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Kein Tod wie der andere

Kein Tod wie der andere

Titel: Kein Tod wie der andere
Autoren: Carsten Ness
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Gedanken. Wohin führt dieser Weg?« Er zeigte in die Richtung, aus der er das Motorengeräusch vernommen hatte.
    »Der führt hoch zur Kreisstraße, Richtung Ralingen. Wieso?«
    »Ich habe mich das nur gefragt, weil wir aus der anderen Richtung gekommen sind. Irgendwie hatte ich eher angenommen, dass der Weg hier endet.«
    »Nein, tut er nicht. Auch wenn Sie nicht der Erste wären, der meint, die Welt würde in der Merteskaul enden.« Silvia Lenz hatte die Worte sehr bestimmt, fast schon etwas angriffslustig gesagt und Buhle aus leicht zusammengekniffenen Augen dabei sehr direkt angeschaut.
    »Nein, das wollte ich damit nicht sagen.« Buhle ahnte, dass diese Frau noch viel energischer sein konnte. »Gibt es da oben an der Straße einen Parkplatz?«
    »Nein, nur eine Bushaltestelle.«
    War dort soeben jemand weggefahren, der mit dem Geschehen im Haus Altmüller zu tun hatte, vielleicht sogar Zoés Mutter? Ausschließen konnte Buhle es nicht, aber es war zu spät, eine Verfolgung aufzunehmen. »Frau Lenz, hat Marie Ihnen erzählt, dass ich Kriminalbeamter bin?«
    Die anfängliche Skepsis der Frau schien sich noch zu verstärken. Doch dann wurde ihr offenbar die gegenwärtige Situation bewusst, in der ein Polizist möglicherweise doch von Vorteil sein könnte. Etwas milder gestimmt sagte sie: »Nein. Wäre ja auch nicht gut, wenn Zoé das mitbekommen würde, oder?«
    »Nein, sicher nicht. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Sie haben doch schon damit angefangen. Kommen Sie rein. Suzanne hat bestimmt nichts dagegen, wenn wir uns in die Küche setzen.«
    Buhle folgte Silvia Lenz über zwei Treppenstufen vor der Haustür und drei weiteren in dem dunklen Flur. Ihre grau melierten Haare waren zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebunden und hingen über einer Tunika aus gewalkter Wolle in den verschiedensten Rot- und Gelbtönen. Über der engen schwarzen Leggings sah die Tunika wie ein Minikleid aus. Stiefeletten aus orangerotem Wildleder, die mit von Perlen durchsetzen Gummizügen um die Fußgelenke zusammengezogen waren, rundeten das eigenwillige Äußere der Frau ab.
    Vom Flur aus führte Silvia Lenz Buhle durch eine alte, verzierte Wohnungstür in eine geräumige Wohnküche. Auch hier im Haupthaus war die Einrichtung passend zum Stil des Gebäudes ausgewählt worden. Die Küchenzeile bestand aus einer modernen Vollholzküche, die aber harmonisch auf eine sehr alte Küchenbank mitsamt Esstisch und Stühlen, einen Holzofen mit gusseisernen, reich verzierten Abdeckplatten und einen wohl ebenfalls noch aus der Bauzeit des Hauses stammenden Wandschrank abgestimmt war.
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    »Gerne, ein Glas Mineralwasser täte gut.«
    Lenz sah Buhle etwas misstrauisch aus den Augenwinkeln an, ging dann aber zu einer Tür in der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers, hinter der sich offensichtlich eine geräumige Speisekammer befand. Mit einer Glasflasche in der Hand kam sie zurück.
    »Wissen Sie, als ich hierhergezogen bin, hatten wir in der Merteskaul kein fließendes Wasser im Haus. Alle Bewohner hier hatten eine Quelle im Hang. Das Wasser wurde in einem Steintrog gefasst und bei Bedarf in Krügen und Eimern ins Haus geholt. Das war immer frisch.« Sie betonte den letzten Satz, machte dann aber die Mineralwasserflasche auf und schüttete ein Glas für den Kommissar ein.
    »Wann sind Sie hier hergezogen?«
    »Oktober 1979.«
    Buhle hob die Augenbraunen. »So spät noch?«, entfuhr es ihm.
    »Ja, so spät. Und da waren wir in der Merteskaul nicht die Letzten, die so lebten. Wir sind hier in der Eifel, junger Mann. Das war schon immer eine arme Gegend, da konnten sich die Leute nicht den Luxus der Städter leisten.«
    Buhle versuchte möglichst verständnisvoll zu nicken, um ein wenig beruhigend auf die Frau zu wirken. »Natürlich.« Er machte eine kurze Pause. »Darf ich fragen, wie es Zoé geht?«
    Das ärgerliche Flackern in ihren Augen wich mit einem Schlag einer tiefen Traurigkeit. »Das arme Kind. Ich mache mir schreckliche Vorwürfe. Suzanne hatte mich gebeten, am Nachmittag ein, zwei Stunden auf Zoé aufzupassen. Wir haben uns zusammen um die Pferde gekümmert. Das macht sie sehr gerne, wissen Sie. Aber dann bin ich ins Haus, weil ich das Telefon gehört habe, und als ich wiederkam, war Zoé weg. Da schon mehr als zwei Stunden vergangen waren, habe ich angenommen, Suzanne wäre zurück und hätte Zoé abgeholt.« Silvia Lenz schaute todunglücklich.
    »Und wann haben Sie bemerkt, dass Frau
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