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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr
Autoren: Swati Avasthi
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in mein Zimmer und sehe, dass mein Bett noch immer ordentlich gemacht ist. Ein gelber Post-it-Zettel klebt an meiner Tür. In Christians perfekter, so gar nicht arzttypischer Handschrift steht da: Komm zu uns aufs Dach .
    Ich klettere die letzte Treppe hinauf und drücke den langen Metallriegel herunter, um die Tür aufzustemmen. Die kalte Nachtluft legt sich auf mein Gesicht. Etwas daran erinnert mich an den Tag, als Christian und ich auf den Berg stiegen und auf dem Gipfel saßen.
    Christian und Mirriam haben Stühle aus unserer Wohnung hochgeschleppt. Sie sitzen mit dem Rücken zu mir und genießen den Ausblick über die Lichter von Albuquerque. Sie hat sich an ihn gelehnt und ihr langes schwarzes Haar fällt wie ein Vorhang über seine Schulter. Als die Tür hinter mir zufällt, drehen sie sich um.
    »Hi, Jace«, sagt Christian und hebt einen Plastik-Martinibecher mit einer schäumenden bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Er nippt daran und steht auf. »Komm her. Wir feiern. Ich hatte heute was Tolles im Postkasten.«
    »Was denn, doch nicht eine Rechnung?«
    Sie sind angeheitert genug, um selbst darüber zu lachen, und ich kichere mit.
    »Noch besser«, sagt Mirriam.
    Christian hebt den Briefumschlag auf, der auf einem leeren Stuhl lag, und wirft dabei die Steinchen runter, die ihn beschwert haben. Er reicht mir den Umschlag und ich öffne ihn.
    Der Absender ist aus Phoenix – der Phoenix-Marathon. Ich ziehe den Brief heraus und lese.
    TEILNAHMEBESTÄTIGUNG
    Er ist eingeteilt, im Oktober nächsten Jahres mitzulaufen.
    »Es ist ein Qualifikationsrennen für Boston«, sagt er.
    Mirriam reicht mir einen Plastik-Martinibecher und gießt mir aus einer grünen Flasche ein. Ich nippe und bin erstaunt über die Süße. Nicht Champagner – sprudelnde Apfelschorle. Ich hätte wissen sollen, dass sie mir keinen Alkohol anbieten würden. Das Getränk ist spritzig und die Bläschen kitzeln auf meiner Zunge und perlen an meinem Gaumen ab.
    »Was ist mit Dad? Er guckt den Boston-Marathon im Fernsehen«, sage ich.
    Er zögert und wirft einen Blick zu Mirriam. »So, tut er das? Ich schätze, die Wahrscheinlichkeit, dass die Kamera mich einfängt, ist ziemlich gering.« Seine Stimme klingt fest, aber er presst die Ellenbogen an den Körper und ich kapiere, dass er Angst hat, aber er reißt sich zusammen. »Vielleicht findet er uns, vielleicht nicht, aber ich kann ihn nicht mehr darüber bestimmen lassen, was wir tun. Bist du mit diesem Risiko einverstanden?«
    Ich stelle mir vor, wie Christian über die Ziellinie läuft. »Mehr als einverstanden.«
    Ich gebe ihm den Brief zurück und unsere Knöchel stoßen aneinander. Ich blicke auf die Lichter von Albuquerque. Sie sehen aus wie aufgereiht, ordentlich hintereinander.
    »Ich hab ein hartes Stück Training vor mir«, sagt Christian. »Für den Marathon.«
    »Ja?«
    »Morgen früh?«, fragt er.
    »Hast du nicht Frühschicht?«
    Er zögert. »Ja.«
    »Das heißt, du musst um sechs im Krankenhaus sein?«
    »Hm … ja.«
    Ich stelle mir vor, wie wir zusammen durch die Dunkelheit rennen. »Wenn ich mich so früh aus dem Bett quäle, kann ich aber als Erster unter die Dusche.«
    Er guckt mich schief an. »Klar, okay.«
    Ich sehe ihn an und weiß, dafür werde ich mich ganz schön abhetzen müssen.

Kapitel 34
    Eine Woche später hat mein Körper sich an seine Frühschicht gewöhnt. Es ist noch dunkel, wenn ich aufwache und Christian im Badezimmer höre, das sich in unserer neuen Wohnung zwischen unseren beiden Zimmern befindet. Die Kisten sind ausgepackt und stapeln sich in einer Ecke.
    Als wir nach unten zogen, bekamen wir statt eines rosafarbenen einen grünen Flauschteppich – immerhin eine Verbesserung. Die Küche hat eine Kochinsel, also haben wir die Esszimmermöbel rausgeschmissen und haben nur die Couch und den Schreibtisch im Wohnzimmer stehen. Unsere Möbel sehen aus wie ein Archipel in einem grünen Flauschmeer. An der Wand über der Couch habe ich ein Foto aufgehängt, das ich in den Bergen gemacht habe. Es gibt immer noch viel zu tun, aber ich denke, diese Wohnung wird schon noch Gestalt annehmen.
    Während ich in meine kurze Jogginghose schlüpfe, steckt Christian den Kopf zur Tür herein und wirft mir die Leggings zu, die ihm in der Wäsche eingelaufen sind, und ein neues Paar Jogging-Handschuhe.
    »Danke.«
    Ich mache das Etikett ab und reiße das Plastikteil durch, das die beiden Handschuhe zusammenhält. Sie sind leicht und warm.
    Als wir beide fertig sind, unsere Uhren
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