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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance
Autoren: H Coben
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Lösegeldforderung eingeht. Aber sie hoffen auch, dass du dich verrätst.«
    »Na und?«
    »Also sei vorsichtig«, sagte Lenny. »Denk daran, dass deine Telefone — zu Hause, im Büro und das Handy — aller Wahrscheinlichkeit nach abgehört werden.«
    »Trotzdem: Na und? Ich habe schließlich nichts getan.«
    »Nichts getan …?« Lenny flatterte mit den Armen, als wolle er abheben.
    »Hör zu, sei einfach vorsichtig, sonst nichts. Es mag sich für dich unglaublich anhören — und verschluck dich nicht, wenn du mich so etwas sagen hörst –, aber es gab Fälle, bei denen die Polizei die Beweislage verdreht und Hinweise gefälscht hat.«
    »Du bringst mich ganz durcheinander. Willst du damit sagen, dass ich allein deshalb unter Verdacht stehe, weil ich der Vater und Ehemann bin?«
    »Ja«, sagte Lenny. »Und nein.«
    »Oh, okay, danke. Jetzt ist mir alles klar.«
    Das Telefon neben meinem Bett klingelte. Ich war auf der anderen Zimmerseite. »Gehst du mal ran?«, fragte ich.
    Lenny nahm den Hörer an. »Dr. Seidmans Zimmer.« Sein Gesicht verfinsterte sich beim Zuhören. Er spuckte das Wort »Moment«
aus und reichte mir das Telefon, als wäre es voller Bakterien. Ich sah ihn verwundert an und sagte: »Hallo?«
    »Hallo, Marc. Hier ist Edgar Portman.«
    Monicas Vater. Daher Lennys Reaktion. Edgar sprach, wie immer, viel zu förmlich. Manche Menschen wägen ihre Worte ab. Einige wenige, wie mein Schwiegervater, legen jedes einzeln auf die Goldwaage, bevor es aus ihrem Mund kommt.
    Im erstem Moment war ich überrascht. »Hallo, Edgar«, sagte ich geistlos. »Wie geht’s?«
    »Mir geht es gut, danke. Es tut mir natürlich Leid, dass ich dich nicht schon früher angerufen habe. Carson hatte mir mitgeteilt, dass du dabei bist, dich von deinen Verletzungen zu erholen. Ich hielt es für das Beste, dich nicht zu stören.«
    »Sehr aufmerksam«, erwiderte ich mit einem Hauch von Ironie.
    »Ja, nun gut. Ich habe gehört, dass du heute entlassen wirst.«
    »Das stimmt.«
    Edgar räusperte sich, was gar nicht recht zu ihm passen wollte. »Ich frage mich, ob du vielleicht mal im Haus vorbeischauen könntest.«
    Im Haus. Sein Haus war gemeint. »Heute?«
    »So bald wie möglich, ja. Und wenn möglich allein.«
    Es entstand eine Pause. Lenny sah mich fragend an.
    »Ist irgendwas, Edgar?«, erkundigte ich mich.
    »Vor dem Krankenhaus wartet ein Wagen auf dich. Wir können uns dann hier weiter unterhalten.«
    Und bevor ich noch etwas dazu sagen konnte, hatte er aufgelegt.

    Der Wagen, ein schwarzer Lincoln, wartete tatsächlich vorm Krankenhaus.
    Lenny schob mich nach draußen. Natürlich kannte ich die
Gegend. Ich war nur ein paar Kilometer vom St. Elizabeth entfernt aufgewachsen. Als ich fünf Jahre alt gewesen war, war mein Vater mit mir hier in die Notaufnahme geeilt (zwölf Stiche), und mit sieben, na ja, über meinen Salmonellen-Aufenthalt wissen Sie schon mehr als genug. Nach dem Medizinstudium habe ich meine Assistenz im damaligen Columbia Presbyterian in New York absolviert, bin dann aber für ein Praktikum in Augenheilkunde zur Gesichtsrekonstruktion wieder ans St. Elizabeth zurückgekehrt.
    Ja, ich bin Schönheitschirurg, aber nicht so einer, wie Sie jetzt vermutlich glauben. Die eine oder andere Nase richte ich schon gelegentlich, aber Sie werden mich nie mit Silikonkissen oder Ähnlichem arbeiten sehen. Ich will das nicht verurteilen, ich mache es nur einfach nicht.
    Zusammen mit meiner alten Kommilitonin Zia Leroux, einem Energiebündel aus der Bronx, arbeite ich in der rekonstruktiven plastischen Kinder-Gesichtschirurgie. Wir arbeiten für eine Gruppe namens One World WrapAid. Genau genommen haben Zia und ich sie gegründet. Wir kümmern uns um verunstaltete Kinder, meist im Ausland, egal, ob sie von Geburt an deformiert oder durch Armut oder Krieg entstellt sind. Wir reisen viel. Ich habe an zerschmetterten Gesichtern in Sierra Leone gearbeitet, an Hasenscharten in der Oberen Mongolei, an Crouzon-Syndromen in Kambodscha und an Verbrennungsopfern in der Bronx. Wie die meisten Ärzte in diesem Bereich habe ich eine lange und intensive Ausbildung hinter mir. Ich habe HNO studiert — Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde –, dazu ein Jahr rekonstruktive plastische Chirurgie und, wie schon erwähnt, Augenheilkunde. Zia hat eine ähnliche Ausbildung, allerdings mit dem Schwerpunkt Kieferchirurgie.
    Vielleicht halten Sie uns für Weltverbesserer. Damit lägen Sie falsch. Ich hatte die Wahl. Ich konnte Titten vergrößern
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