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Keine E-Mail fuer Dich

Keine E-Mail fuer Dich

Titel: Keine E-Mail fuer Dich
Autoren: Franziska Kuehne
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sagen, aber es gibt keine Nachrichten, denn es gibt kein Internet.
    Sehr amüsant wird in dieser Szene dargestellt, wie Menschen außer Rand und Band geraten, nur weil das Internet nicht geht. Man kann Ähnliches beobachten, wenn im normalen Büroalltag der Server abstürzt. Es herrscht Unruhe, man muss auf einmal raus aus seiner bequemen Zone, an die man sich so gewöhnt hat. Es sieht aus, als ob ohne Internet das Leben gar nicht mehr zu bewältigen sei, so abhängig sind wir schon davon geworden.
    In der South Park -Folge stellt sich die Frage, womit die Menschheit vor dem Internet an Nachrichten gekommen ist. Ein Mann ruft aus der Menge: »Mit Fernsehern.« Die Menschenmenge rast auseinander. Ein Stuhl fliegt in die Schaufensterscheibe eines Elektrogeschäfts. Ausnahmezustand! Alle eilen zu ihren Fernsehern. Aber auch hier gibt es keine Nachrichten, da es kein Internet gibt. Der Vater ist ganz erschrocken: »Kein Internet, was machen wir jetzt? Oh Gott, wir sind ganz allein.«
    Nach acht Tagen ohne Internet: Leere, verwaiste Straßen, es herrscht Totenstille. Der Vater liegt krank auf dem Sofa und hustet. Er weiß nicht, an welcher Krankheit er leidet, er müsste online nachsehen, warum er diesen Husten hat. Aber das geht nicht.
    Heute nach Krankheiten und Symptomen zu googeln, ist völlig normal geworden. Auf die Idee, zum Bücherschrank zu flitzen, um in einem Medizinratgeber nachzuschauen, wie ich es al s Kind immer gemacht habe, kommt heute niemand mehr. Wir haben uns so daran gewöhnt, jegliches Wissen über Google oder Wikipedia abzurufen, dass wir für den Weg zurück zum Lexikon zu faul und zu bequem geworden sind. Auch selbst nachzudenken, ist eine schwierige Sache geworden, wozu auch, wenn ich über Smartphones oder Internet alles abrufen kann, was ich wissen will. Alles ist immer verfügbar, 24 Stunden am Tag. Nicht denken, googeln!
    Die Tochter ist besorgt darüber, was ihr Online-Freund jetzt wohl von ihr denkt, weil sie nicht mit ihm chattet. Vielleicht glaubt er, sie sei tot. Es könnte auch sein, dass er sich nun eine neue Internetfreundin sucht.
    Auch dieses Thema wird in Keine Verbindung gut aufs Korn genommen. Ist man offline, ist man für die Internetgemeinde gar nicht existent. Der »virtuelle Boyfriend« interessiert sich dann halt für eine andere. So kann man ganz schnell wieder Single werden.
    Der Sohn ermutigt den Vater, doch endlich etwas zu unternehmen, so könne es doch nicht weitergehen. Alle packen ihre Sachen, das Auto wird beladen, sie fahren in Richtung Kalifornien, um ihr Glück zu versuchen und noch »etwas Internet zu finden«. Sie halten unterwegs an einem Motel. Da dieses ausgebucht ist, schlägt der Inhaber der Familie vor, in einem Auffanglager unterzukommen. Im Auffanglager sitzen alle zusammen, und einer singt ein Klagelied: »Ich geh ’ die Straße lang, und fühl ’ mich mies, mein Internet ist fort, ließ ’ mich allein … « Ein alter Mann in der Runde weint. Man tauscht sich aus. Er kommt aus Kansas City, hatte einen Computerladen, den er schließen musste, da das Internet verschwunden ist.
    Der Vater ist voller Vorfreude, bald im Silicon Valley anzukommen: »Wenn ich an dieses Internet komme, werde ich alles anklicken, was mir vor den Cursor kommt. Vielleicht klick ’ ich sogar Pop-up-Fenster an, einfach so, zum Spaß.« Ein anderer Betroffener: »Also, ich werde erst mal E-Mails schreiben. Ich werde E-Mails schreiben, bis meine Finger keine Buchstaben mehr sehen können.« Ein anderer bemerkt, dass im Silicon Valley das Internet sehr langsam sei. Seine beiden Kinder hätten dort versucht, eine Webseite zu laden, dies hätte über drei Tage gedauert. Sie hätten gewartet, und als der Ladebalken halb voll war, waren sie beide bereits tot. Sie sind vor dem Internet verhungert. Der Mann weint bitterlich.
    Diese überspitzte Szene zeigt, dass das Internet für uns Menschen genauso lebensnotwendig geworden ist wie Essen, Trinken und Schlafen. Es geht nicht ohne! Wie Flüchtlinge im Krieg sitzen die South Park -Figuren am Feuer, jammern, klagen und erzählen sich ihre Leidensgeschichten. Die Tatsache, dass es »nur« kein Internet gibt und sonst auf der Welt alles in bester Ordnung ist, wird völlig ausgeblendet.
    Am nächsten Morgen sitzt die Familie wieder im Auto, und die Reise geht weiter. Am Eingang des Flüchtlingslagers in Kalifornien angekommen, werden sie von Soldaten, die das Camp bewachen, an einer Schranke angehalten. Ein Soldat: »Wenn Sie drin sind,
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