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Katrin mit der großen Klappe

Katrin mit der großen Klappe

Titel: Katrin mit der großen Klappe
Autoren: Marie Louise Fischer
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sie sich
entschuldigt?“ fragte Silvy.
    „Überhaupt nicht. Mit keinem
Wort. Sie hat getan, als wenn sie meine Einladung einfach vergessen hätte.“
    „Das ist wirklich ein starkes
Stück“, sagte Leonore.
    „Zu meinem Geburtstag ist sie
auch nicht gekommen“, erklärte Silvy, „bloß, mir war das schnuppe.“
    „Zu meinem auch nicht!“ rief
Ruth.
    „Mir hat sie gleich nahegelegt,
sie nicht einzuladen“, berichtete Leonore.
    Die vier Mädchen sahen sich an.
    „Wir sollten Katrin aus unserer
Clique ausstoßen“, schlug Olga vor.
    „Quatsch“, sagte Leonore
sofort, „warum denn?“
    „Also, wirklich, da wäre ich
auch nicht dafür“, erklärte Ruth, „sie hat doch keiner von uns etwas getan.“
    „Sie ist furchtbar
eingebildet“, sagte Silvy, „wenn man sie reden hört, könnte man fast glauben,
sie wäre das A und O der Welt.“
    „Ich kenne eine andere, die hat
den gleichen Fehler“, sagte Leonore anzüglich.
    Aber Silvy fühlte sich durchaus
nicht getroffen, sie machte nur: „Pah!“ Gleich darauf rief sie: „Ich weiß, was
wir tun! Wir gehen jetzt alle zusammen hin und machen Katrin einen Besuch!“
    „Aber das geht doch nicht“,
sagte Ruth erschrocken.
    „Und warum nicht? Kannst du mir
sagen, was daran verboten wäre?“ fragte Silvy.
    „Es gehört sich einfach nicht,
jemanden uneingeladen zu überfallen“, beharrte Ruth.
    „Ach, Unsinn, was ist schon
dabei! Zu uns kommen auch dauernd irgendwelche Freunde von Vati und Mutti, ohne
sich vorher feierlich angemeldet zu haben“, erklärte Leonore, „ich finde, das
ist eine gute Idee. Laßt uns Katrin besuchen. Mehr als rausfliegen können wir
ja nicht.“
    Damit war die Sache
entschieden. Die Mädchen tranken ihre Flaschen leer, zahlten und gingen.
    „Also, wohin jetzt?“ fragte
Silvy, als sie wieder auf der Straße standen.
    „Katrin wohnt am
Heckenrosenweg“, gab Olga bereitwillig Auskunft.
    „Und wo ist das?“
    „Wartet ab, ich werde euch
führen!“
    Die Mädchen mußten eine gute
halbe Stunde laufen — sie hätten auch ein Stück mit dem Bus fahren können, aber
sie wollten ihr Taschengeld nicht für eine so unnütze Ausgabe opfern — , bis
sie ein vornehmes Villenviertel erreichten, gar nicht weit von der
Stadtwaldschule entfernt. Sie waren bisher selten in diese stillen, breiten
Straßen gekommen. Allmählich verloren sie die Orientierung und glaubten schon,
daß Olga selber nicht mehr wüßte, wohin sie gehen sollte. Aber da tauchte ein
Schild „Heckenrosenweg“ an einer Ecke auf, und gleich darüber war ein größeres
Schild mit der Aufschrift: „Sackgasse“ angebracht.
    „Das bedeutet, daß die Straße
nirgendwohin führt“, erklärte Olga wichtig, „das heißt, sie führt bis zum
Waldrand, aber von da aus geht kein Weg weiter.“
    „Und? Wo wohnt Katrin?“ wollte
Silvy wissen, der es immer schwerer fiel, Olga die führende Rolle zu
überlassen.
    „Im letzten Haus links“, sagte
Olga, ohne erst überlegen zu müssen. Sie hatte rote Wangen bekommen vor Stolz
und Aufregung, ihre blauen Augen glänzten.
    „Na, dann sind wir ja wohl bald
am Ziel!“ rief Leonore. „Los, marsch, marsch, weiter!“
    Der Heckenrosenweg war alles
andere als ein Weg, sondern eine richtige asphaltierte Straße, allerdings ohne
Bürgersteige. Es sah so aus, als wenn die Einwohner es nicht gewohnt wären,
einen Schritt zu Fuß zu gehen, sondern immer nur ihre Autos benutzten. Zu jedem
Grundstück führte außer der Gartenpforte noch eine breite Einfahrt in eine
Garage.
    Aber das mit den Heckenrosen
stimmte wirklich. Die Häuser lagen weit zurück, die Gärten waren zum großen Teil
von dichten Hecken, richtigen Dornröschenhecken, umgeben.
    Es war sehr still hier. Kein
Kind spielte auf der breiten Straße, kein Laut kam aus den prächtigen Gärten.
Die Mädchen waren so beeindruckt, daß sie kaum noch wagten, den Mund
aufzumachen.
    Niemand begegnete ihnen, als
sie die kurze Straße hinaufgingen, nur einige Autos, die dicht an den Hecken
parkten, verrieten, daß diese Gegend doch nicht ganz ausgestorben war.
    „Hier ist es!“ flüsterte Olga,
als sie das letzte Grundstück erreicht hatten.
    „Warum flüsterst du?“ Silvy
merkte, daß sie selber genauso leise gesprochen hatte, räusperte sich und
wiederholte mit übertriebener Lautstärke: „Warum flüsterst du denn, Olga?“
    Eine rote Welle überflutete
Olgas zarte Haut. „Nur so“, sagte sie, „aus Versehen.“
    „Ist das wirklich das richtige
Haus?“ fragte Leonore
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