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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts
Autoren: A. A. Fair
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hing und irgendetwas durch die Wand spießte. Zuerst habe ich es für einen Revolver gehalten. Ich rief nach Mutter. Sie war in der Küche und fütterte Mabels Kater. Sie dachte, ich hätte den Verstand verloren. Das Bild hing nämlich jetzt wieder ganz normal.«
    »Ich habe mich zu Tode erschreckt«, schaltete Mrs. Goldring ein. »Du sahst völlig verstört aus.«
    »Wir rannten beide durch den Gang zur Garage. Mutter kam mir zuvor. Sie hat den Mann gesehen. Er beugte sich über Mrs. Cool — natürlich wußten wir da noch nicht, daß es Mrs. Cool war — und fuchtelte mit einem Gegenstand herum. Zuerst hab’ ich gedacht, es wäre ein langes Messer.«
    »Und?« drängte Sergeant Sellers.
    »Er blickte auf, sah uns und rannte auf uns zu, die Waffe schwingend.«
    »Haben Sie sein Gesicht erkennen können?«
    »Nein. Es war ziemlich dunkel in der Garage. Seine Figur könnte ich beschreiben, aber sein Gesicht habe ich nicht gesehen.«
    »Groß und schlank, oder...«
    »Etwa mittelgroß. Gut gekleidet und — bitte lachen Sie nicht! — ein Gentleman. Man merkte es an seiner ganzen Art, seinen Bewegungen... Hört sich das sehr dumm an?«
    »Nein«, sagte Sellers nachdenklich. »Es ist keine schlechte Beobachtung. Noch etwas?«
    »Eigentlich nicht. Er rannte an uns vorbei. Mutter versuchte, ihn aufzuhalten, da gab er ihr einen Stoß.«
    »Direkt in den Magen«, ergänzte Mrs. Goldring indigniert. »Das spricht nicht gerade dafür, daß er ein Gentleman war.«
    »Mit der Faust?« fragte Sellers.
    »Nein«, antwortete Mrs. Goldring gereizt. »Mit seiner Waffe. Es war ein Rohr oder so was Ähnliches.«
    Carlotta nahm den Faden auf. »Er rannte ins Haus. Ich kümmerte mich noch um Mutter, da hörten wir die Hintertür klappen.«
    »Sind Sie ihm nachgelaufen?«
    »Ja, ich fürchte, wir waren recht unvorsichtig«, sagte Mrs. Goldring. »Aber wir waren so aufgeregt. Er war tatsächlich durch die Küche entkommen. Whiskers, der Kater, stand auf dem Tisch, mit weit aufgerissenen Augen und aufgeplustertem Schweif.«
    »Verhält sich das Tier bei allen Fremden so?«
    »Nein, eigentlich ist es recht zutraulich«, meinte Mrs. Goldring. »Ich sagte schon zu Carlotta, man könnte fast denken, daß der Kater den Mann gekannt und schon früher unangenehme Erfahrungen mit ihm gemacht hat. Vielleicht hatte er mal versucht, das Tier zu greifen, und es fürchtete sich vor ihm.«
    »Ich fasse also zusammen«, sagte Sellers. »Sie riefen nach Ihrer Mutter. Daraufhin kehrte das Bild in seine ursprüngliche Stellung zurück.«
    »Ja. Und dann hörte ich in der Garage jemanden fallen.«
    »Aha. Und nachdem Sie den Unbekannten bis zur Hintertür verfolgt hatten, kamen Sie zurück in die Garage und stellten fest, daß Mrs. Cool nicht tot, sondern nur bewußtlos war, und Sie riefen die Polizei.«
    »Ja, so war es.«
    Bertha, die mit geschlossenen Augen auf dem Bett lag, stellte fest, daß Carlotta wohlweislich vermieden hatte, ihren Anruf bei Nunnely zu erwähnen.
    Mrs. Goldring sagte: »Es mag zur Arbeitsweise von Detektiven gehören, in fremden Häusern Löcher in die Wand zu bohren, um die Bewohner zu beobachten, aber ich finde...«
    »Ich glaube gar nicht, daß Mrs. Cool das Loch gebohrt hat«, unterbrach Sergeant Sellers. »Dazu braucht man Zeit. Und Werkzeug.«
    »Interessant. Aber was machen wir jetzt mit ihr? Sollen wir einen Arzt rufen?«
    »Das mache ich nachher schon«, sagte Sellers. »Zunächst will ich sie mal oberflächlich untersuchen. Könnte sie, wenn sich herausstellen sollte, daß sie nicht transportfähig ist, ein paar Tage hierbleiben?«
    »Natürlich. Allerdings fürchte ich, daß sie uns nicht gerade liebt. Dabei haben wir nicht das geringste gegen sie. Neulich hatten wir sie gebeten, als Zeugin für uns auszusagen. Da hat sie sich ziemlich widerborstig gezeigt. Sie erwartete wohl eine Entschädigung...«
    »Das sieht ihr ähnlich«, meinte Sellers. »Richten Sie doch bitte meinem Kollegen in der Garage aus, er möchte die Fingerabdrücke an der Hintertür sichern. Fassen Sie die Türklinke bitte nicht an.«
    Bertha hörte, wie sich die Tür schloß. Dann sagte Sellers: »Na, Bertha, wie geht’s? Kopfschmerzen?«
    Bertha rührte sich nicht. Sellers setzte sich auf die Bettkante. »Kommen Sie, Bertha, es hat keinen Zweck. Sie können nicht ewig vor uns davonlaufen.«
    Bertha blieb stumm.
    »Denken Sie bloß nicht, daß Sie mich für dumm verkaufen können«, fuhr Sellers ein wenig gereizt fort. »Ich habe im Spiegel genau
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