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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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wird man hoffentlich den Mund halten. Und ich werde auch Archie vergattern.« Donald May schlug sich gegen die Stirn. »Ich hätte niemals gedacht, dass so etwas überhaupt passieren kann. Ich habe die Geschichte Archies Fantasie zugeschrieben. Aber er blieb bei seiner Meinung. Dann habe ich mich eben auf die Lauer gelegt und mir von dir das Gewehr geliehen. Es war richtig.«
    »Genau.«
    »Jetzt muss unser Freund nur noch erwachen.«
    Der Tierarzt lächelte. »Das wird er. Vielleicht ist er schon dabei. Lass uns nachschauen.«
    Ein wenig flau war Donald May schon im Magen, als er aufstand und auf die Bürotür zuging. Dahinter lag die Praxis des Arztes, und dort hatten sie ihren Fund hingelegt.
    Dr. Wilson war auf Nummer sicher gegangen. Er hatte das Kind in einen genügend großen Käfig gesteckt und darüber ein Tuch gelegt. Das Licht war gedimmt.
    Beide Männer betraten den Raum auf Zehenspitzen. Deshalb hörten sie auch, dass der Junge erwacht war. Er bewegte sich in seinem Käfig. Er rüttelte an den Stangen und sorgte so für ein Rutschen der Decke.
    »Mach du es, Tony.«
    »Klar.«
    Donald May blieb im Hintergrund. Vor beide Fenster waren Jalousien runtergelassen worden. Niemand sollte von draußen hereinschauen können.
    Dr. Wilson zog die Decke weg. Nicht abrupt, er ging auch hier sehr behutsam zu Werke. Sekunden später lag die Decke auf dem Boden, und die Männer hatten freie Sicht.
    Der Junge hockte. Er zwinkerte und bewegte seinen Kopf, als es um ihn herum hell geworden war. Einen aggressiven Eindruck machte er nicht, eher einen ängstlichen, denn er hatte seinen Körper sicherlich nicht nur wegen der Enge des Käfigs zusammengezogen und die Schultern in die Höhe gedrückt.
    Im Gesicht des Jungen bewegte sich nichts. Sein Mund war geschlossen. Das Ein- und Ausatmen geschah durch die Nase. Mit seinem Blick fixierte er die Männer, die ihn in Ruhe ließen.
    »Archie hat er keine Antwort gegeben, als der ihn ansprach«, merkte Donald May an.
    »Mal sehen, wie er hier reagiert.« Dr. Wilson trat näher an den Käfig.
    Der Junge sah aus, als wollte er vor ihm zurückweichen, was nicht möglich war.
    »Okay«, sagte Dr. Wilson überdeutlich. »Ich bin bei dir, aber ich werde dir nichts tun, verstehst du. Ich möchte dir helfen.«
    Das fremde Kind musste ihn verstanden haben. Der Blick blieb auf dem Gesicht des Arztes haften, der seinen Mund jetzt zu einem Lächeln verzog, denn diese Geste war international bekannt. Selbst Tiere reagierten manchmal darauf.
    »Kannst du mich verstehen?«, fragte Wilson.
    Keine Antwort.
    »Wenn du nicht reden kannst, dann versuch, dich auf eine andere Art und Weise verständlich zu machen. Durch Kopfnicken oder auch durch Kopfschütteln. Vielleicht kommen wir so weiter.«
    Der fremde junge sagte nichts. Aber es war zu sehen, dass er sich zumindest Mühe gab.
    »Du kannst nicht sprechen – oder?«
    Wieder gab es eine Reaktion. Der nackte Junge zeigte gegen die Gittertür.
    »Er will raus, Don.«
    »Und?«
    Dr. Wilson hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob wir ihn rauslassen sollten.«
    »Hast du nicht das Gefühl, dass er uns etwas mitteilen will?«
    »Kann sein. Aber sich darauf zu verlassen...«
    »Ich würde es tun«, erklärte Archies Vater.
    »Okay, aber was ist, wenn er durchdreht? Wenn er keine Lust hat, uns etwas zu sagen?«
    »Meist du nicht, dass wir zu zweit mit ihm fertig werden, Tony?«
    »Na, ich hoffe es.«
    Donald May schaufelte Luft in seine Lungen. »Okay, ich bin kein Arzt und auch kein Psychologe, sondern Physiker. Aber ich habe das Gefühl, dass er uns nicht angreifen wird. Er fühlt sich nur nicht wohl in dem verdammten Ding. Das würde ich auch nicht, ehrlich gesagt. Er ist schließlich ein Mensch und kein Tier.«
    »Das ist mir klar.«
    »Also ich traue ihm.«
    Der Junge hatte das Gespräch belauscht und dabei den Eindruck erweckt, als würde er die Worte verstehen. Sein Blick war von einem zum anderen gegangen. Er hatte auch die Lippen bewegt und bewegte nun die Arme. Mit ausgestreckten Fingern deutete er auf die Tür, und da stand fest, was er wollte.
    »Okay, ich lasse ihn frei«, entschied Dr. Wilson.
    »Gut.«
    Der Tierarzt musste einen Riegel öffnen. Der Käfig selbst stand nicht auf dem Fußboden, sondern auf einem langen Tisch mit einer hellen Platte. Auf dem fanden normalerweise die vierbeinigen Patienten des Tierarztes ihren Platz, wenn er sie untersuchte.
    Dr. Wilson öffnete die Tür und trat danach etwas zurück, weil er sichergehen
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