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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere
Autoren: Carsten Ness
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berichten.«
    Silvia Lenz nickte immer noch ein wenig unschlüssig und stieg dann langsam die Treppe hinauf. Buhle konnte hören, wie sie kurz darauf zaghaft an eine Zimmertür klopfte. Nachdem er für sich beschlossen hatte, dass in dieser Situation wohl jeder Verständnis dafür hatte, wenn er sich weiter umsah, ging er in das letzte Zimmer im Erdgeschoss, das offenbar als Wohnzimmer genutzt wurde.
    Auch hier war die Ursprünglichkeit durch die Renovierung hervorgehoben und gleichzeitig mit angenehm unauffälligen, aber hochwertigen Möbeln ergänzt worden. Neben einem weiteren Bücherregal mit vorwiegend gebundenen Büchern, zwei Ledersofas, die getrennt durch einen gläsernen Beistelltisch im rechten Winkel zueinander standen, und einem Hifi-Regal mit Anlage und zahlreichen CD s bemerkte Buhle einen runden Spieltisch in der hinteren Zimmerecke. Auf der Anrichte daneben lag ein Kinderspiel. Etwas vermisste er. Er schaute noch einmal durch das Zimmer, bis er bemerkte, dass hier kein Fernseher stand. Als er ein leises Knarren auf der Treppe hörte, drehte er sich zur Tür.
    »Christian?«, kam es vorsichtig rufend aus dem Flur.
    »Marie, ich bin hier, im Wohnzimmer.«
    Er sah Marie zögerlich und sehr ernst durch die Tür in das Zimmer eintreten.
    »Geht es Zoé nicht gut?«
    Marie schüttelte den Kopf. Diesmal schien selbst von den wilden Locken auf ihrem kleinen Kopf keine Energie auszugehen. »Nein. Ich habe es in den letzten Minuten gerade mal geschafft, für einige Momente ihre Hand zu berühren. Aber sogar die hat sie gleich wieder weggezogen. Das arme Kind. Ich kann regelrecht spüren, welche Qualen sie gerade durchmacht. Da muss noch irgendetwas geschehen sein. Vielleicht spürt sie, dass mit ihrer Mutter auch etwas passiert ist. Aber ich komme einfach nicht an sie heran.« Sie atmete tief durch und presste ihre Lippen fest aufeinander.
    »Ich habe bei den Kollegen angerufen. Die versuchen das Auto von Suzanne John-Altmüller zu finden.«
    Marie schaute zu Buhle hinauf, und er konnte sehen, wie diese Mitteilung nur sehr langsam durch ihre Gedanken sickerte.
    »Ich glaube, ich muss heute Nacht hierbleiben. Zoé macht nicht den Eindruck, als ob sie hier weggehen würde, und ich kann sie unmöglich allein lassen. Ich werde Juliette bitten, sich um Nora und Mattis zu kümmern. Hoffentlich hat sie Zeit.«
    Buhle kannte Maries Schwiegermutter. Juliette von Steyn hatte sich auch während des letzten Falls viel um Maries Kinder kümmern müssen. Die Ereignisse hatten der Familie viel Schaden zugefügt. Sie hatten aber letztlich auch dazu geführt, dass die Verbindung zwischen den einzelnen Familienmitgliedern deutlich enger geworden war. Das traf sogar auf Marie und Thomas Steyn zu, auch wenn sie als Paar keine Zukunft mehr zu haben schienen.
    »Willst du allein hierbleiben?«, fragte Buhle etwas unsicher.
    Sie schaute ihn immer noch mit vielen schmalen Sorgenfalten auf der Stirn an und dachte offenbar über die richtige Antwort nach. Dann nickte sie. »Ich möchte nicht, dass Zoé mitbekommt, dass noch jemand Fremdes im Haus ist. Ich weiß nicht, wie sie darauf reagiert.« Sie zögerte ein wenig. »Aber … danke für das Angebot. Kommst du denn irgendwie zurück nach Trier?«
    Buhle hatte sich noch gar keine Gedanken gemacht, wer ihn zu dieser Zeit in der tiefsten Eifel abholen könnte. Vor einem halben Jahr wäre das auch tatsächlich ein Problem gewesen. Zu der Zeit hatte er noch jeden persönlichen Kontakt zu seinen Kollegen vermieden, hatte darüber hinaus ohnehin mit keinem Menschen Kontakt. Doch in den letzten Monaten hatte er sich aus seiner selbst gewählten Isolation etwas herausgearbeitet. Zumindest in seinem Team konnte er jetzt sicher jeden anrufen und um Hilfe bitten.
    »Ich find schon jemanden. Schau du erst mal, dass du deine Schwiegermutter erreichst und alles mit deinen Kindern klärst. Und sei vorsichtig, bitte.«
    Einen kurzen Moment regte sich in Christian Buhle der Gedanke, die nun so zerbrechlich wirkende Marie in den Arm zu nehmen. Doch er wartete ein wenig zu lange. Marie nickte noch einmal kurz und drehte sich dann um, um im Nachbarzimmer zu telefonieren.
    Da Marie ihre Dinge schnell regeln konnte, rief Buhle seinen Freund und Kollegen Paul Gerhardts an. Der war schon im Bett, und Buhle meinte, im Hintergrund Gerhardts Frau Sabine leicht aufmurren zu hören. Doch für den fast fünfzehn Jahre älteren Kollegen war es selbstverständlich, ihn abzuholen. Nach einem Abschiedsgruß ging Marie
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