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Keine Ferien ohne Pferde

Keine Ferien ohne Pferde

Titel: Keine Ferien ohne Pferde
Autoren: Quinto
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flüsterte Ivor. „Heute Abend wird ein Boxkampf übertragen. Und deine Eltern? Was machen sie jetzt?“
    „Daddy ist bestimmt in seinem Atelier.“ Anne gähnte. „Keine Ahnung, was Ma macht. Bei ihr weiß man das nie so genau.“
    „Es ist so still hier. Ich bin das gar nicht gewohnt. Bei uns in der Straße ist immer viel Verkehr, und zu Hause spielt den ganzen Tag das Radio.“
    Auf der anderen Seite der Wiese hob Bromwyn vorsichtig den Kopf.
    „Ich habe etwas gehört.“ Sie hielt den Atem an.
    Auch Nicholas lauschte. „Sie sind unterwegs“, raunte er. „Sie kommen, James.“
    „Schnell, die Kamera, Jocelyn!“
    In der Ferne leuchteten Scheinwerfer auf. Ein paar Motorräder kamen mit lautem Dröhnen die Straße entlang.
    „Das sind sie“, sagte Stella. Sie hatte plötzlich Angst.
    „Halt den Mund!“, zischte Bromwyn.
    Ivor umklammerte den Stein in seiner Tasche, und James nagte aufgeregt an seinen Fingernägeln.
    Die Motorräder wurden langsamer. Das Licht ihrer Scheinwerfer streifte die Wiese, und die Ponys hoben erschreckt die Köpfe. Irgendjemand johlte, und eine Mädchenstimme lachte laut durch die Nacht. Plötzlich war die stille, friedliche Weide in hellem Aufruhr.
    „Es geht los!“ James atmete tief durch. Er war froh, dass das Warten endlich vorüber war.
    „Sind sie nicht niedlich, die braven Tierchen!“, grölte eine raue Stimme. „Worauf warten wir noch. Jeder kann sich eines aussuchen.“
    Nicholas erkannte die Stimme sofort. Und obwohl die Burschen die Scheinwerfer an den Motorrädern ausgeschaltet hatten, wusste er genau, wie sie aussahen. Er sah sie in Gedanken vor sich und ballte stumm die Fäuste.
    „Oh, Terry, das ist das richtige Pony für dich!“, kicherte die Mädchenstimme.
    „Seit wann hast du denn etwas zu sagen?“, klang es grob durch die Nacht, und Ivor spürte, wie ihm ein seltsamer Kälteschauer den Rücken hinaufkroch.
    Hinter den Ginstersträuchern kroch Bromwyn auf allen vieren zur Straße hinüber. Sie duckte sich hinter die Motorräder, die die Burschen dort abgestellt hatten. Als sie die Straße erreicht hatte, fing sie an zu laufen. Die Limonade gluckerte in ihrem Magen, aber sie rannte, so schnell sie konnte. Hinter der nächsten Kurve war eine Telefonzelle, das wusste sie.
    Stella rührte sich nicht. Sie hob nicht einmal den Kopf, als sie das Mädchen lachen hörte. Sie lauschte regungslos, und ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen, dass sie glaubte, man müsste es meilenweit hören können.
    „Wie gefällt dir der Braune?“ Einer der Jungen lachte bösartig. „Wir haben die freie Auswahl.“
    „Red nicht so viel! Wo sind die Fahrradketten? Willst du wohl dein Maul aufmachen, du dummer Gaul!“
    Ein Vogel flog erschreckt aus den Sträuchern auf und suchte flatternd das Weite.
    James rührte sich immer noch nicht.
    „Gleich habe ich euch“, murmelte er. „Ich bin gespannt, wie ihr euch dann herausreden wollt!“

Die Telefonzelle am Straßenrand war hell erleuchtet. Bromwyn umklammerte die Münzen, die sie sich in die Tasche gesteckt hatte, und rang nach Luft. Jetzt brauchte sie nur noch die Nummer der Polizeiwache zu wählen, und alles war gut.
    Und dann sah sie, dass ein Mann in der Zelle stand und telefonierte.
    „O nein!“ Für einen Augenblick lang wäre sie am liebsten in Tränen ausgebrochen.
    Der Mann trug einen Regenmantel und hatte einen kleinen Turm aus Münzen vor sich aufgebaut. Das sah ganz nach einem längeren Gespräch aus.
    „Könnten Sie sich bitte beeilen!“ Bromwyn klopfte gegen die Zellentür. „Ich muss dringend telefonieren.“
    „Ich auch – das sieht du doch.“ Er drehte sich nicht einmal um.
    Hinter den Dünen hatte Jocelyn endlich den richtigen Knopf an der Kamera gefunden. Sie blinzelte durch den Sucher und wartete auf ein Zeichen von Nicholas oder James. ,Diese Nacht werde ich nie vergessen‘, dachte sie. ,Nie in meinem ganzen Leben!‘
    „Wie lange dauert das denn noch? Hat jetzt jeder sein Pony?“ Der Anführer der Motorradbande hatte es offenbar eilig. „Gleich kommen die Reiter, und dann ist es aus mit unserem Ritt durch die Nacht.“
    „Die Reiter?“ Irgendjemand lachte spöttisch. „Das sind doch noch Kinder. Die sind noch nicht einmal trocken hinter den Ohren.“
    „Sie meinen uns“, flüsterte James. „Wartet, so leicht werdet ihr nicht mit uns fertig!“
    „Warum gibt Nicholas kein Zeichen?“ Anne rieb ihre Knie. „Bromwyn müsste längst bei der Telefonzelle sein.“
    „Ich weiß es
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