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Kebabweihnacht

Kebabweihnacht

Titel: Kebabweihnacht
Autoren: Lale Akgün
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Großvater orientiert? Und stattdessen an dem Imam? Vielleicht war das alte Wissen ja nur verschüttet, und er konnte es wieder in sein Bewusstsein holen.
    Er schaute Hülya an. »Es wird Zeit, dass wir uns an unsere Traditionen von Toleranz und Nächstenliebe erinnern«, sagte er müde. »Die Alten waren uns in diesen Dingen tatsächlich weit voraus.«
    »Heißt das jetzt, dass wir zusammen Weihnachten feiern können?«, fragte Umut, immer noch skeptisch.
    |109| »Wenn ihr noch mit mir Weihnachten feiern wollt, dann heißt es das«, sagte Arif und wagte den Versuch, seinen Sohn zu umarmen.
    Der drückte seinerseits seinen Vater. »Ach, Papa, ich bin ja so froh, dass Ayla mich und Mama ganz zufällig gesehen und uns bis zur Haustür verfolgt hat. So hat alles sein Gutes.«
    Arif schaute jetzt Hülya an. »Gibst du mir noch eine Chance«, fragte er, »wenn ich dir verspreche, in Zukunft nur noch auf mein Herz zu hören?«
    »Und was sagt dein Herz?«, fragte sie zurück.
    »Dass es euch liebt!«
    Umut und Ayla blickten sich an. So etwas hatten sie noch nie von ihrem Vater gehört. »Ist das jetzt ein Weihnachtswunder?«, fragte Umut lachend Ayla.
    »Sieht so aus!«, antwortete sie. »Ein muslimisches Weihnachtswunder.«
     
    Ja, liebe Leserinnen und Leser, ich möchte nicht so anmaßend sein, die Worte von Ayla zu wiederholen. War das ein Wunder? Ein Weihnachtswunder? Oder gar ein muslimisches Weihnachtswunder?
    Urteilen Sie selbst. Ich weiß nur, dass an diesem Weihnachtsabend die Familie wieder zusammenfand, zu einem Neubeginn unter neuen Vorzeichen. Und es ist gut möglich, dass Weihnachten für sie nach diesem Erlebnis zu einer neuen gemeinsamen Heimat wurde.

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Informationen zum Buch
    Umut ist anders als andere türkische Jungs, er ist sanft, verträumt – und Weihnachtsjunkie. Sehr zum Ärger seines Vaters, der seit Jahren regelmäßig die Moschee besucht. Dort hört er immer wieder, man solle sich von sündhaften christlichen Festen fernhalten. Früher, in den ersten Jahren ihrer Ehe, hat seine Frau noch einen Plastikbaum aufgestellt – so wie sie es aus der Türkei gewohnt war. Doch diese Unsitte hat ihr Mann inzwischen abgeschafft. Es darf nichts Weihnachtliches mehr in die Wohnung. Bei den Nachbarn findet Umut das, was ihm zu Hause verwehrt ist: Plätzchenbacken, Kerzenduft, Weihnachtsmarktbesuche, Tannenbaumglanz.
    Als ihn sein Vater in flagranti überrascht, kommt es zum Eklat. Ein muslimisches Weihnachtswunder tut not.

Informationen zur Autorin
    LALE AKGÜN, geb. 1953 in Istanbul, kam als Kind nach Deutschland, studierte Medizin und Psychologie und war 7 Jahre Bundestagsabgeordnete und migrationspolitische Sprecherin sowie Islambeauftragte der SPD.
    Dem Bestseller »Tante Semra im Leberkäsland« folgten »Der getürkte Reichstag« und »Aufstand der Kopftuchmädchen«.
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