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Keine Ferien ohne Pferde

Keine Ferien ohne Pferde

Titel: Keine Ferien ohne Pferde
Autoren: Quinto
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tauchte eure Tante Carol auf der Bildfläche auf, und Pa hat sich in sie verguckt. Ehe man sich versah, waren die beiden auch schon verheiratet. Jetzt kleben sie den ganzen Tag aneinander und sehen vor lauter Liebe nicht, in welchen Schwierigkeiten wir stecken. Die Feindseligkeit der Einheimischen bemerken sie nicht einmal.“
    Wahrscheinlich haben Pete und ich ein ziemlich verblüfftes Gesicht gemacht, denn Andy wurde von einem Augenblick zum anderen wieder heftig und ungeduldig.
    „Ach, was soll das alles!“ Er streifte uns mit einem harten Blick. „Jedenfalls rate ich euch, uns nicht noch zusätzlichen Ärger zu machen.“
    Zum Glück wieherte gerade in diesem Augenblick in einem der Ställe eine Stute. Pferdehufe klapperten auf dem holprigen Straßenpflaster, und ein paar Ponys antworteten auf ihren Ruf. Die Urlauber kehrten mit ihren Ponys von einem Ausflug zurück. Da waren sie endlich – wie ich es mir erträumt hatte. Ponys in Hülle und Fülle! Graue, Schecken, Schimmel, Rappen und Braune. Ihr Anblick versetzte mich in eine solche Begeisterung, dass ich kaum mehr an Andys kühlen Empfang dachte. Dann sah ich Tante Carol. Sie saß auf dem Rücken von Scheherezade, ihrer fuchsbraunen Anglo-Araberstute. Als sie uns entdeckte, winkte sie uns fröhlich zu.
    „Hallo, Zwillinge! Willkommen in Duncreggan!“
    „Ja, herzlich willkommen!“, schloss sich eine dunkle, volltönende Männerstimme an, und unser neuer Onkel Hamish glitt von dem Rücken eines stämmigen Rappens.
    Onkel Hamish kam uns mit ausgestreckter Hand entgegen. Sogar in seiner Reitkleidung sah er immer noch wie ein perfekter Schotte aus. Er war groß und hager, hatte einen dichten aschblonden Haarschopf, buschige blonde Augenbrauen und einen eindrucksvollen kupferroten Bart. Er sprach in dem weichen, melodischen Tonfall der Hochländer und hatte nicht die Spur von einem amerikanischen Akzent.
    Pete ergriff sofort seine Hand, aber ich wandte mich in einer plötzlichen dummen Verlegenheit zur Seite und fasste eines der Ponys am Zügel. Seine Reiterin, eine Dame in mittlerem Alter, wollte gerade aus dem Sattel klettern.
    In der Theorie wusste ich natürlich ganz genau, wie man ein Pony nach einem Ausritt richtig versorgt. Doch ich sollte schnell merken, dass die Dinge, die sich in Büchern so einfach lesen, in der Praxis oft ganz anders ablaufen. Vielleicht spürte der Schecke, dass ich unsicher war. Jedenfalls warf er plötzlich den Kopf hoch, setzte aufgeschreckt zurück und trat seiner Reiterin heftig auf den Fuß. Dann prallte er mit einem harten Stoß auf das Pony, das hinter ihm stand.
    Auf ihm saß ein Mädchen mit einem ziemlich hochnäsigen Gesicht, das in seinen hellen Hosen und der dunkelblauen Reitjacke viel besser in eine Arena für Schaureiter gepasst hätte.
    Bestimmt konnte sie reiten, aber sie war nicht darauf gefasst, dass ihre Rosie so gereizt reagieren würde. Mit einem Schnauben stieg die Stute auf der Hinterhand hoch und überrumpelte ihre Reiterin derart, dass sie ziemlich unsanft zwischen getrocknetem Schlamm und Pfützen auf dem Hof landete.
    Zu meiner Überraschung war es ausgerechnet Pete, der sich blitzschnell duckte und nach Rosies fliegenden Zügeln fasste. Der unerwartete Griff an den Riemen brachte die Stute wieder in den Stand, aber nun war sie so empört, dass sie sich einen winzigen Moment sammelte und dann wütend mit der Hinterhand auskeilte. Sie traf einen der jungen Gäste genau in die Magengrube. Mit einem Stöhnen sank der Junge in die Knie.
    Carol war mit einem Satz bei ihm.
    „Um Himmels willen, ihr beiden!“, rief sie Pete und mir über die Schulter zu. „Nun seht aber zu, dass ihr schleunigst ins Haus kommt. Und lasst euch erst wieder in der Nähe der Ponys blicken, wenn Hamish und ich euch wenigstens die einfachsten Grundregeln beigebracht haben!“
    Niedergeschlagen ließen wir unsere Rucksäcke in der Küche auf den Fliesenboden fallen. Wir schauten uns schuldbewusst an.
    „Ein großartiger Einstand!“ Pete fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. „Ich komme mir wie ein Trottel vor. Und das soll nun noch drei Wochen lang so weitergehen. Für dich ist es ja nicht so schlimm, Pippa. Schließlich bist zu ganz verrückt nach diesen komischen Viechern. Aber ich?“
    „Oh, Pete!“ Ich war ganz verzweifelt. „Vati sagt doch immer, dass man alles schaffen kann. Man muss es nur wollen. Du bist doch sonst solch ein Sport-As. Beinahe überall bist du einer der Besten. Du musst doch auch an Carol und
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