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Kein zurueck mehr

Kein zurueck mehr

Titel: Kein zurueck mehr
Autoren: Swati Avasthi
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steigt mir auch der Duft in die Nase. Ich beuge mich vor und sauge den Duft ein.
    »Seit wann magst du eigentlich Pizza?«, frage ich.
    »Ich mochte Pizza schon immer. Wo bist du denn die ganze Zeit gewesen?«
    »Hier. Du hast nicht ein Stück Pizza gegessen, seit ich hier aufgetaucht bin«, sage ich.
    »Ach das. Ich bin einfach zu wählerisch, um sie hier zu bestellen. Bin verwöhnt von der Pizza in Chicago und New York, schätze ich.«
    Ich nehme einen Bissen. Der Teig ist etwas klebrig. Ich habe wohl noch viel dazuzulernen als Koch. Aber die Qualität der Zutaten (und ich habe eine Menge dafür bezahlt) reißt es raus.
    »Also …«, sagt er, »wenn du dabei bist und das kleine Schlafzimmer haben willst, teilen wir die Kosten. Keine Grundregeln mehr. Keine Vorträge mehr darüber, was du beitragen musst. Brüder.«
    Ich gucke auf seine kahlen Wände. Ich weiß, was ich tun will, aber was, wenn Christian noch einmal eine 180 -Grad-Wende macht? Dazu neigt er nämlich, wenn er Panik bekommt, das kapiere ich jetzt. Na ja, ich weiß ja, was ich bei Panik machen muss. Mit Panik kann ich umgehen. Ich werde ihn zutexten oder einen Witz reißen oder eine Runde mit ihm joggen. Das würde er auch für mich tun.
    »Außerdem«, sagt er, »brauche ich jemanden, den ich im Gin Rommé schlagen kann.«
    Das letzte Mal, dass ich dieses benebelte Grinsen auf seinem Gesicht gesehen habe, war bei der Familie Costacos, und da fühlte er sich total zu Hause.
    »Ich frage mich, ob die Heilsarmee auch Betten verkauft«, sage ich.
    »Das spendiere ich dir«, sagt er.
    Mein Zeug ist ohnehin schon gepackt.
    »Ist gebongt«, sage ich.
    »Gebongt.«

Kapitel 33
    Drei Tage später sitzt Dakota am Info-Desk und tippt etwas am Computer. Als sie mich sieht, hält sie inne. Seit dem Abend der Party haben wir nicht miteinander geredet. Als ich am Montag nach Thanksgiving zur Arbeit zurückkam und damit rechnete, sie zu sehen, hatte sie ihre Schicht getauscht. Um mir aus dem Weg zu gehen, schätze ich mal. Also habe ich noch eine Woche abgewartet, um jetzt während ihrer Arbeitszeit aufzukreuzen. Ich gehe um die Weihnachtsbuchtische herum und bleibe vor ihr stehen.
    »Hallo«, sagt sie.
    Ich trete hinter das Desk, lege meine Hände auf ihre Hüften und drehe sie zu mir um. Ich beuge mich vor und küsse sie lange und sanft. Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals und lässt ihre Zunge zwischen meine Zähne gleiten. Mitten im Kuss hört sie auf und weicht zurück.
    »Okay, nicht schlecht, das gebe ich zu. Aber ich arbeite. In einer Stunde habe ich Feierabend. Wartest du auf mich?«
    Ich sage Ja und mache mich mit einem Fotografiemagazin auf den Weg ins Café. Ich sitze da, blättere durch die Seiten und überlege, was sie sagen wird. Als sie kommt, fährt sie mir mit der Hand durchs Haar.
    »Dein Haar wird allmählich wieder blond.«
    »Das ist in Ordnung. Nur diesen Halb-und-halb-Look mag ich nicht besonders.«
    »Sieht wirklich ziemlich schlimm aus.«
    »Ach, da ist er wieder, dieser sympathische Zug an dir. Unverfälschte Ehrlichkeit. Keine Sorge. Ich werde mir einen Igel schneiden lassen, bis alles wieder blond ist.«
    »Also …«, sagt sie, während sie sich hinsetzt.
    Ich sehe mich im Café um. Auf der einen Seite von uns sitzt ein Junge neben seinem Dad, ein Buch vor sich. Sein Finger fährt die Buchstaben entlang und sein Mund versucht die Laute zu Worten zu formen. Auf der anderen Seite von mir sitzen zwei Frauen in schwarzen Shirts und tratschen und ich müsste mich nicht einmal besonders anstrengen, um zu erfahren, warum ihre »Freundin« sich scheiden lässt.
    »Nicht hier«, sage ich.
    Dakota folgt mir in den Lagerraum. Wir gehen zwischen den Reihen von Kisten hindurch zu einem kleinen eingestaubten Tisch mit zwei Stühlen, die im Sommer wahrscheinlich rausgestellt werden.
    »Ich will mit dir zusammen sein«, sage ich.
    »Ja.« Sie tippt sich mit den Fingern auf den Mund. »Das habe ich kapiert.«
    »Es tut mir leid wegen neulich. Du hattest recht. Du hast zu entscheiden, ob du mit mir zusammen sein willst oder nicht, aber du kannst keine fundierte Entscheidung treffen, bis dir nicht alle relevanten Fakten vorliegen.«
    »Du klingst wie ein Jurist.«
    »Das wundert mich nicht. Weißt du auch, warum? Mein Vater ist Richter.«
    Ich wische mit meinem Ärmel den Staub von einem der Stühle. Ich deute darauf und sie setzt sich hin.
    Als ich meinen Mund aufmache, ist es, als könnte ich fühlen, wie der Faden, der meine Lippen zugenäht hat,
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