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Keine E-Mail fuer Dich

Keine E-Mail fuer Dich

Titel: Keine E-Mail fuer Dich
Autoren: Franziska Kuehne
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unbewusste Prozesse. Wir müssen die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, überdenken. Virtuelle Ersatzbeziehungen sollten gemieden werden, auch wenn sich jemand verliebt glaubt. Um sicher und gelassen zu werden, braucht man Beziehungen in der wirklichen Welt. Negative Gefühle wie Ärger oder Angst in realen Beziehungen auszudrücken, muss geübt werden, auch wenn das mittlerweile für viele ungewohnt ist. Lernen und trainieren, das lohnt sich. Wir sollten uns dabei auf die Kommunikation von Bedürfnissen konzentrieren. Das Ziel bei Betroffenen ist, sich wieder als freien fähigen Menschen zu erleben, der befriedigende reale Beziehungen leben kann. Wenn jemand auf einmal wieder Bekannte anrufen und treffen kann, wundert er sich wahrscheinlich, wie gut sich das anfühlt. Was andere über uns denken, ist völlig egal, der Grübelzwang sollte der Vergangenheit angehören. Hauptsache, man hat von sich selbst eine gute Meinung. Auch das kann man neu lernen. Das Lachen kann man wiederentdecken, vor allem mit anderen. Mimik und Gestik verstehen wir sofort, und Lachen verbindet. Da kann ein virtuelles » LOL = Laughing Out Loud« einfach nicht mithalten.
    Der ständige Gebrauch von PC und Internet blockiert unsere Antriebskräfte. Wir brauchen Kraft, um uns zum Anspringen zu bringen und Interesse an einer Sache zu finden, und dann die Kraft, um dranzubleiben und nicht aufzugeben. Was treibt uns im Leben an, was lässt uns durchhalten, was motiviert im Alltag, privat und beruflich? Sind der Antrieb und das Durchhaltevermögen am PC ausgeprägter als im realen Leben? Dann gehört solch ein Motivationsproblem in eine Psychotherapie. Potenzial entwickeln und beleben, wieder aktiv zu werden, das bringt Menschen zurück auf den richtigen Weg. Was hat im vordigitalen Zeitalter Spaß und Freude gemacht? Schwimmen, Kegeln, Briefmarken sammeln, Gartenarbeit? Wichtig ist, etwas gegen die Antriebsflaute zu tun, Dinge werden immer unangenehmer, je länger man sie ignoriert und stattdessen in die virtuelle Welt flüchtet. »Aufschieberitis« kann Familie und Partnerschaft sehr belasten. Kleine Risiken in der Realität eingehen und Durchhalten und Dranbleiben üben, so geht es in die richtige Richtung. Wenn auch nicht täglich alles gelingt, so sind doch drei Schritte vorwärts und ein Schritt zurück auch ein Vorwärts.
    Stress und Belastung gehören unweigerlich zum Leben dazu. Es nützt nichts, sich in virtuellen Welten zu verstecken, da können wir Stress verweigern. Stress nimmt man oft in körperlicher Belastung wahr. Die aufgebaute Spannung lässt sich nur durch körperliche Bewegung wieder loswerden. Vor dem PC herrscht Aufruhr im Organismus, dieser muss mit sehr viel emotionaler Erregung zurechtkommen, aber es erfolgt keine Aktion. Höchstens die Hände werden zum Anklicken genutzt. Das ist höchst unnatürlich, die Spannung bleibt im Körper, dockt sich an Organe an, verursacht Herzrasen, Schwitzen, Muskelkrämpfe, denn das Gehirn kann kein Signal mehr geben, weil es durch zu viel Computeraktivität entwöhnt ist. Der Weg von dort zu psychosomatischen Beschwerden und Depressionen ist nicht weit.
    Unser Gehirn ist auf das lebendige Zusammenspiel mit anderen Menschen angewiesen. Dies kann nicht durch virtuelle Kontakte ersetzt werden. Durch ständig wechselnde Computerreize wird das Gehirn nach und nach von Gedanken entwöhnt, es kann allmählich nicht mehr gut komplexe Zusammenhänge erkennen. Doch Nachdenken ist wichtig, damit wir lösungsorientiert unseren Lebensstress bewältigen können. Wenn ein Mensch ständig mit Computerspielen oder Internetaktivitäten wie Chatten beschäftigt ist, muss er damit rechnen, dass sein Gehirn immer weniger leistungsfähig wird, weil er es nur eingeschränkt nutzt. Unser Gehirn ist auf eigene Fürsorge angewiesen. Wir brauchen es, wenn wir lieben, lachen, reden, arbeiten oder mit echten Menschen streiten wollen.
    Wege aus dem Stress im echten Leben finden und Schwierigkeiten als Chance sehen, das ist die Herausforderung. Typische Reaktionen auf Druck, Belastung oder Gefahr sind Flucht, Kampf oder Starre. Menschen sollten mutig sein, denn die übertriebene Suche nach Sicherheit ist eine Sackgasse. Sich von der virtuellen Sicherheit zu verabschieden, versuchen, sich in andere hineinzuversetzen und hineinzufühlen, eigene Schwierigkeiten mit denen anderer zu vergleichen und sich fragen, wie andere eine gute Lösung gefunden haben, das ist ein guter Ansatz.
    Eigene Anteile an den eigenen
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