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Keine E-Mail fuer Dich

Keine E-Mail fuer Dich

Titel: Keine E-Mail fuer Dich
Autoren: Franziska Kuehne
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tatsächlich leer auf den Straßen? Würde das öffentliche Leben zusammenbrechen? Wären wir überhaupt noch handlungsfähig? Diese South Park -Folge führt uns alle vor, denn sie zeigt, wie sehr das Internet uns alle verändert hat und wie merkwürdig wir uns verhalten.
    Facebook hat eine Generation besonders verändert. Die Digital Natives leben auf dieser Plattform, sind immer erreichbar, kommunizieren rund um die Uhr. Einen Tag ohne Facebook gibt es bei den meisten Leuten nicht mehr.
    Noch nie wurde auf so vielen Kanälen gleichzeitig kommuniziert. Unser Alltag wird fremdgesteuert. Wir können nicht mehr aufhören damit. Wir sind schon zu tief drin, kommen aus der Mühle nicht mehr oder nur schwer raus. Facebook speichert alle Bewegungen und Daten, auch sehr private Nachrichten. Ich denke, dass vielen Nutzern nicht klar ist, was sie da alles von sich preisgeben. Was verpasse ich denn in der realen Welt, wenn ich immer bei Facebook bin? Da verpasse ich ziemlich viel!
    Wie schafft man es, aus diesem System auszusteigen? Der Schotte Ross Gardiner, 25 Jahre alt und Lehrer in Südkorea, hat es vorgemacht. Öffentlich über YouTube, dort hat er an die 3 Millionen Klicks. In seinem Video you need to get off facebook dokumentiert er auf verschiedenen Pappschildern, die er nacheinander in die Kamera hält, seinen Ausstieg: »Hi, I’m Ross«, »One or more of these › friends ‹ are looking at your photographs right now«, »And judging you«, »I’m not«, »I don’t think that your tits looked good in that photo«, »I don’t have an account«, »I’ve been clean for 5 months and 17 days«, »And I’m happy«, »9 friends request from people you hated at school«, »Accept them anyway«, »More friends means more popular means more better … «, so einige der Aufschriften.
    Seit zwei Jahren ist Gardiner nun »clean«. Er wurde plötzlich nicht mehr zu Partys eingeladen. »Wenn man Facebook verlässt, denken d ie Leute auf einmal, man ist tot.« Er hat keinen Kontakt mehr zu Leuten in seiner Heimat, schreibt nur noch mit ein bis zwei Freunden und seiner Mutter E-Mails. Kontakt zu seinem Bruder hat er fast gar nicht mehr. »Du hast keine 852 Freunde, du hast ungefähr vier, und das ist gut so. Vier Freunde, mit denen du sprechen kannst.« Leicht gesagt, man weiß, dass er recht hat. Aber der Gruppenzwang ist für die meisten stärker. Die Gefah r, sich im Internet zu verlieren, ist groß . Das Sozialleben wird dort kommerzialisiert und pervertiert.
    Richard Gutjahr, Blogger und Journalist, meint: »Wir werden bald Facebook-müde sein, da wir überfordert sind, keine Lust mehr haben, Belanglosigkeiten ins Netz zu stellen und über andere zu lesen. In fünf Jahren wird Facebook nicht mehr die Bedeutung haben, die es heute hat.«
    Was bleibt am Ende von der Generation Facebook übrig? Und machen Datensätze glücklich?
    Der Journalist Jakob Schlandt hat ein Zukunftsszenario in der Berliner Zeitung über den Niedergang des größten sozialen Netzwerkes in fünf Jahren entworfen: 2017 wird Mark Zuckerberg von revoltierenden Anteilseignern aus dem Amt gedrängt. Das Netzwerk strauchelt: Die Nutzerzahlen haben sich halbiert, die Gewinne fallen. Doch wie konnte es so weit kommen? Der Abstieg beginnt mit dem Börsengang 2012. Die Investoren wollen mehr Geld sehen. Eine monatliche Gebühr für Nutzer kann Zuckerberg noch verhindern, aber nicht die massiver werdende Werbung. Gleichzeitig macht die Politik schärfere Auflagen, unter der auch praktische Facebook-Funktionen leiden. 2014 kommt es zum »Facegate«-Skandal, bei dem das FBI unerlaubt Facebook-Daten auswertet. Millionen Mitglieder verlassen daraufhin das Netzwerk. Eine weiterer herber Schlag: Die Kartellbehörden verbieten Facebook weitere Zukäufe. Dazu kommt die sich schon länger abzeichnende »Facebook-Fatigue«: Gerade Nutzer der ersten Stunden finden Facebook immer uncooler und wenden sich ab. Sie verbringen ihre Zeit lieber bei anderen Netzwerken, die exklusiver sind und weniger Werbung schalten – und (noch) nicht als Datenkrake wahrgenommen werden. Was bleibt von Facebook im Jahr 2017?, fragt sich Jakob Schlandt in seinem Untergangsszenario. Als sich selbst aktualisierendes Adressbuch und als Veranstaltungskalender ist es noch beliebt. Doch es gibt mehrere Hundert Millionen Karteileichen. Tech-Blogger rechnen aus, dass Facebook bei gleicher »Schrumpfgeschwindigkeit« im Jahr 2024 endgültig wird schließen müssen. Das Jahr, in dem Zuckerberg 40
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