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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts
Autoren: A. A. Fair
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Bitte kommen Sie doch herein.«
    Bertha widmete sich wieder ihren Unterschriften. Erst als sie den letzten Kringel unter einen sorgfältig getippten Brief gesetzt hatte, sah sie auf.
    »Die Briefe müssen noch heute herausgehen, Elsie.«
    »Jawohl, Mrs. Cool.«
    »Jeder Umschlag muß als >Persönlich und vertraulich< gekennzeichnet werden.«
    »Jawohl, Mrs. Cool.«
    Bertha ließ ihren Blick zu dem hochgewachsenen Mann wandern.
    »Sie heißen Belder?«
    Er lächelte und streckte ihr über den Schreibtisch hinweg die Hand hin. »Ja, Everett G. Belder, Mrs. Cool.«
    Bertha erwiderte seinen Händedruck ohne Wärme. »Sie wollten Donald sprechen, nicht? Der ist aber auf Urlaub.«
    »Ja, das sagte mir Ihre Sekretärin bereits. Wirklich sehr bedauerlich.«
    »Sie kennen Donald?«
    »Nur vom Hörensagen. Ein Geschäftsfreund hat mir von ihm erzählt. Ein kleiner Kerl mit Köpfchen und Courage, flink und unerschrocken, so hat er ihn geschildert. Er hat sich etwas unfeiner ausgedrückt, aber sehr anschaulich.«
    »So? Wie hat er es denn gesagt?«
    »Es ist nicht gerade gehobene Schriftsprache, Mrs. Cool, ich möchte es eigentlich nicht wiederholen...«
    »Meinen Sie, Sie können mir noch etwas beibringen, junger Mann?« fragte Bertha etwas gereizt. »Raus damit. Was hat er gesagt?«
    »Er sagte, Donald sei rotzfrech wie ein Straßenköter, gewieft wie ein Armenier und unerschrocken wie ein Mann, der mit drei Frauen auf einmal verheiratet ist.«
    »Hm«, knurrte Bertha. »Na ja, der Wunderknabe ist nun leider nicht da. Kann ich sonst noch was für Sie tun?«
    »Sie sind seine Teilhaberin?«
    »Allerdings.«
    Everett Belder musterte sie wie ein neues Modell beim Autohändler.
    »Sie sollen mich ja nicht heiraten, Mann«, erklärte Bertha. »Wenn Sie was von mir wollen, rücken Sie damit heraus. Wenn nicht, dort ist die Tür.«
    »Mit einem weiblichen Detektiv wollte ich eigentlich nicht...«
    »Dann lassen Sie es bleiben.«
    Bertha griff nach dem Telefon.
    »Andererseits glaube ich, daß Sie, wenn ich mich mal so ausdrücken darf, Nägel mit Köpfen machen...«
    »Nun entschließen Sie sich endlich.«
    »Mrs. Cool, arbeiten Sie eigentlich manchmal für ein Erfolgshonorar?«
    »Nein.«
    Belder rutschte unbehaglich auf seinem Sessel hin und her.
    »Ich bin Verkaufsingenieur, Mrs. Cool, ich hatte beträchtliche Ausgaben, und...«
    »Was ist ein Verkaufsingenieur?« unterbrach Bertha.
    Jetzt lächelte er. »In meinem Falle würde ich ihn als einen guten Verkäufer definieren, der eine ganze Portion Unverfrorenheit und gerade genug Moneten besitzt, um bis zum Zahltag ohne Vorschuß durchzukommen.«
    »Kapiere. Wo drückt Sie der Schuh?«
    Wieder wurde Belder etwas verlegen. »Mrs. Cool, ich stecke in einer scheußlichen Klemme. Ich sehe praktisch keinen Ausweg mehr. Tag und Nacht zermartere ich mir den Kopf, aber...«
    »Nun mal sachte«, sagte Bertha beschwichtigend. »Diese Redensarten kenne ich von meinen Klienten. Packen Sie erst mal aus.«
    »Mrs. Cool, übernehmen Sie auch gelegentlich Inkasso-Fälle?«
    »Was für Inkasso?«
    »Schuldenforderungen, Eintreibungen einer Urteilsschuld...«
    »Nein.«
    »Und warum nicht — wenn ich fragen darf?«
    »Weil nichts dabei herausspringt.«
    Belder schien immer neue Höcker und Spitzen auf seinem Sesselsitz zu entdecken. »Angenommen, ich sage Ihnen, wo eine Urteilsschuld über zwanzigtausend Dollar beizutreiben ist, garantiere Ihnen, daß Sie für Ihre Arbeitszeit bezahlt werden, und zahle Ihnen außerdem noch ein Honorar, wenn Sie den Auftrag zufriedenstellend ausgeführt haben...«
    In Berthas Augen blitzte es interessiert auf. »Gegen wen ist das Urteil ergangen?«
    »Ich möchte es einmal folgendermaßen ausdrücken«, holte Belder aus. »A hat ein Urteil gegen B erwirkt. B hat einen Offenbarungseid geleistet. Dann bekommt C...«
    Bertha hob protestierend die Hand. »Das Alphabet interessiert mich nicht. Damit muß ich mich genug herumärgern. Wenn Sie mir etwas sagen wollen, drücken Sie sich gefälligst allgemeinverständlich aus.«
    »Es ist sehr schwer zu erklären, Mrs. Cool«, meinte Belder.
    »So? Dann können Sie kein besonders guter Verkäufer sein.«
    Er lachte verlegen. »Ich möchte, daß Sie eine Forderung in Höhe von zwanzigtausend Dollar eintreiben. Sie werden nicht die ganze Summe bekommen. Sie werden sich auf einer Prozentbasis einigen, und...«
    »Gegen wen ist das Urteil ergangen?« wiederholte Bertha.
    »Gegen mich!«
    »Sie wollen mir den Auftrag geben, eine
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