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Keine Ferien ohne Pferde

Keine Ferien ohne Pferde

Titel: Keine Ferien ohne Pferde
Autoren: Quinto
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von morgens bis abends mit deinem Pferdefimmel in den Ohren liegst. Wenigstens jetzt könntest du mich mal verschonen. Wir sind schon Stunden unterwegs, und auf der ganzen Fahrt von Surrey nach Schottland verging nicht eine einzige Minute, in der du nicht von deinen kostbaren Vierbeinern geschwärmt hast.“ Er seufzte. „Also, ich kann nur hoffen, dass Pa recht behält. Jetzt hast du ja drei Wochen lang Gelegenheit, zwölf Stunden am Tag Ponys zu füttern, Ponys zu satteln, Ponys zu striegeln, Ställe auszumisten und endlich einmal richtig reiten zu lernen. Dann hätte Tante Carols Hochzeit mit einem Reitlehrer wenigstens etwas Gutes gebracht.“
    Ich sah meinen Zwillingsbruder verärgert an.
    „Verdirb mir doch den Spaß nicht, Pete! Seit Wochen habe ich mich auf diese Ferien gefreut. Nun ist es endlich so weit, und du meckerst dauernd herum. Warte erst mal ab, bis wir auf dem Reiterhof sind! Vielleicht bist du nach ein paar Stunden genauso pferdebegeistert wie ich. Und stell dir vor: Tante Carol hat in ihrem letzten Brief geschrieben, dass Onkel Hamish ihr eine Stute gekauft hat, eine fuchsbraune Stute mit Araberblut. Ach, Pete …“
    Mir blieben die Worte im Hals stecken, als ich Petes Gesicht sah.
    „Ja, ja, mit großen scharfen Zähnen, um dich zu beißen! Und harten Hufen, um nach dir zu treten.Ach, Menschenskind! Schließlich bin ich nicht freiwillig mit dir in diese blöden Reiterferien gefahren. Vergiss das nicht, Pippa! Alles wäre mir lieber gewesen, als drei Wochen lang von morgens bis abends nur Pferde zu sehen!“
    „Ach, Pete, wie kannst du mir so etwas sagen!“
    Plötzlich hielt der Bus mit einem Ruck an, und ich griff seufzend nach meinem Rucksack.
    „Jetzt sind wir da, Pete. Nun, versuche wenigstens, ein bisschen Spaß daran zu haben!“
    Pete brummte irgendetwas vor sich hin, als er hinter mir aus dem Bus kletterte. Und da standen wir nun und hielten vergeblich nach jemandem Ausschau, der gekommen war, um uns abzuholen. Es war niemand zu sehen. „Und was machen wir jetzt?“
    Der Ort bestand aus ein paar niedrigen Häusern, einem kleinen Laden und einer Kirche. „Tja, es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu laufen.“ Er steuerte auf die offene Ladentür zu. „Ich gehe mal rein und frage nach dem Weg.“
    „Das ist nicht nötig.“ Ich ging den Berg zu dem langen, grauen Gebäude hinunter, das ich vom Bus aus gesehen hatte. „Dieses Haus dort muss der Reiterhof sein. Ich bin ganz sicher. Sieh doch nur die vielen Ställe!“
    „Wahrscheinlich hast du recht.“
    Ausnahmsweise waren wir einer Meinung.
    Als wir näher kamen, merkten wir, dass der Hof doch nicht so verlassen war, wie ich anfangs geglaubt hatte. Hier und da tauchten in den Boxentüren neugierige Köpfe auf, feingliedrige Pferde mit den schmalen Ohren und edlen Gesichtern kostbarer Vollblüter. Ihr Fell glänzte, und obwohl Pete und ich nicht viel Erfahrung mit Pferden besaßen, begriffen wir sofort: Das konnten unmöglich brave, einfache Schulponys sein.
    „Das ist bestimmt nicht Tante Carols Reiterhof“, meinte Pete. „Das sind doch alles Vollblüter. Wir hätten uns wohl besser in dem kleinen Geschäft erkundigt. Jetzt müssen wir noch einmal in das Dorf zurück und nach dem Weg fragen.“
    „Warum?“ Ich sah einen Mann in gut geschnittenen Cordhosen und einer Jacke mit Lederbesatz aus einer der Boxen kommen. „Wir können ihn doch fragen. Der Reiterhof kann ja nicht weit entfernt sein, und hier in der Gegend kennt ihn bestimmt jeder.“
    Zu unserer Überraschung schien der Fremde kein Schotte zu sein.
    „Hamish Macdonalds Reitschule?“, wiederholte er in tadellosem Englisch ohne den geringsten schottischen Akzent. „Ich fürchte, da seid ihr falsch, es führt noch ein anderer Weg aus dem Dorf hinaus. Der Reiterhof liegt eine gute Meile von hier entfernt, und es geht ziemlich steil den Berg hinauf.“ Er musterte uns einen Augenblick lang, dann lächelte er uns freundlich an.
    „Ihr habt Glück, ich wollte selbst gerade in diese Gegend. Ich könnte euch unterwegs bei den Macdonalds absetzen. Wartet einen Moment!“
    Während er seinen Range Rover aus der Garage holte, sah ich mich staunend bei den Boxen um. Pete seufzte und folgte nur widerwillig.
    Wie die meisten meiner Freundinnen hatte ich schon vor Jahren mein Herz für Pferde entdeckt. Doch bei aller Begeisterung gehörte ich immer noch zu den Mädchen, die auf die Gelegenheit warten mussten, bis sie hier und da einmal für wenige Minuten auf
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