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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts
Autoren: A. A. Fair
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Polizist.
    »Von mir verlangt sie Schadenersatz in Höhe von hunderttausend Dollar. Diese fiese — diese ehrenwerte junge Dame!«
    Der Polizist lachte laut auf. »Wieso nennen Sie sie denn immerzu eine ehrenwerte junge Dame?«
    »Weil mein Anwalt das so wünscht.«
    »Kapiere.«
    »So ganz überzeugend aber war der Brief doch wohl nicht...«, meinte Bertha vorsichtig.
    »Na hören Sie mal! Sogar eine Fotokopie von der gemeinsamen Hotelanmeldung war dabei. Mehr kann man nicht verlangen. Übrigens finde ich es plötzlich ziemlich kühl hier drin.«
    »Am Sonnabendnachmittag wird immer die Heizung abgestellt.«
    »Jetzt könnte ich einen Drink gebrauchen.«
    Bertha zeichnete Dreiecke auf ihren Block. »Ich habe noch eine Flasche im Schreibtisch«, bemerkte sie beiläufig.
    »Im Dienst darf ich eigentlich keinen Schluck Alkohol anrühren. Aber«, fügte er mit plötzlicher Zutraulichkeit hinzu, »ich kann’s eben nicht lassen. Monatelang brauche ich keinen Tropfen. Und plötzlich packt’s mich wieder, und dann kann ich nicht mehr aufhören. Deshalb hat’s auch mit der Beförderung immer noch nicht so recht geklappt.«
    Bertha betrachtete unentwegt ihren Bleistift. »Ich genehmige mir auch nur dann einen, wenn ich völlig am Boden zerstört bin oder wenn ich merke, daß eine Erkältung im Anzug ist. Ein Schluck zur rechten Zeit ist besser, als später mit einer Grippe auf der Nase zu liegen.«
    »So geht’s mir auch. Also, wenn Sie wirklich ’ne Flasche da haben, ich sag’ nicht nein. Sie halten aber dicht, ja?«
    Bertha holte die Flasche und zwei Gläser hervor. Der Polizist kippte seinen Drink, leckte sich die Lippen und sah sehnsüchtig die Flasche an. Bertha goß ihm ein zweites Glas ein, dessen Inhalt ebenso schnell verschwand.
    »Gut«, sagte er anerkennend.
    »Gut und teuer«, bestätigte Bertha.
    »Ich fühl’ mich wie neugeboren, Lady«, sagte er. »Ich hatte richtig schon ’ne Gänsehaut.«
    »Vorbeugen ist besser als heilen. Bedienen Sie sich.«
    Der Polizist betrachtete die Flasche verlangend, aber er lehnte ab. »Allein trinke ich nicht. Soweit ist es noch nicht mit mir gekommen.«
    »Ich halte ja mit.«
    »Gar nicht wahr. Sie sind ja noch beim ersten Glas.«
    Bertha trank ihr Glas leer und schenkte nach.
    Unter dem Einfluß des Alkohols wurde ihr Leibwächter — er hieß Jack — ganz menschlich. Er war überzeugt davon, daß der Sergeant versuchte, Bertha möglichst vor dem Schlimmsten zu bewahren. Angenehm war ihre Lage nicht. Es hing alles davon ab, ob Belder mit der Sprache herausrückte; wenn er Bertha entlastete, würde das dem Sergeant genügen.
    »Ich denke, daß Sie vor Mitternacht wieder frei sind«, meinte Jack.
    »Das ist noch lange hin«, bemerkte Bertha trübsinnig.
    »Wenn Sie erst mal im Kittchen sitzen, dauert’s noch viel länger«, gab Jack zu bedenken. »Aber keine Angst, der Sergeant holt Sie auch da wieder raus. Bei dem haben Sie ’nen Stein im Brett.«
    Bertha schenkte nach.
    Zwanzig Minuten später hatte Jack die Whiskyflasche ganz zu sich herangezogen. Bertha hielt sich ziemlich zurück.
    »Ich wünschte, ich könnte mich auch so an einem Glas festhalten«, meinte er. »Aber ich muß das Zeug immer gleich kippen. Sie sind ’ne gute Seele, Bertha. Kein Wunder, daß der Sergeant was für Sie übrig hat. Ob die Heizung wieder angestellt ist? Es wird ganz schön mollig hier drin. Fast ein bißchen stickig, was?«
    Jack schob die großen Hände in die Hosentaschen, rutschte ein Stück tiefer in seinen Sessel und streckte die langen Beine aus.
    »Haben Sie auch manchmal Nachtdienst?« fragte Bertha.
    »Hm...«
    »Da bekommen Sie wohl wenig Schlaf?«
    »Ach, man gewöhnt sich dran. Nur die Augen strengt’s an. Von Zeit zu Zeit muß man sie mal zumachen. Das hilft. Sagt der Doktor auch.«
    Bertha beobachtete ihn wie eine Katze, die einen fetten Vogel belauert.
    Immer wieder senkten sich Jacks Augenlider, doch er rappelte sich jedesmal wieder auf.
    Bertha fing wieder an, ihre Dreiecke zu malen. Sie hatte jetzt einige Mühe, gerade Linien zu ziehen. In ihren Ohren rauschte es, und wenn sie schnell den Kopf wandte, fuhr das ganze Zimmer mit ihr Karussell. Aber ihre Gedanken waren vollkommen klar.
    »Hat Sellers Imogene Dearborne verhaftet?« fragte sie.
    »Glaub’ ich nicht. Wieso?«
    » Belder muß eine Komplizin gehabt haben, die seine Frau angerufen und sie in die Garage gelockt hat. Wenn er was mit der Dearborne gehabt hat, würde ich auf sie tippen.«
    »Mensch, Bertha«,
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