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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr
Autoren: Swati Avasthi
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ums Handgelenk gebunden haben, unsere Handschuhe über die Hände gestreift und unsere Schlüssel in unseren Taschen verstaut haben, verlassen wir im Laufschritt das Haus.
    Es dauert nicht lange, bis wir in unseren Rhythmus finden. Es sind nur wenige Autos auf der Straße, also wechseln wir auf den Asphalt, um auf einem glatten Untergrund zu laufen.
    Zu Anfang überschlagen sich meine Gedanken noch: Wird die Buchhandlung vor Weihnachten aus allen Nähten platzen? Wie soll ich bloß die drei Referate fertig bekommen, die ich diese Woche abgeben muss? Was, wenn mein Dad Christian doch entdeckt, sich die Nummer auf seinem Trikot merkt und unseren Nachnamen im Internet findet?
    Aber ich konzentriere mich auf meinen Atem und die kleinen panischen Gedanken weichen und machen Raum für größere. Die Straße verläuft den Berg hinunter und verschwindet hinter der Kurve. Der Himmel am Horizont verändert sich. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber die Farbe wechselt trotzdem schon zu einer Art weißlichem Gold. Jenseits unseres Weges kann ich die kleineren Gebirgszüge im Westen erkennen. Ihre Namen kenne ich noch nicht.
    Vielleicht werde ich Dakota fragen, ob sie mit mir dorthin fährt, und sie kann zeichnen, während ich fotografiere. Sie ist immer total in sich gekehrt, wenn sie zeichnet, all ihre Gedanken richten sich auf ihren schwungvollen Strich auf dem Papier. Ich frage mich, ob ich ihre Konzentration in einem Foto einfangen könnte. Ich hoffe, sie wird es mich versuchen lassen.
    Die Geräusche des Laufens beginnen meine Gedanken aufzulösen und ich weiß, bald stellt sich der Schritt-Atem-Wind-Rhythmus ein, der mein Gehirn zum Schweigen bringt. Im Moment unterbrechen mich noch hin und wieder unzusammenhängende Gedankenblitze.
    … Schritt … Schritt … Schritt …
    Ich denke an die Oktobermorgen vor so langer Zeit, als Christian und ich loszogen, er zu Fuß und ich auf meinem Fahrrad. Damals wusste ich noch nicht, wie viel mir diese Morgen bedeuten würden, als Christian fort war.
    … Schritt … Schritt … Schritt …
    Gestern Abend hat sich Christian noch einmal dafür entschuldigt, dass er nicht zurückgekommen war, um mich zu holen. Schon kapiert, sagte ich, als er damit fertig war, sich zu geißeln. Wir bauen alle Mist. Wir wünschten alle, dass wir stärker wären, als wir sind, und nicht einer von uns wird durch dieses Leben gehen, ohne etwas zu bereuen.
    … Schritt … Atem …
    Wenn wir zurückkommen, wird Mirriam in der Wohnung sein. Sie hat sich angewöhnt, morgens zu uns runterzukommen und mit uns zu frühstücken. Sie wird Tee gemacht haben und auf einem der Barhocker sitzen und korrigieren oder lesen. Wir werden uns zusammen hinsetzen und essen, bevor wir uns in unsere jeweiligen Welten verstreuen, unsere Tage leben und dann zurückkehren.
    … Schritt … Atem … Wind …
    … Schritt … Atem … Wind …
    In den Lichtkegeln der Straßenlampen fallen Schneeflocken. Mein Atem wird ruhig und regelmäßig und der Elefant auf meiner Brust taucht gar nicht mehr auf. Stattdessen strömt die Luft hindurch, rein und raus aus meinen Lungen, und bringt den Geruch von Staub und Salbei und Frost mit.
    Wir laufen und laufen und laufen, bis ich nichts mehr wahrnehme als Geräusche und meinen Bruder neben mir. Ich weiß nicht, wer den Ausschlag gibt, aber wenn wir weit genug gelaufen sind, machen wir kehrt und laufen zurück, die lange Anhöhe hinauf bis nach Hause.

Danksagungen
    Nach allgemeiner Auffassung ist das Schreiben eine einsame Tätigkeit, aber es brauchte ein ganzes Dorf, um dieses Buch entstehen zu lassen. Großen Dank schulde ich der einfühlsamen und klugen Mary Logue, die mich in diesem Projekt vom ersten bis zum letzten Wort geleitet hat und die immer wusste, was sie sagen musste, um meinen Stift auf dem Papier zu halten. Julie Schumacher hat mir geholfen zu sehen, worum es in diesem Buch ging und, noch wichtiger, worum es nicht ging. Pete Hautman half mir, mich selbst als Autorin zu bezeichnen, und hat mich immer als Profi behandelt.
    H. M. Bouwman, Brian Farrey, Heather E. Goodman, Charlotte Sullivan und Scott Wrobel haben dieses Buch mehrfach gelesen und scharfsinnig kommentiert. Sie haben mir geholfen, den Glauben an mein Schreiben nicht zu verlieren. Nicholas Kaufmann hat mir gesagt, dass ich in diesem Beruf Erfolg haben kann.
    Rosemary Stimolas prompte und geduldige Antworten machten es zu einer wahren Freude, dieses Buch auf den Markt und weiterzubringen. Meine Lektorin Nancy
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