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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition)
Autoren: Andy Remic
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Stürme die Stadt von Alt-Skulkra heimgesucht.
    Die Pferdehufe klapperten laut auf dem schwarzen Stahlpflaster. Die Welt um sie herum schien in Schweigen zu versinken. Nebel sammelte sich an den Straßenecken. Saark erschauerte und drehte sich um, blickte zu den zerschmetterten Toren, durch die sie die Stadt betreten hatten. Der Nebel trübte seinen Blick, aber er hätte schwören können, dass er mindestens einhundert Albino-Soldaten dort sah, die sich dort mit gezückten Schwertern sammelten, die sich aber … weigerten, die Schwelle zu überschreiten.
    Sie haben Angst, dachte er.
    Oder sie wissen etwas, das wir nicht wissen.
    »Sie haben offenbar keine Lust, uns hierher zu folgen«, erklärte Saark. Seine Stimme hallte laut durch den uralten, feuchten Ort. Sie wurde von den verfallenen Gebäuden zurückgeworfen, von Türmen, die einst majestätisch gewesen sein mochten, jetzt jedoch nicht viel mehr waren als Schutthaufen.
    »Gut!«, erwiderte Kell gereizt. »Hör zu. Wenn wir es schaffen, die Stadt zu durchqueren, schlagen wir die Richtung nach Nordosten ein, reiten durch den Forst der Steinlöwen. Danach folgen wir dem Selenau bis nach Jalder, und dann weiter hoch zum Schwarzspitz-Massiv …«
    »Sie ist in Sicherheit.« Saark starrte Kell an. »Sie werden ihr nichts tun. Myriam hat zu viel zu verlieren, wenn sie dich weiter reizt. Sie weiß, dass Nienna das einzige Unterpfand ist, das sie hat.«
    Kell nickte, aber seine Augen waren dunkel und undurchdringlich. Er spürte das träge Pulsieren des Giftes in seinem Körper, das neben dem Blutband von Ilanna durch seine Adern strömte. Es war ein seltsames Gefühl, und selbst in diesem Moment schien sein Kopf davon umwölkt zu sein, seine Gedanken unklar. Schwäche drohte ihn zu überkommen, doch Kell biss die Zähne zusammen und zwang sich, weiterzumachen.
    Sie ritten etwa eine halbe Stunde im Galopp durch die Stadt, und die Pferde waren extrem nervös. Sie hatten die Ohren angelegt und verdrehten die Augen. Es erforderte all ihre Reitkünste, die Tiere zu beruhigen; vor allem, weil sie keine Zügel hatten.
    Dann hörten sie das Knurren.
    Kell fluchte.
    Saark runzelte die Stirn. »Was ist das?«
    »Die Mistkerle wollten nicht selbst hierherkommen, o nein.«
    »Also, was ist das?«, setzte Saark nach.
    »Die Canker. Sie haben die Canker losgelassen.«
    Saark wurde bleich und stieß voller Panik und Schmerz die Luft aus. »Das ist nicht gut, mein Freund«, stellte er schließlich fest.
    Kell trieb sein Pferd weiter, und sie galoppierten über breite Straßen, die von Süden nach Norden und Westen nach Osten führten. Der Nebel wurde dichter, die Straßen wurden schmaler, und offenbar kamen sie in ein Industriegebiet. Die Gebäude bestanden jetzt hauptsächlich aus Fabriken und Blocks mit riesigen, kalten Türmen aus Stein. Die Fenster waren alle längst zersplittert, die Türen schon vor langer Zeit verrottet und verschwunden. Die Pferde wurden immer aufgeregter, und das Knurren und Schnarren der sie verfolgenden Canker wurde lauter und hallte immer deutlicher durch die Häuserschluchten.
    »Wir werden es nicht schaffen«, erklärte Saark, der die Augen weit aufgerissen hatte, als seine Anspannung stieg.
    »Halt die Klappe.«
    Sie bremsten die Pferde ein wenig, die fast nicht mehr zu kontrollieren waren, bis Kells Wallach sich schließlich aufbäumte, vor Entsetzen schrill wieherte und ihn abwarf. Er landete mit einem lauten Plumps auf dem Boden, rollte sich über die Steinfliesen ab und sprang hoch, die Axt in seinen riesigen Händen und mit glühenden Augen, aber da war nichts. Dunkelheit schien sich über sie zu stülpen, und Nebel waberte durch die Luft. Das Pferd galoppierte davon und verschwand in den Schatten.
    Dann hörten sie in der Ferne ein Krachen, ein qualvolles Wiehern; danach war es wieder still.
    Kell wirbelte herum und blickte zu den hohen Steinwänden, die sie umringten. Es war kalt. Sein Atem bildete Wolken. Und in das Blut in seinem Bart mischten sich Eisbrocken.
    »Steig hinter mir auf.« Saark beugte sich herunter und wollte Kells Arm nehmen. Doch in dem Moment bäumte sich sein eigenes Tier ebenfalls auf, und er machte einen Purzelbaum rückwärts und landete in einer Hocke auf dem Boden, mit gezücktem Rapier und vor Schmerz weißem Gesicht. Das Pferd schoss davon und war in wenigen Sekunden zwischen den riesigen Mauern aus uraltem Stein verschwunden.
    »Netter Trick«, knurrte Kell, der sich seinen schmerzenden Ellbogen und die geprellte
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