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Katrin mit der großen Klappe

Katrin mit der großen Klappe

Titel: Katrin mit der großen Klappe
Autoren: Marie Louise Fischer
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zweifelnd. „Wenn ich es euch doch sage!“
    „Aber es steht kein Name an der
Türe!“
    Alle guckten auf die
schmiedeeiserne Gartenpforte und auf den steinernen Pfeiler, an dem eine
Klingel und darüber, ebenfalls aus Messing, die Zahl 17 angebracht waren. Ein
Name stand nirgends. „Das hat nichts zu sagen“, behauptete Olga.
    „Na schön, wenn du sicher bist,
daß Katrin hier wohnt, dann klingeln wir doch!“
    Olga zögerte. „Ich weiß nicht.
Ich habe euch doch gesagt, ich bin noch nie drin gewesen.“
    „Hast du Katrin wenigstens
hineingehen sehen? Vielleicht hat sie dir nur was vorgespielt.“
    „Du meinst...?“ Olga riß die
Augen auf. „O nein, da irrst du dich aber. Katrin ist hineingegangen. Wir haben
uns hier verabschiedet, sie hat geklingelt, und ich habe ihr nachgesehen, wie
sie den Gartenweg entlanggelaufen ist.“
    „Irrtum ausgeschlossen?“
    „Vollkommen.“
    „Dann begreife ich nicht, warum
du nicht klingeln willst.“
    „Tu du es doch, Leonore!“ rief
Olga aufgebracht, „es war deine Idee und...“
    Silvy benutzte die Situation,
um sich wieder in den Vordergrund zu spielen. „Zufällig war es meine“, sagte
sie, „und es macht mir auch gar nichts aus, auf dieses Knöpfchen zu drücken.“
Sie klingelte, sah sich triumphierend im Kreise ihrer Freundinnen um. „Da!“
    „Da kommt jemand“, flüsterte
Olga und wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
    Silvy war es jetzt selber nicht
mehr so ganz wohl in ihrer Haut, sie packte Leonore beim Handgelenk und zog sie
neben sich.
    Aber das etwa zwanzigjährige
Mädchen, das sich über den kiesbestreuten Weg dem Gartentor näherte, sah
harmlos aus. Sie trug ein schwarzes glänzendes Kleid mit weißem rundem
Schürzchen und weißem Häubchen.
    „Wie im Film“, flüsterte Olga
beeindruckt.
    Das Mädchen kam näher; sie trug
hauchdünne Strümpfe, hatte gezupfte Brauen und harte grüne Augen. „Was wollt
ihr?“ fragte sie in einem Ton, der alles andere als freundlich klang.
    Silvy zuckte zurück. Aber
Leonore blieb eisern stehen und machte einen kleinen Knicks. „Guten Tag,
entschuldigen Sie, bitte...“
    „Bei uns wird nicht gesammelt“,
sagte das Mädchen, „macht, daß ihr fortkommt!“
    „Wir wollen ja gar nicht
sammeln“, erklärte Leonore.
    Und Silvy, von dem Mut der
Freundin angesteckt, fügte hinzu: „Wir wollen Katrin besuchen!“
    „Ach so.“ Für Sekunden preßte
das Mädchen die Lippen zusammen. Dann sagte sie: „Das geht nicht.“
    „Warum denn nicht?“ fragte
Silvy.
    „Weil es nicht geht. Macht
keine Zicken, verschwindet.“
    „Aber Katrin hat uns
eingeladen!“ behauptete Olga, die sich, gut drei Meter von der trennenden Gartenpforte,
sehr sicher fühlte.
    „Eine wie dich?“ fragte das
Mädchen boshaft. „Niemals.“ Sie ließ die Freundinnen stehen und ging zurück.
Nach wenigen Schritten drehte sie sich noch einmal um und rief über die
Schulter: „Untersteht euch, noch einmal zu klingeln. Ich warne euch im Guten.
Sonst passiert was.“
    Die Freundinnen standen ganz
verdonnert. Erst als das Mädchen außer Hörweite war, machten sie ihrer
Enttäuschung und Empörung Luft.
    „Hat die Welt schon einmal so
etwas erlebt?“ rief Silvy.
    „Das ist wirklich ein starkes
Stück“, sagte Leonore.
    „Eine so unverschämte Ziege ist
mir noch nie begegnet“, schrie Olga.
    Und Ruth bat: „Laßt uns gehen!
Bitte, laßt uns machen, daß wir fortkommen!“
    Aber die anderen waren damit
nicht einverstanden.
    „Warum denn?“ fragte Leonore.
    Der Garten des Hauses Nr. 17
war nicht von einer Hecke oder einem Zaun, sondern von einer weißen Mauer
umgeben, deren Abschluß schräg gelegte rote Dachpfannen bildeten. Das Haus
selber lag so tief im Garten zurück, daß man es von der Straße aus nicht sehen
konnte. Silvy und Leonore begannen an der Mauer entlangzustreichen. Olga und
Ruth folgten ihnen zögernd.
    Sie erreichten das Ende der
Straße. Von hier aus führte ein schmaler Fußweg an der Mauer entlang. Aber die
Mädchen benutzten ihn nicht, sondern kletterten den baumbestandenen Abhang
hoch. Jetzt sahen sie endlich das große weiße Gebäude inmitten gepflegter
Rasenflächen und schöner alter Bäume liegen. Sie entdeckten eine
Hollywoodschaukel, weiß lackierte schmiedeeiserne Gartenstühle, die mit bunten
Kissen belegt waren, und einen riesigen Swimmingpool, auf dessen blauem Wasser
ein paar goldgelbe Blätter schwammen.
    „Ungeheuer“, sagte Silvy
beeindruckt.
    „Das ist ‘ne Wucht“, stimmten
die
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