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Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Titel: Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
Autoren: Verlag Vogelfrei
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Frankfurt-Fechenheim
Anfang Juni
1
    Bedächtig streiften die schlanken Hände die dünnen schwarzen Lederhandschuhe über, griffen nach der vergilbten Pappschachtel, in der sich seit vielen Jahren die Munition vom Kaliber 7.65 mm verborgen hielt, und öffneten sie vorsichtig. Die Hände hielten die Schachtel schräg und ließen den Inhalt behutsam auf den Tisch gleiten. Dann entfernten sie das Magazin der alten Beretta und begannen, die Patronen in den Schacht des Munitionsträgers zu schieben.
    Nachdem sie das Magazin befüllt und wieder eingesetzt hatten, benutzten sie ein dünnes Leinentuch, um die Pistole sorgfältig von eventuell vorhandenen Fingerspuren zu reinigen. Ein leichter Schauer überlief die Person, der die Hände gehörten, als sie die anthrazitfarbene, fast schwarze Waffe betrachtete. Sie empfand durchaus eine gewisse Scheu vor dem todbringenden Instrument, man hätte es beinahe Respekt nennen können. Ein prüfender Blick glitt über die abgenutzten Griffschalen, die mit vermurksten, leicht rostigen Schrauben am Rahmen befestigt waren. So wie auch die ganze Waffe äußerlich schon ziemlich abgestoßen war. Doch es war einerlei, sie würde ihren Zweck sicher erfüllen.
    Todsicher.

    Walter Habicht bemerkte den dunklen Wagen nicht, der ihm schon seit der Baumertstraße folgte. An der Mainkur bog Habicht rechts ab und fuhr auf die B8 Richtung Dörnigheim. Leise sang er einen alten Simon & Garfunkel-Klassiker mit, der im Radio auf HR1 lief:
Sounds of silence
, eines seiner Lieblingslieder, seit vielen Jahren. Nicht dass er den Text kannte oder gar verstanden hätte. Sein Gesang beschrieb eher eine Art dilettierender Lautmalerei, mit der er sich mangels Kenntnis des englischen Textes behalf:
Hello torkniss maioll frend

    Er setzte den Blinker erneut rechts und nahm die Auffahrt zur Brücke in Richtung Bergen-Enkheim. Als der Song verklungen war und die musikalische Kettensäge von
Highway to hell
überfallartig ein hässliches Loch in seine Stimmung zu fräsen drohte, drehte er das Radio verärgert ab.
    Kurz darauf bog er in die Zufahrt zum Heinrich-Kraft-Park ein und stellte sein Auto vor dem Seiteneingang direkt an der Grillhütte ab. Er stieg aus, schloss die Wagentür und steckte den Autoschlüssel in die Tasche seiner blauen Jogginghose. Die neuen Laufschuhe waren federleicht und passten wie angegossen. Er krümmte die Zehen prüfend, hüpfte einige Male auf der Stelle und lächelte zufrieden. Super! Möglicherweise waren die Schuhe das viele Geld ja wirklich wert, das er in dem teuren Sportgeschäft am Ende der Zeil schweren Herzens über die Theke geschoben hatte.
    Routiniert vollführte er einige Dehnübungen. Ein leises Ächzen entfuhr ihm dabei und er verzog das Gesicht. Seitdem er die sechzig überschritten hatte, fiel ihm die eine oder andere Bewegung nicht mehr so leicht. Dass er sich trotzdem einigermaßen fit fühlte, führte er auf das regelmäßige Lauftraining zurück, das er sich fast täglich verordnete. Im Knast war das nicht so einfach gewesen. Immerhin hatte er dort bisweilen ein wenig Hanteltraining betreiben können. Er strich sich die immer noch vollen dunkelbraunen Haare aus der Stirn und lief los.
    Schon fast in Bischofsheim angekommen, entschied er sich, wie gewöhnlich, für den Weg zum Waldsee. Nur selten begegnete ihm jemand auf seiner allmorgendlichen Runde.
    Das Gefühl, nicht alleine unterwegs zu sein, stellte sich deshalb nur allmählich ein. Zuerst beunruhigte es ihn nicht sonderlich. Er schaute flüchtig über die Schulter, sah niemanden und lief weiter.
    Dann hörte er das Knacken.
    Es hörte sich an, als wäre jemand auf einen trockenen Zweig getreten.
    Da, schon wieder.
    Er blieb stehen und schaute sich um.
    Nichts.
    Einen Augenblick noch hielt er inne und lauschte. Das beruhigende Rauschen der Baumwipfel verwischte seine Beklommenheit wie ein freizügig geführter Aquarellpinsel die nasse Farbe. Er holte tief Luft, sog den würzigen Duft des Waldes ein und wurde allmählich ruhiger. Als nichts weiter geschah, schüttelte er, ärgerlich über seine grundlose Furchtsamkeit, den Kopf und setzte seinen Lauf fort. Was sollte auch sein? Und doch …
    Da! Wieder knackte es.
    Was war das? Ein Tier? Er stoppte abermals, beugte sich nach vorne und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab, um zu verschnaufen. Tief atmend schaute er in die Runde und spitzte die Ohren. Doch wieder vernahm er keinen weiteren Ton.
    Beim Weiterlaufen nistete sich langsam und
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