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Katrin mit der großen Klappe

Katrin mit der großen Klappe

Titel: Katrin mit der großen Klappe
Autoren: Marie Louise Fischer
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helfe dir rauf!“
    Olga schüttelte stumm den Kopf.
    „Laß sie doch“, sagte Katrin.
„Sie bockt wieder mal!“
    „Das ist nicht wahr!“ Olga
stampfte mit dem Fuß auf, sie war rot geworden.
    „Dann hat sie wahrscheinlich
Angst vor Sommersprossen!“ behauptete Silvy.
    „Ihr seid gemein!“ schrie Olga
und stürzte davon.
    Alle lachten, außer Leonore.
    „Ihr müßt die arme Olga nicht
immer so ärgern“, sagte sie. „Ihr wißt, wie überempfindlich sie ist. Außerdem
ist das mit den Sommersprossen Quatsch. Im Herbst kriegt man gar keine mehr.“
Sie rutschte von dem Stapel herab.
    „Wo willst du hin?“ fragte
Ruth.
    „Olga zurückholen. Allein
findet sie sonst wieder eine ganze Woche nicht aus ihrem Bock heraus.“
    „Und was wird aus uns?“ rief
Ruth erschrocken. „Wenn die Achte kommt...“
    „...müßt ihr sie eben
zurückschlagen oder das Feld räumen!“ erklärte Leonore ungerührt und
verschwand.
    „Langsam fängt diese Olga
wirklich an, mir auf die Nerven zu gehen“, sagte Silvy.
    „Nicht halb so sehr wie das
Mohrchen“, sagte Katrin und biß kräftig in ein gut belegtes Butterbrot. „Was
die uns immer erzählt... Industriegesellschaft! Ich möchte wetten, davon steht
kein Wort im Lehrplan.“
    „Ich finde das eigentlich ganz
nett“, meinte Silvy gnädig. „Mohrchen läßt sich wenigstens hin und wieder mal
was einfallen.“
    „Ja, ein Aufsatzthema für uns!“
Katrin baumelte mit ihren langen Beinen und trommelte mit den Fersen gegen den
Stapel. „Das heißt auf gut deutsch: wir müssen es ausbaden.“
    „Ist doch gar nicht schwer!“
erklärte Ruth mit überraschender Sicherheit. „Über den Beruf meines Vaters kann
ich Bände schreiben.“
    „Kunststück! Dein Vater ist
Friseur! Da kannst du immer zugucken, was er macht!“ rief Silvy. „Aber was soll
ich sagen? Mein Vater ist Versicherungskaufmann. Könnt ihr euch da was drunter
vorstellen?“
    Katrin biß zur Abwechslung in
einen dicken roten Apfel. „Ich bin dafür, daß wir das Thema wechseln“, sagte
sie, „ich habe keine Lust, mir auch noch die Pause durch öde Schulgeschichten
verderben zu lassen.“
    „Aber du hast doch damit
angefangen!“ piepste Ruth und schlug sich, erschrocken über ihre Kühnheit, mit
der Hand vor den Mund.
    „Was habe ich!?“ Katrin
streckte den langen Arm aus, packte zu und zerrte an Ruths komplizierter
Frisur, als wäre ihr schönes, blondes Haar eine Perücke, die man abnehmen
konnte.
    „Au!“ schrie Ruth. „Du tust mir
weh! Bitte, laß los... vielleicht habe ich mich ja auch geirrt.“
    Aber Katrin schüttelte sie —
nicht gerade rauh, aber es ziepte dennoch gehörig. „Willst du noch einmal eine
so freche Bemerkung machen?“
    „Nein! Nie wieder!“
    „Dann ist es ja gut.“ Katrin
gab Ruth frei, die ihren Taschenkamm zückte und sich sogleich daran machte,
ihren Haaraufbau wieder in Ordnung zu bringen.
    „Müßt ihr euch denn immer
streiten!“ sagte Silvy und rümpfte verächtlich die spitze Nase. „Ich finde das
einfach kindisch.“
    „Ist mir egal, wie du das
findest“, gab Katrin zurück, „ich denke jedenfalls nicht daran, mir von irgend
jemandem irgendwas gefallen zu lassen.“
    Sie blitzte dabei die
Freundinnen aus ihren schwarzen, funkelnden Augen so drohend an, daß sogar
Silvy es für besser hielt, sie nicht mehr zu reizen.
    „Kinder“, rief sie, „ich habe
ganz vergessen, euch zu erzählen... habt ihr gestern die Zeitung gelesen?“
    „Nein, wieso?“ fragte Ruth.
    „Welche?“ wollte Katrin wissen.
    „Die hiesige natürlich“, sagte
Silvy, „oder meinst du, ich studiere die New Yorker Presse?“
    „Warum nicht? Wenn man ein
bißchen Englisch kann...“, begann Katrin.
    Silvy ließ sie nicht zu Wort
kommen. „Ach, hör auf! Wir wissen schon, daß du ein Wunderkind bist. Mir geht
es jetzt um etwas ganz anderes. In der Zeitung stand, daß heute der
Eislaufplatz eröffnet worden ist!“
    „Glaub ich nicht“, sagte
Leonore, die sich, Arm in Arm mit Olga, wieder der kleinen Gruppe genähert
hatte, „es ist doch noch nicht der 1. November.“
    „Na und wenn schon! Dann machen
sie dieses Jahr eben früher auf... Wenn ich es doch gelesen habe! Und ich
schlage vor: Laßt uns alle zusammen heute nachmittag eislaufen gehen!“
    „Es ist bestimmt noch nicht
offen“, beharrte Leonore.
    „Ach, du!“ fauchte Silvy sie
an. „Du willst uns ja nur den Spaß verderben!“
    „Woher denn. Ich komme ja, wenn
du darauf bestehst.“ Sie drückte Olgas Arm.
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