist du ja, Jungchen.«
    »Suchst du das hier?« Graal hob Ilanna hoch, so dass das Mondlicht auf ihren schwarzen Schmetterlingsklingen schimmerte.
    »Gib sie mir.«
    Graal hämmerte die Axt in den Boden. Die Albino-Soldaten hinter ihm zückten ihre Klingen. »Verrate mir, wie ich sie zu meiner Streitaxt machen kann, dann wirst du leben. Sag mir, wie ich mit dieser Blutgebundenen sprechen kann.«
    »Niemals!«, fuhr Kell ihn an.
    Graal trat vor, senkte einen Augenblick den Kopf, hob ihn dann und blickte Kell an. Seine blauen Augen glitzerten ebenfalls. »Das stimmt mich nicht sonderlich fröhlich«, antwortete er leise.
    »Ach was. Ich habe bereits seit einiger Zeit über ein höchst merkwürdiges Mysterium nachgedacht«, antwortete Kell, stemmte seine Hände in die Hüften und erwiderte unerschrocken Graals Blick. »Wie kommt es, Jungchen, dass du das Gesicht und die Haut und die Haare dieser Albino-Mistkerle rund um dich herum hast … deine Augen jedoch blau sind? Und dein Blut rot?« Kell kratzte seinen Bart. »Wie ich sehe, hast du die Reißzähne der Vachine, und doch sind die Vachine meistens dunkelhaarig, nicht wie diese weibischen Soldaten hinter dir. Was bist du, Graal? Irgendein unwertes Halbblut?«
    »Im Gegenteil«, erwiderte Graal und trat noch einen Schritt dichter an Kell heran. Seine Augen waren hart geworden, jeglicher Spott war aus seinem Gesicht verschwunden. Saark begriff, dass Kell mit seinen Worten irgendeinen Nerv tief im Inneren des Mannes getroffen hatte. »Ich bin von purem Blut«, antwortete Graal. »Ich bin Ingenieur. Ich bin Uhrwerker. Vor allem jedoch bin i…« Er sprang vor und schlug mit beiden Armen zu, Kell jedoch reagierte unglaublich schnell, blockte den Schlag ab und trat einen Schritt zurück. »Ich bin einer der ersten Vachine; einer von den dreien, von denen alle anderen abstammen.«
    Kell grinste. »Wusste ich’s doch. Ich hatte mir schon gedacht, ich würde etwas Uraltes, Verfaultes riechen.«
    Graal schnarrte und schlug erneut zu, Kell jedoch duckte sich unter dem Schlag weg, bewegte sich mit geradezu übermenschlicher Geschwindigkeit und traf Graal mit einem rechten Haken, der den General ziemlich durchschüttelte. Er wirbelte herum, ließ sich vom Schwung des Schlages mitreißen, wobei er Kells Arm packte und ihn zu Boden schleuderte. Kell rollte sich zur Seite, als Graals Stiefel
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