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Der gelbe Tod

Titel: Der gelbe Tod
Autoren: Robert W. Chambers
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ZUR EINFÜHRUNG
     
    Als ›The King in Yellow‹ 1895 erschien, das Buch, aus dem die Geschichten in diesem Band entnommen sind, wurde es in kurzer Zeit zu einem Klassiker der amerikanischen Phantastik, der vielen späteren Autoren von H. P. Lovecraft bis Robert Bloch als Vorbild diente. Der Autor, Robert W. Chambers, hatte sich als einer der ersten Verfasser unheimlicher Geschichten von dem Einfluß Edgar Allan Poes und der Schauerromantik gelöst. Er griff Motive der europäischen Dekadenz auf, indem er eine Welt zeigte, die von den bösen lebensfeindlichen Kräften des ›Königs in Gelb‹, des gelben Todes, beherrscht wird, deren Helden aber zugleich eine morbide Lust an ihrem eigenen Untergang finden.
    Eine der neuen Ideen Chambers war die vom todbringenden Buch als Horrormotiv, auf die er wahrscheinlich die Urheberrechte anmelden kann. Dieses Buch, eben ›Der König in Gelb‹, zieht sich als bindendes Glied durch die Erzählungen. Es ist ein Drama, dessen Lektüre dem Menschen den Verstand raubt, ohne daß dieser furchtbare Inhalt je näher beschrieben würde, was seine Wirkung als unheimliches Element nur steigert. Lovecraft hat denn auch mit seinem legendären Necronomicon, dem grausigen Buch des wahnsinnigen Dichters Abdul Alhaz-red, die Tradition solcher Bücher eifrig fortgesetzt. Und Lovecrafts Epigonen wiederum haben inzwischen eine ganze Bibliothek fiktiver Bände tödlichen Inhalts zusammengetragen.
    Gerade diese Idee macht jedoch auch Chambers literarische Bedeutung deutlich und klärt ein wenig, warum er solchen Eindruck auf seine Nachfolger machte. Poe schrieb in der Tradition der Schwarzen Romantik, deren Motive er dazu benutzte, seelische Vorgänge auszudrücken und die Abgründe der Psyche darzustellen. Auch wenn Poe die Idee der Kunst um der Kunst willen vertrat, beruht die Wirkung der besten seiner Geschichten gerade darauf, daß es ihm gelingt, in seinen Lesern bestimmte Gefühle zum Klingen zu bringen, die aus tatsächlichen Ängsten und Freuden entstanden sind. Poes Kurzgeschichten hatten Substanz, die Substanz, aus der unsere Träume und Alpträume gemacht sind. Bei den meisten anderen Autoren unheimlicher Geschichten des 19. Jahrhunderts war die Aussage ganz vordergründig moralisch – der Spuk rächte eine Schuld oder brachte sie ans Licht. Auch Ambrose Bierce verband mit seinen Schauergeschichten eine zynische, aber sehr explizite Sicht der Welt und des Menschen.
    Bei Chambers sind die Geschichten jedoch völlig von einem Hintergrund abgelöst, und der Horror in ihnen wird zum reinen Selbstzweck. Weder werden Chambers Helden für irgendein moralisches Vergehen bestraft, noch spiegelt ihr Schicksal psychische oder psychologische Verstrickungen. Der Horror wird zum Selbstzweck, und deshalb ist es für die Geschichten auch nicht notwendig, daß der Leser Näheres über den Inhalt des ›König in Gelb‹ erfährt. So markiert Chambers den Übergang von der Nachfolge der Schwarzen Romantik zum Horror in den Pulp-Magazinen der zwanziger und dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts, durch den das Erbe Edgar Allan Poes schließlich an den Magazinschreiber H. P. Lo-vecraft überging.
    Chambers verbrachte als Maler mehrere Jahre in Paris und kehrte dann nach Amerika zurück, um dort zunächst als Magazin-Illustrator zu arbeiten. Aus dieser Pariser Zeit brachte er die literarische Mode der Dekadenz, die damals Europas Metropolen beherrschte, in die USA. Vom Geist der Dekadenz und des ›Fin de Siècle‹ spiegelt sich eine Menge in seinen Geschichten, was den größten Teil ihres Erfolges erklären dürfte. Besonders den späteren Pulp-Schreibern wurde Chambers mit seinem Grauen um des Grauens willen zum Vorbild, denn sie schrieben ja für ein Publikum, das, anders als etwa Poes Leserschaft, im Unheimlichen nur einen erholsamen Nervenkitzel sah.
    Chambers schrieb noch einige weitere unheimliche Romane und Erzählungen, wandte sich dann aber Gesellschaftsromanen und historischen Darstellungen zu, die zeit seines Lebens gefragt waren, seinen Tod jedoch nicht überdauerten. Von den in der Originalausgabe ›THE KING IN YELLOW‹ enthaltenen Geschichten bringt die vorliegende Auswahl alle solche mit unheimlich-phantastischen Zügen. Ausgelassen wurde eine Sequenz von Erzählungen, die sich mit der Pariser Malerboheme befassen, mit dem König in Gelb aber nichts zu tun haben.
    Auch wenn sich Chambers literarische Bedeutung sicher nicht mit der von Poe oder Lovecraft messen kann, gehört er zu den
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