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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition)
Autoren: Andy Remic
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sich so weit erstreckte, wie das Auge blicken konnte. Aber davor, auf der Straße, sah er …
    Saark rieb sich die Augen. Die Schwellung seines verletzten Auges war ein bisschen abgeklungen, aber trotzdem konnte er nicht begreifen, was er da sah. Riesige, schwarze, rechteckige Objekte schienen die Große Nordstraße vollkommen auszufüllen; und zwar von den uralten Verbindungsstraßen von Alt-Skulkra bis nach Norden, so weit er es übersehen konnte. Saark strich sich den Schnurrbart, und sein Mund war trocken. Furcht meldete sich, ein stets gegenwärtiger und unerwünschter Freund.
    »Die Blutraffinerien«, sagte Kell neben ihm. Saark zuckte heftig zusammen vor Schreck.
    »Was?«
    »Auf der Straße. Das ist das, was du da siehst. Die Vachine müssen Blut raffinieren; sie brauchen Blutöl, um zu überle ben.«
    Saark dachte darüber nach. »Sie haben ihre Maschinen mitgebracht?«
    »Ja.« Kell nickte. Er war ernst. Unter ihnen hörten sie neues Grollen, ein Knurren, und dann das heftige Kratzen von Klauen. Die Canker hatten offenbar einen Weg an der eingestürzten Treppe vorbei gefunden. Und jetzt waren sie auf dem Weg nach oben.
    »Also haben sie gewonnen?«, erkundigte sich Saark.
    »Nein!«, fauchte Kell. »Wir werden sie bekämpfen, wir werden bis zum bitteren Ende gegen sie kämpfen!«
    »Sie werden unser Volk massakrieren«, meinte Saark, dem die Tränen in den Augen standen.
    »Das werden sie allerdings, mein Junge.«
    »Die Männer, die Frauen und die Kinder von Falanor.«
    »Ganz recht. So, und jetzt zück dein Schwert. Da wartet Arbeit auf uns.« Kell trat an die Öffnung, die zur Treppe führte. Das Brüllen der Canker wurde lauter. Es waren viele, und ihr Knurren war furchteinflößend.
    Saark trat neben Kell, das Rapier in der Hand und den Blick auf den schwarzen Schlund der Öffnung gerichtet.
    »Kell?«
    »Ja, Saark?«
    »Wir werden hier oben sterben, hab ich recht?«
    Kell lachte, und sein Lachen klang herzlich, zeugte von aufrichtigem Humor. Er schlug Saark auf den Rücken, rieb sich dann nachdenklich den blutigen Bart und erwiderte mit funkelnden Augen: »Wir alle sterben irgendwann, Jungchen.«
    Im selben Moment stürmten die ersten Canker aus der Öffnung, mit wirbelnden Klauen und gefletschten Reißzähnen und vor Hass verzerrten Gesichtern.
    Mit einem lauten Brüllen griff Kell sie an.

DIE SAGA VON KELLS LEGENDE
    Der mächtige Kell stand auf sandigen Gestaden,
    Hatte bereitwillig die Langweiler aus dem Palast
    Vertrieben,
    Jetzt brütete er über den Ruhm gnadenloser Tage,
    Während zu seinen Füßen hockend Barden sein Loblied sangen,
    Doch seine alte Axt lag jetzt neben ihm,
    Eine Waffe des Schreckens, blutig vom Völkermord,
    Während das Meer sein süßes Flüstern zu ihm wehte,
    Seine Stimme ihn lockend und liebevoll einlud zu schwimmen,
    Ein ewiges Bett, rezitierte es, ich bringe dir langen, tröstenden Schlaf,
    Komm zu mir, mein Liebling, und bitte, weine jetzt nicht.
    Unser Held aus alter Zeit, er spürte nicht die Furcht
    Längst geschlagener Schlachten, die Angst der Kinder, lange tot.
    Er träumte vom Gemetzel am Valantrium-Moor,
    Von tausend toten Feinden. Es konnte kein Heilmittel gegen das gemeine Böse geben, nicht gegen schreckliche Taten,
    Die Männer, die sich dem Schlechten zukehrten, musste er
    Wie Unkraut jäten,
    Seine mächtige Axt summte, Ilanna mit Namen,
    Zwillingsklingen aus scharfem Stahl, und ohne jede Scham
    Über die Taten, die sie beging, oder Reue wegen der Männer, die sie metzelte,
    Jede lebende, helläugige Kreatur war eine willige Beute;
    Kell watete durch das Leben in einem Strom von Blut,
    Seine Axt in der Hand, seine Träume missverstanden,
    In Mondsee und Skulkra kämpfte er mit den Besten,
    Dieser alte Held, dieser besessene Held,
    Dieser Held, der selbst König Searlan bezwang,
    Trotzig und aufrecht, ein gnadenloser Mann.
    Durch Jangir und die Schwarzspitzen trieb Kell den Feind.
    Doch jede Schlacht war öde, jeder Moment verstrich langsam,
    Und mit jedem blutigen Mord empfand Kell mehr Schmerz,
    Bis Umkehr und Angst zu seinem Verderben wurden.
    (selten vorgetragener, letzter Vers)
    Jetzt stand Kell da mit der Axt in der Hand,
    Das Meer vor ihm toste, die Zeit war in Fetzen gerissen,
    Er dachte über seine Legende nach und schrie zu den
    Sternen hinauf,
    Unter ihm war der Tod, der all seine Wunden geheilt
    Hätte, ihn von dem Hass befreit hätte, den er empfand,
    Und von den Morden, die er begangen hatte, und den
    Menschen, die er getötet, von all den
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