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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts
Autoren: A. A. Fair
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Sie kamen aus der Küche. Eine Schranktür klappte, Teller klirrten. Carlotta und Mrs. Goldring waren also wieder da.
    Durch die Hintertür gab es kein Entkommen mehr, denn der Weg dorthin führte an der Küche vorbei. Dann fiel ihr der Gang zur Garage ein. Versuchen konnte man’s ja mal...
    Sie zog die Schuhe aus, klemmte sie unter den Arm und trat auf den Gang. Sie hörte das ungeduldige Miauen einer Katze, dann Carlottas Stimme: »Und ich sage dir, Mutter, sie werden Everett anklagen. Es geschieht ihm ganz recht! Was ich dazu tun kann, daß er verurteilt wird, soll geschehen.«
    So gespannt Bertha auch lauschte, es kam keine Antwort.
    Sie tastete sich an der Wand entlang, sorgsam bemüht, knarrende Dielen zu vermeiden. Nicht auszudenken, wenn man sie hier im Haus ertappte!
    Carlotta sagte: »Ich mag Katzen nicht. Wir sollten zusehen, daß wir das Vieh loswerden. Pfui, meine Hände riechen nach Kater! Ich muß mir meine Creme holen.«
    Ein Lichtkegel fiel in den Gang, den Bertha entlangschlich. Sie nahm die Taschenlampe in die Linke und ballte kampfentschlossen die Rechte. Aber Carlotta schien es mit ihrer Handcreme nicht so eilig zu haben. Sie stand noch an der Tür. Man hörte, wie der Kater genußvoll die Milchschale ausleckte.
    Für übertriebene Vorsicht war jetzt keine Zeit mehr. Bertha ging eilig zur Garage, öffnete die Tür und seufzte erleichtert, als die feuchte Dunkelheit sie umgab.
    Sie setzte sich auf eine Werkzeugkiste, um die Schuhe wieder anzuziehen, und merkte zu ihrem Ärger, daß sie am ganzen Körper zitterte. Sie tat ein paar Schritte zur Garagentür. Aber dann hielt sie plötzlich inne. Im vorderen Teil der Garage war es sonderbar hell. Hinter einem kupferbezogenen Dichtungsring, der an einem Nagel an der Wand hing, drang Licht hervor. Als Bertha ihn abnahm, entdeckte sie dahinter ein sauber gebohrtes Loch von etwa zweieinhalb Zentimeter Durchmesser.
    In diesem Augenblick vergaß Bertha alle Gefahren einer möglichen Entdeckung. Sie nahm einen Schraubenzieher von der Werkbank und schob ihn durch die Bohrung. Er traf gegen einen leichten Widerstand auf der anderen Seite der Wand, der sich aber leicht beiseite schieben ließ. Es war ein Bild, und dieses Bild hing in Mabel Belders Schlafzimmer. Bertha sah Carlotta, die vor dem Ankleidetisch saß, sich die Hände eincremte und ihrem Spiegelbild selbstzufrieden zulächelte. Dann griff sie sich das Telefon und wählte eine dreistellige Nummer. »Ja, ist dort die Auskunft? Bitte geben Sie mir die Nummer von George K. Nunnelys Privatwohnung. Die Adresse kenne ich nicht.« Eine Pause. »Vielen Dank.«
    Sie hängte auf. Bertha sah sie eine andere Nummer wählen. »Hallo, spreche ich mit Mr. Nunnely? Wir kennen uns nicht, Mr. Nunnely. Mein Name ist Carlotta Goldring. Ich bin Mrs. Belders Schwester. Ja, ganz recht. Ich bin auf einige sehr sonderbare Dinge gestoßen, und ich glaube, es läge in Ihrem Interesse, wenn wir uns einmal darüber unterhalten könnten. Es handelt sich um den Mord an Mabel Belder. Ich sagte Mord, Mr. Nunnely. Ganz recht. Soviel ich weiß, brauchen Sie dringend Geld. Der Tod meiner Schwester kam Ihnen sehr gelegen, nicht wahr? Sie...«
    Carlotta setzte sich bequemer auf ihrem Stuhl zurecht und sah auf. Ihr Gesicht wurde starr. Bertha überlief eine Gänsehaut: Im Spiegel hatte Carlotta gesehen, daß das Bild schief hing.
    »Mutter!« schrie Carlotta.
    Bertha ließ den Schraubenzieher fallen, hörte ihn zu Boden klappern. Das Bild schob sich vor die Bohrung. Bertha drehte sich um...
    Ein Feuerwerk blendender Lichtfunken sprühte vor Berthas Augen auf. Etwas Kaltes berührte ihr Gesicht. Der Steinfußboden der Garage — dachte sie noch. Dann rutschte sie in schwarze Bewußtlosigkeit ab.

23

    Langsam drangen die Stimmen zu ihr durch — Laute, die ihr schmerzender Kopf noch nicht zu Wörtern zusammenfügen konnte. Mörder — hörte sie. Heißt das nicht, dachte sie verschwommen, daß ein Mensch einen anderen Menschen umgebracht hat?
    Diese Überlegung brachte sie mit einem Ruck wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie riß die Augen auf und klappte sie ebenso schnell wieder zu. Sergeant Sellers sprach mit Carlotta und Mrs. Goldring. Er war offensichtlich gerade erst auf der Bildfläche erschienen. Bertha beschloß, sich vorerst noch bewußtlos zu stellen, um die Stunde der Wahrheit noch etwas hinauszuzögern.
    Carlottas Stimme war schrill vor Erregung: »... saß ich vor dem Spiegel, da sah ich, daß das Bild schief an der Wand
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