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Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band

Titel: Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band
Autoren: Walter Wippersberg
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Gefängnis. Er durfte sich auf Uschis Knie setzen.
    „Nie mehr komme ich mit in so einen Zirkus!”, schimpfte Konstantin leise vor sich hin. „Ich wäre beinahe erstickt da drin.”
    Durch das Zeltdach sickerte trübes Licht. Es war drückend heiß. Die Zuschauer rutschten auf ihren schmalen Holzbänken hin und her. Man wartete und wurde langsam ungeduldig.
    Konstantin hob den Kopf. Die stickige Luft war voll sonderbarer Gerüche.
    „Ich rieche Tiere. Eine ganze Menge Tiere. – Augenblick! Das ist ein Pferd, nein, da sind viele Pferde!” Er drehte den Kopf. „Und das – und in dieser Richtung – Bären glaube ich.”
    Er schnupperte weiter. „Jetzt rieche ich … Hm, diesen Geruch kenne ich gar nicht. Aber so viel ich rieche, sind es sehr große und dicke Tiere.”
    „Vielleicht die Elefanten”, meinte Uschi.
    Konstantin sog die Luft tief ein und war plötzlich sehr aufgeregt: „Ich rieche Löwen! Wartet eine Augenblick auf mich! Ich muss ihnen nur schnell Guten Tag sagen.”
    Er wollte aufspringen, aber Philipp hielt ihn zurück: „Bleib da, Konstantin! Es darf dich doch niemand sehen.”
    „Aber Löwen sind doch Verwandte von mir”, maulte der Kater. „Nicht einmal seine Verwandten darf man besuchen.”
    Da trat unten endlich ein Mann in einem dunkelroten Anzug in die Manege. Er begrüßte die Zuschauer und wünschte ihnen eine gute Unterhaltung.
    Dann rief er: „Als erste Nummer im Programm präsentieren wir Ihnen gleich einen Höhepunkt: Herrn Direktor Carlo Rossano mit seinen feurigen Araberhengsten.”
    Gleich darauf begann eine Musikkapelle zu spielen und schwarze Pferde liefen in die Manege. Fein herausgeputzt, mit weißen Federbüschen auf den Köpfen und weißem Zaumzeug.
    „Hi, hi, hi”, kicherte der Kater Konstantin. „Sind das Pferde oder Vögel? Ich habe noch nie ein Pferd mit Federn auf dem Kopf gesehen.”
    Zwischen die Pferde trat jetzt ein dicker Mann: Direktor Rossano. Er knallte mit einer langen Peitsche. Da setzten sich die Pferde in Bewegung. Sie liefen hintereinander im Kreis.
    „So etwas Blödes!”, schimpfte Konstantin. „Pferde laufen wild durcheinander. Hintereinander laufen nur Gänse.”
    Und so ging es weiter. An allem, was die Pferde zeigten, hatte Konstantin etwas auszusetzen.
    Nach den Pferden kam der dumme August. Er stellte sich sehr ungeschickt an und stolperte immer wieder über seine eigenen Füße. Und darüber lachten die Leute.
    „Ich möchte bloß wissen, was es dabei zu lachen gibt, wenn jemand auf die Nase fällt”, wunderte sich Konstantin.
    Dann traten Trapezkünstler auf. Sie kletterten hinauf in die Zirkuskuppel und sprangen dort herum.
    „Wie die Affen!”, fand Konstantin. „Wozu machen Menschen Affen nach?”
    Nach den Trapezkünstlern kamen richtige Affen. Es waren Schimpansen. Man hatte ihnen Menschenkleider angezogen, und sie benahmen sich auch wie Menschen.
    Den Zuschauern gefiel das.
    Konstantin war nun vollends verwirrt. „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr! Die Menschen führen sich wie Affen auf. Und die Affen tun, als wären sie Menschen. Was hat denn das für einen Sinn?”
    Dann schleppten Zirkusarbeiter sieben große Hocker und manches andere seltsame Gerät daher. Die Manege zäunten sie mit Gitterwänden ein.
    Der Mann im dunkelroten Anzug verkündete: „Und nun, meine Damen und Herren, ein weiterer Höhepunkt: die Könige der Wüste! Sieben gewaltige Löwen in einer atemberaubenden Dressur des welt-bekannten Dompteurs Johann Johannson!”
    Gleich darauf trat ein großer, breiter Mann durch eine Gittertür in den Käfig. Er hatte einen schwarz glänzenden Anzug an und trug einen langen Stock und eine schwere Peitsche in den Händen. Die Leute klatschten, und der Mann verbeugte sich.
    Da ließ man die Löwen in den Käfig. Hintereinander mussten sie durch einen vergitterten Laufgang kriechen. Dann knallte der Dompteur mit seiner Peitsche und bei jedem Knall musste ein Löwe auf einen der Hocker springen.
    Das Publikum applaudierte. Aber Konstantin war außer sich vor Zorn.
    „Sollen sich etwa auch die Löwen so albern aufführen?”, schrie er.
    Uschi kraulte den Kater ein bisschen und flüsterte: „Sei doch endlich ruhig!”
    Der schwarz glänzende Dompteur hob seinen Stock hoch in die Luft und knallte ein paar Mal mit der schweren Peitsche. Da richteten sich die Löwen auf und machten Männchen.
    Alle – bis auf einen. Der wollte nicht.
    Da trat der Schwarzglänzende zu ihm, stieß ihm den Stock vor die Brust und
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