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Katrin mit der großen Klappe

Katrin mit der großen Klappe

Titel: Katrin mit der großen Klappe
Autoren: Marie Louise Fischer
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so leicht bereit, aufzugeben. Sie trommelte gegen die gläserne Scheibe,
lief, als nichts sich rührte, zum nächsten und übernächsten Schalter, ohne
irgend etwas zu erreichen. „Ich verstehe die Welt nicht mehr!“ erklärte sie
endlich.
    „Vielleicht haben Räuber das
Stadion besetzt und die Kassenmänner gezwungen...“ piepste Ruth.
    Sie kam nicht dazu,
weiterzusprechen, so sehr wurde sie ausgelacht.
    „Zankt euch nicht!“ sagte
Leonore. „Und vor allem, macht mir keine Vorwürfe. Ich hatte euch gewarnt. Aber
so genau hatte ich es ja selber nicht gewußt, bis ich heute mittag meinen Vater
gefragt habe.“
    „Und ich habe es trotzdem
gelesen“, behauptete Silvy, „die Zeitung muß sich vertan haben, ich habe mich
ganz bestimmt nicht geirrt!“
    „Natürlich nicht, du irrst dich
nie“, erklärte Leonore besänftigend und zwinkerte den anderen vergnügt zu.
„Versuchen wir doch mal, ob das Stadionstübchen auf ist. Dann können wir
wenigstens eine Cola trinken.“
    Diesmal hatten sie Glück. Das
kleine Lokal neben dem Stadtwald-Stadion, von dem aus man im Sommer die grünen
Rasenflächen hatte übersehen können, und die Schwimmbecken, die von Menschen
gewimmelt hatten, war offen. Aber der Ausblick war jetzt geradezu
niederschmetternd.
    Aus den Becken war das Wasser
gelassen, die Sprungbretter zeigten ins Nichts, und die Rasenflächen waren
bedeckt mit gelben Blättern.
    „Trostlos“, sagte Olga
schaudernd.

    Eine mürrische Kellnerin
brachte ihnen die Getränke.
    Leonore ging zur Musikbox und
wollte mit einer munteren Platte für Stimmung sorgen. Aber der Apparat war
außer Betrieb. „Auch das noch“, sagte sie und setzte sich zu den anderen.
    Silvy, die fühlte, daß die
Freundinnen ihr die Schuld an diesem Reinfall gaben, versuchte die
Aufmerksamkeit von sich abzulenken. „Sonderbar, daß Katrin nicht gekommen ist“,
stichelte sie.
    „Sonderbar ist eher, daß wir
auf deine komische Idee hereingefallen sind“, sagte Olga.
    „Aber nein, du siehst die Dinge
falsch! Katrin ist ja nicht deshalb weggeblieben, weil sie wußte, daß wir eine
Enttäuschung erleben würden, sondern sie wollte von vornherein nicht zum Eislaufen
kommen!“ Silvy legte den Zeigefinger an ihr spitzes Näschen. „Jetzt frage ich
euch: warum nicht? Ist das noch normal?“
    „Ich finde, sie hat uns ihren
Standpunkt doch ganz gut erklärt“, sagte Leonore. „Es ist ihr zu viel Gedränge
hier...“
    „Na, darüber könnte sie aber
heute wirklich nicht klagen!“ sagte Olga mit einem plötzlichen Anflug von Humor
und wies auf das verödete Stadion.
    „Sie behauptet, unser Stadion
wäre ihr zu popelig“, sagte Ruth, „also, ich finde das höchst sonderbar. Wenn
irgendeine andere von uns das sagen würde, bitte! Aber ausgerechnet Katrin! Ich
kann nichts so besonders Feines an ihr finden.“
    „Aber sie wohnt in einem tollen
Haus“, sagte Olga. „Das solltet ihr mal sehen!“
    Alle wandten sich ihr zu. Silvy
verschluckte sich vor Überraschung und mußte husten. Leonore klopfte ihr auf
den Rücken. „Warst du denn schon einmal bei ihr?“ fragte Ruth erstaunt. „Nicht
direkt“, sagte Olga, „ich habe sie früher öfters mal bis nach Hause begleitet.“
    „Stimmt, ihr beide wart damals,
als sie in unsere Klasse kam, dicke Freundinnen.“
    „Nicht wirklich“, behauptete
Olga.
    „O doch“, sagte Leonore, „ihr
habt euch dann nur verkracht, und wahrscheinlich hat Katrin nicht Himmel und
Hölle in Bewegung gesetzt, um dich wieder zu versöhnen, wie wir anderen das
tun...“
    Olga schüttelte energisch die
roten Locken. „Das hätte gar keinen Zweck gehabt.“ Sie holte tief Luft. „Ich
habe mich sehr um sie bemüht, anfangs, ich habe versucht, ihr das Einleben in
unserer Klasse leichtzumachen...“
    „Das ist dir ja auch gelungen“,
sagte Silvy.
    Olga ging mit einer
Handbewegung über diese Bemerkung hinweg. „...ich habe wirklich eine Zeitlang
geglaubt, daß wir Freundinnen wären“, sagte sie, „aber dann...“. Sie stockte.
„Was?“ fragte Ruth neugierig.
    „Ich habe sie zum Geburtstag
eingeladen. Da hat sie mit einer faulen Entschuldigung abgelehnt, sie hätten
gerade an diesem Tag zu Hause Gäste, und da könnte sie nicht weg. Extra
ihretwegen habe ich dann die Geburtstagsfeier verlegt. Der Erfolg: Sie ist
nicht erschienen. Erinnert ihr euch nicht?“
    „Doch“, sagte Leonore, „aber es
ist uns nicht weiter aufgefallen.“
    „Weil ihr damals noch nicht so
dicke mit ihr wart.“
    „Und? Wie hat
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