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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere
Autoren: Carsten Ness
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Altmüller nicht da ist?«
    »Ich habe vorhin zufällig gesehen, dass ihr Auto nicht da war. Ich war beunruhigt und habe nachgeschaut. Zum Glück hatte mir Frau Steyn ihre Nummer gegeben, für alle Fälle.«
    »Sie können nicht sagen, was geschehen sein könnte?«
    »Nein, es ist wirklich furchtbar, was gegenwärtig mit den Altmüllers passiert. Es ist, als ob der Fluch der Merteskaul wieder zurückgekommen ist.«
    »Welcher Fluch?«, fragte Buhle, und seine offensichtliche Skepsis führte wohl dazu, dass Silvia Lenz erst nach einer Weile widerwillig zu erzählen begann.
    »Es gab immer wieder Jahre, in denen es hier drei Tote auf einmal gab. Das erste Mal war es noch im vorletzten Jahrhundert. Bauer Schiltz war gerade mit seiner Familie in die Merteskaul gezogen, nachdem er das Haus hier nebenan gebaut hatte. Innerhalb von nur vier Monaten starben seine Frau im Wochenbett, sein ältester Sohn bei der Feldarbeit, als er unter die Hufe eines durchgedrehten Zugtieres geraten war, und ein Knecht vom Nachbarhof an Fieber. Seitdem gab es mindestens vier weitere Jahre, in denen drei Menschen starben, die mit der Merteskaul in Verbindung standen. 1934 waren es sogar vier.«
    Silvia Lenz’ kurze Zusammenfassung war nicht mit einem Hauch von Zweifel behaftet. Sie schien der festen Meinung zu sein, dass es hier in der Merteskaul nicht mit rechten Dingen zuging. Sie machte eine kurze Pause, in der ihr Blick kurz erstarrte. »Das letzte Mal passierte es 1993.«
    »Sie meinen, die Altmüllers unterliegen auch diesem … Fluch?« Buhle ahnte, dass sein Zögern nicht gut bei seiner Gesprächspartnerin ankommen würde. Und sofort bemerkte er das Aufblitzen in ihren Augen.
    »Sie können glauben, was Sie wollen. Aber ich kann mit meinen sechsundsechzig Jahren noch bis drei zählen.« Sie stutzte, senkte ihren Blick und fügte dann deutlich leiser hinzu. »Ich habe Angst, dass auch Suzanne etwas zugestoßen ist.«
    »Gibt es einen Anhaltspunkt für Ihre Vermutung?«, fragte Buhle. »Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen in der letzten Zeit? Haben Sie irgendwelche Anhaltspunkte, dass etwas anders war? Irgendwelche fremden Leute, ein merkwürdiges Verhalten der Altmüllers, irgendetwas?«
    »Nein, nichts, außer natürlich …« Silvia Lenz beendete ihren Satz nicht, doch Buhle wusste auch so, was sie meinte.
    »Sie wissen auch nicht, wo sich Suzanne John-Altmüller aufhalten könnte? Bei Freunden, Verwandten?«
    »Nein, bestimmt nicht. Sie hätte Zoé in dieser Situation niemals so lange allein gelassen, auch nicht bei mir.« Silvia Lenz war es deutlich anzusehen, dass sie sich sorgte.
    »Können Sie denn sagen, wie lange Frau Altmüller schon von zu Hause weg ist?«
    »Ja, Suzanne hat Zoé gegen halb vier bei mir vorbeigebracht.«
    »Wie gut kennen Sie die Altmüllers?«
    »Weil Suzanne mir ihr Kind anvertraut oder ich einfach so in das Haus gegangen bin, oder warum fragen Sie?« Wieder hatte sich ihre Stimme von einem Moment zum anderen verschärft.
    »Nein, es ist nur wichtig für mich, die Situation hier einschätzen zu können. Ich nehme an, wenn Menschen so eng zusammenwohnen, haben sie ohnehin ein enges Verhältnis miteinander.«
    Silvia Lenz blickte Buhle spöttisch an. »Ein Kommissar verdächtigt immer, oder? Vor den Todesfällen hatte ich vor allem mit den beiden Mädchen zu tun. Ich weiß nicht, ob Sie es bemerkt haben, aber Sie sind vorhin an meinem Pferdestall vorbeigefahren. Na ja, Mädchen und Pferde, da ergibt sich immer schnell ein Kontakt. Zoé hatte bei mir Reitstunden, so als Nachbarschaftshilfe«, fügte sie schnell an. »Aber auch Anne war in letzter Zeit immer häufiger an der Koppel. Ich musste sie sogar schon zweimal von der Weide runterholen. Das Kind hatte überhaupt keine Angst vor den Tieren.«
    Sie war nun wieder sehr in sich gekehrt. »Nach Annes Tod habe ich mich etwas mehr um Zoé gekümmert. Die Eltern waren sehr verzweifelt und auch mit sich selbst beschäftigt. Durch diese Tragödie ist unser Kontakt also etwas enger geworden.« Sie blickte Buhle nun wieder ins Gesicht. »Und was die Nachbarschaft in der Merteskaul betrifft: Sie ist okay, aber wir sind hier keine Kommune mehr. Die Zeiten sind lange vorbei.«
    »Sie haben eben angemerkt, dass die Eltern mit sich selbst beschäftigt waren. Hatte das einen Grund?«
    Silvia Lenz zögerte mit der Antwort und strich sich eine Strähne aus ihrem Gesicht. »Ich weiß nicht. Ich hatte das Gefühl, dass Alexander und Suzanne irgendwie … nicht
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