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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr
Autoren: Swati Avasthi
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meiner Handynummer, falls du etwas brauchst. Im Schrank steht noch eine Dose Suppe. Ich, äh, verdammt, ich weiß nicht einmal, was das hier für ein Schulbezirk ist. In welcher Stufe bist du, zwölfte?«
    Ich mustere meinen großen Zehennagel, der seit einem Fußballspiel letzte Woche ganz schwarz ist. Würde er jetzt gerne hören, dass ich schon in der Zwölften bin?
    »Elfte.«
    Er nickt. »Hör zu, Jace. Es tut mir leid. Ich muss mich erst an all das gewöhnen, okay?«
    Er ist schon fast aus der Tür, als er noch einmal hereinkommt und sie zumacht. Ich atme auf. Jetzt hat er’s kapiert; er wird hierbleiben, den Tag freinehmen und mit mir überlegen, was wir jetzt machen sollen.
    »Ich dachte, du hast vielleicht Pläne gemacht. Als ich abgehauen bin, habe ich –«
    »Als er mich rausgeworfen hat, war es drei Uhr nachts. Da konnte ich ja wohl kaum irgendwo anklopfen, oder?« Dass ich an seine Tür geklopft habe, lasse ich mal außen vor.
    »Er hat was? Er hat dich rausgeworfen?«
    Plötzlich habe ich einen Trumpf in der Hand. »Ich bin sofort hierhergefahren.«
    »Oh.«
    »Was hast denn du gedacht, als ich gestern Abend hier ankam? Dass ich auf der Durchreise ins sonnige Kalifornien bin?«
    Vielleicht sollte ich freundlicher sein, damit er mich bleiben lässt. Ich versuche mit der guten Seite meines Mundes zu lächeln, aber ich schätze, es sieht eher aus wie eine Grimasse.
    »Mein Gott, Jace, ich bin davon ausgegangen, bevor du quer durchs ganze Land fährst, hättest du wenigstens mal angerufen oder –«
    »Ich hatte deine Nummer nicht.«
    Er blickt nach unten und schweigt. Ich sehe zu, wie er atmet.
    »Ich bin gegen eins zurück«, sagt er endlich, »und dann denken wir uns was aus. Mach dir keine Sorgen. Egal wo du abbleiben wirst, ich werde aufpassen, dass du auf den Füßen landest, okay? Versprochen.«
    Seine Versprechen beruhigen mich nicht besonders.

Kapitel 4
    Als ich mit einem Fußball unter dem Arm an Mirriams Tür klopfte, um nach einem Ort zum Kicken zu fragen, ist sie mit mir raus zu der Highschool gefahren, an der sie unterrichtet. (Englisch, hat sie mir erzählt.) Die Fußballfelder hinter der Schule sind ganz passabel. Zwei Felder nebeneinander, getrennt durch eine Rinne, die dazu gedacht ist, entwischte Bälle aufzufangen und Regenwasser abzuleiten. Die weißen Markierungen auf dem Feld sind frisch. Keine großen Schlaglöcher, die darauf warten, Knöchel zu verstauchen, und in einem der Tore ist sogar noch das Netz aufgespannt.
    Mirriam liegt auf dem Rasen, einen Ellenbogen aufgestützt, und liest ein Taschenbuch. Ihr Portemonnaie und meine Kameratasche liegen neben ihr. Ich war zu hibbelig, um in der Wohnung zu bleiben, also hab ich Mirriam nach dem Weg zum nächsten Fußballplatz gefragt und am Ende hat sie mich einfach hingefahren.
    Mein Shirt ist so vollgesogen mit Schweiß, dass mein Körper nicht mehr aus 65 % Wasser bestehen kann. Ich streife es ab, werfe es ins Gras und sehne mich nach einer Brise. Wer hätte gedacht, dass der September so heiß sein kann? Glücklicherweise habe ich Chicago mit meinem Fußballzeug im Auto verlassen, sodass ich meine Jeans gegen Shorts austauschen konnte.
    Endlose Stunden Fahrerei und Warten und Rumsitzen und Stress und jetzt: Bewegung. Meine Beine laufen, meine Arme schwingen im Rhythmus. Ich kicke den Ball in die Luft und versuche ihn mit dem Kopf abzufangen. Mein Herz pumpt; mein Blut strömt durch die Adern; alles ist in Bewegung, aber mein Gehirn ist noch fixiert auf das, was Christian gesagt hat: Dann besprechen wir, was du machen musst, wenn du bei mir wohnen willst .
    Ich platziere den Ball auf die Strafstoßmarke, um meine Elfmeter zu üben. Ich mache ein paar Schritte zurück, aber ich kann mich nicht konzentrieren. Ich denke: Was genau soll ich denn machen? Es wird die Sache nicht gerade vereinfachen, wenn ich ihm sage, dass ich abgebrannt bin. Ich gehe auf den Ball los. Er prallt am Pfosten ab, dem besten Freund des Torhüters. Ich renne hinterher. Welche Dinge könnte Christian von mir erwarten? Mehr, als mein Zimmer aufzuräumen, nehme ich an. Und welches Zimmer eigentlich?
    Schluss jetzt, sage ich zu meinem Gehirn. Ich lasse mich nicht verrückt machen. Programmwechsel.
    Die Stimme eines Kommentators, kratzig nach zu vielen Zigaretten, schaltet sich ein: »Für alle, die erst jetzt zuschalten, es steht 2 : 2 nach zwei Verlängerungen in einem hitzigen Spiel zwischen den USA und Deutschland. Jetzt gibt es also Elfmeter, Nigel.«
    »Ja,
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