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Kebabweihnacht

Kebabweihnacht

Titel: Kebabweihnacht
Autoren: Lale Akgün
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weg, wenn ich dieses christliche mitfeiere. Die meiste Zeit denke ich |78| ja auch gar nicht daran, dass das ein christliches Fest ist. Ich denke nur, dass es schön ist, wenn alle zusammen Lieder singen oder sich Geschenke machen. Und am schönsten ist es, gemeinsam weihnachtlich zu fühlen!«
    Umut wirkt so ungezwungen, so heiter, wie eine Pflanze, die genau an dem Ort steht, wo sie aufblühen kann, dachte Hülya. Er ist wie ausgewechselt. Dieses Gezwungene, dieses Kontrollierte ist von ihm abgefallen. Warum haben wir ihm das nicht zu Hause gegönnt?
    »Bist du wirklich nicht böse?«, fragte jetzt Umut zum hundertsten Mal.
    »Ich bitte dich, warum sollte ich böse sein? Es ist völlig in Ordnung, dass du dein eigenes Leben lebst. Ich finde, du solltest nach Weihnachten darüber nachdenken, ob du nicht ganz dahin ziehst!«
    »Willst du mich loswerden?« Das ging Umut jetzt doch zu schnell.
    »Na klar«, lachte seine Mutter, »ich will das Zimmer für mich herrichten!«
    »Brauchen wir noch was für den 24.?«, fragte Umut lächelnd?
    »Wenn mir noch was einfällt, bringe ich es mit, aber ich glaube, alles ist perfekt«, sagte seine Mutter. |79| Seit zwei Tagen grübelte Ayla, wo ihre Mutter und Umut gewesen sein könnten. Wen hatten sie besucht? Hatte Umut heimlich eine Freundin, von der der Vater nichts wissen durfte und die vielleicht mit ihren Eltern dort wohnte? Dann aber war sie eindeutig eine Deutsche, denn an der Klingel hatten nur deutsche Namen gestanden. Wo hatten sie geklingelt? Aus Angst, erwischt zu werden, hatte Ayla sich nicht so nah an die beiden herangetraut.

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    SEIT ZWEI TAGEN grübelte Ayla, wo ihre Mutter und Umut gewesen sein könnten. Wen hatten sie besucht? Hatte Umut heimlich eine Freundin, von der der Vater nichts wissen durfte und die vielleicht mit ihren Eltern dort wohnte? Dann aber war sie eindeutig eine Deutsche, denn an der Klingel hatten nur deutsche Namen gestanden. Wo hatten sie geklingelt? Aus Angst, erwischt zu werden, hatte Ayla sich nicht so nah an die beiden herangetraut.
    Die Neugier ließ ihr keine Ruhe. Bei Tisch hatte sie ein paar Andeutungen gemacht, Richtung deutsche Freundin, aber der Einzige, der aufgeschaut hatte, war der Vater gewesen. Komischerweise hatten weder ihre Mutter noch Umut die geringste Gefühlsregung gezeigt. Entweder waren die beiden echt ausgebufft, oder sie war auf der falschen Fährte. Doch was sonst hatten die beiden da zu suchen gehabt?
    Am frühen Nachmittag bezog Ayla wieder Posten vor dem Haus. Sie war gerade im Begriff, die Kälte und ihre Neugier zu verfluchen, da sah sie Umut kommen. Volltreffer! An beiden Armen hingen volle Tüten – alles für die junge Dame!
    Diesmal rückte sie näher, sie wollte unbedingt sehen, |80| welche Klingel er drückte. Wenn er sich jetzt umdrehte, hatte sie Pech gehabt, aber Umut drehte sich nicht um. Allerdings klingelte er auch nirgends. Stattdessen holte er einen Schlüssel aus der Tasche und öffnetet die schwere Tür, die dann schallend hinter ihm zuschlug.
    Umut hatte bereits einen Schlüssel für die Wohnung, dann musste es ja mit den beiden ganz schön weit sein! Triumphierend ging sie nach Hause.

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    » WIR FEIERN BEI mir!« Seit klar war, dass sie Heiligabend bei ihm verbringen würden, erzählte Umut allen leichten Herzens, dass die Familie bei ihm feiern würde. Er hatte die Feier einfach auf alle Familienmitglieder ausgedehnt. Jetzt schauten ihn die anderen auch nicht mehr so komisch an, wenn er kistenweise Lebensmittel anschleppte für Heiligabend.
    »Du bist schon ein merkwürdiger Vogel«, sagte Marcel, »dass du dir die Mühe machst und alle zu dir einlädst.«
    »Das ist für mich keine Mühe, das ist für mich die reine Freude!«
    Umut hatte alles vorbereitet. Die gesamte Dekoration war perfekt, die Lebensmittel, die Kerzenvorräte, die Servietten, die Musik. An alles war gedacht.
    Er hatte Geschenke gekauft, für seine Mutter und auch für sich. Denn sollte seine Mutter nicht daran gedacht haben, ihm etwas zu kaufen, wollte er sie nicht beschämen. Außerdem war das nicht passend für seinen allerersten Heiligabend, dass er nichts geschenkt bekommen sollte. Also hatte er sich selber Geschenke gekauft, packen lassen – Er wollte nicht die eigenen Geschenke verpacken! – und sie ebenfalls |82| unter den Baum gelegt, zusammen mit den Geschenken für seine Mutter.
    Sie waren nicht sonderlich phantasiereich, die Geschenke. Die Mutter bekam die üblichen Kosmetika, Duft und Seife, dazu
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