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155 - Die toten Augen von St. Lamberti

155 - Die toten Augen von St. Lamberti

Titel: 155 - Die toten Augen von St. Lamberti
Autoren: Dämonenkiller
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Dorian Hunter schreckte aus dem Schlaf hoch. Im blassen Schein des Mondlichts sah er Coco neben sich aufrecht im Bett sitzen.
    „Was ist los?" murmelte er schläfrig.
    Cocos Augen schimmerten grünlich. Sie hatte den Mund leicht geöffnet und schien in Trance zu sein.
    „Phillip", sagte sie leise.
    „Was ist denn mit ihm?"
    „Ich weiß nicht. Ich spüre, daß er sich ängstigt."
    Dorian schwang die Beine aus den Bett und knipste die Nachttischlampe an.
    „Ich sehe nach ihm", sagte Dorian.
    Coco erhob sich ebenfalls. Sie warf sich einen Morgenmantel über und folgte Dorian zur Tür. Über den düsteren Gang, in dem die Notbeleuchtung wie immer brannte, gingen sie zu Phillips Zimmer hinüber.
    Eine Tür wurde geöffnet.
    Dorian zog die Stirn in Falten, als er seinen Sohn Martin und Tirso, den Zyklopenjungen, aus ihrem Zimmer treten sah.
    „Was ist denn mit euch?" fragte er.
    „Martin sagt, daß mit Phillip etwas nicht stimmt", sagte Tirso.
    Dorian streichelte seinem Sohn über das wirre dunkle Haar und sagte: „Wir kümmern uns um Phillip, Martin. Geht wieder ins Bett."
    In den Augen des Jungen war der gleiche grünliche Schimmer wie bei seiner Mutter. Martin zögerte, doch dann drehte er sich um und kehrte in sein Zimmer zurück.
    Unruhe erfaßte Dorian.
    Coco war schon vorausgegangen. Sie hatte die Tür zu Phillips Zimmer erreicht, streckte die Hand nach dem Türgriff aus und zögerte.
    Dorian schob sie zur Seite und öffnete die Tür. Coco atmete schwer neben ihm. Sie sahen Phillip aufrecht im Bett sitzen. Ein breiter Streifen des Mondlichts, das durch das Fenster drang, fiel auf seine magere Gestalt, die in dem weißen Nachtgewand wie ein Gespenst erschien.
    Dorian griff nach dem Lichtschalter, doch Coco legte rasch ihre schmale Hand auf seinen Arm. „Kein Licht", flüsterte sie und glitt an ihm vorbei ins Zimmer.
    Dorian ließ die Tür offen. Er trat an die andere Seite des Bettes.
    Der Hermaphrodit schien sie nicht zu sehen. Seine Augen waren weit aufgerissen. Sie lagen tief in den Höhlen und waren blutunterlaufen. Die Iris schimmerte golden. Die vollen, sinnlichen Lippen leuchteten in seinem blassen Gesicht wie ein brandrotes Signal. Das blonde Haar hing ihm wirr bis auf die Schultern hinab, die jetzt konvulsivisch zu zucken begannen. Der ganze magere Körper des Hermaphroditen wurde von einer Art Schüttelfrost erfaßt.
    Seine Arme bewegten sich plötzlich.
    „Bethiar ruft!" stammelte er kaum verständlich. „Tote Augen - sie fressen an St. Lamberti!"
    Dorian warf Coco einen schnellen Blick zu. Er glaubte, nicht richtig verstanden zu haben.
    Bethiar? Das war einer der Dämonendrillinge gewesen, die der Dämonenkiller vor längerer Zeit in London zur Strecke gebracht hatte. Sie waren Anfang des sechzehnten Jahrhunderts geboren. Als Juan Garcia de Tabera hatte er die Geburt der Dämonendrillinge und das gleichzeitige Entstehen des Goldenen Drudenfußes miterlebt. In seinem nächsten Leben als Georg Rudolf Speyer hatte er mit Hilfe des Magisters Dr. Johannes Faustus versucht, die Dämonendrillinge zu töten, doch die Masken des Dr. Faustus hatten den Drillingen nur ihre menschliche Gestalt genommen.
    Dorian hatte den Goldenen Drudenfuß vor ein paar Jahren an sich bringen können. Nur Phillip hatte damit umgehen können, und ihm war es gelungen, die Dämonendrillinge Athasar, Bethiar und Calira mit Hilfe des Goldenen Drudenfußes endgültig zu vernichten.
    „Bethiar ist tot, Phillip!" stieß Dorian hervor. „Er kann dich nicht rufen."
    „Die toten Augen", flüsterte Phillip. „Die Erde bricht auf! Die Schattenfrau geht durch die Stadt!" „Welche Stadt, Phillip?" fragte Dorian eindringlich. „Wem gehören die toten Augen, und wer ist die Schattenfrau?"
    Coco legte ihre Hand auf Phillips zitternden Arm.
    „Frag ihn nicht alles auf einmal, Dorian", murmelte sie.
    „Siehst du die toten Augen, Phillip?" fragte der Dämonenkiller.
    „Ja. Rothmann. Er ist ein anderer. Er lockt mich. Wunderschöner Bethiar!"
    „Wo ist Bethiar, Phillip?" fragte Coco sanft. „Bethiar ist nicht schön. Er ist ein häßliches Spinnenmonster."
    Phillip schrie auf einmal laut.
    „Das Sendschwert! Die Schattenfrau vollendet ihre Rache. Die Käfige am Turm…" Die Stimme versagte ihm. Sein hagerer Körper wurde von einem heftigen Krampf geschüttelt. Schweißperlen standen auf seiner bleichen Stirn. Er schloß die Augen.
    Coco legte ihren Arm um seine Schultern, und allmählich ließ das Zittern nach. Phillips Atem
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