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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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komisch. Aber Archie hatte die Hoffnung nicht aufgegeben. Er ging weiterhin davon aus, dass dies hier nicht der letzte Besuch gewesen war.
    Er schaute dem Kind nach. Die Dunkelheit hatte es nicht verschluckt. Der Körper malte sich ab und kam plötzlich zur Ruhe. Auf Händen und Füßen hockend drehte sich das Wesen um. Es schaute zurück, um noch mal Abschied zu nehmen.
    Da es für Archie keine andere Möglichkeit gab, hob er die Hand, um ihm einen Gruß zuzusenden.
    Genau in diesem Moment geschah etwas, womit Archie und sein Besucher nicht gerechnet hatten. Zuerst war nur ein ungewöhnliches Geräusch zu hören, fast wie ein Husten.
    Wegen der Stille drang es bis an Archies Ohren. Dass es nur das Vorspiel gewesen war, erkannte er wenig später. Sein Besucher zuckte zusammen, reckte seinen Körper in die Höhe, hob sogar ein wenig vom Boden ab – und sackte zusammen.
    Archie wollte schreien, aber der Laut blieb ihm in der Kehle stecken. Außerdem sah er, dass sich eine Gestalt aus den Schatten der Tannen löste. Sogar bei der Dunkelheit war das Gewehr zu erkennen, das Archies Vater in den Händen hielt...
    ***
    Der Junge handelte. Er dachte nicht mehr. Die Angst um seinen Besucher trieb ihn auf die Fensterbank, von der er sich abstützte und in den Garten sprang.
    Er wollte sehen, was da geschehen war. Einen Schuss hatte er nicht gehört, trotzdem war der Unbekannte zusammengebrochen und lag vor den Füßen des Vaters.
    Donald May drehte den Kopf. Er hatte die heftigen Tritte gehört und sah Archie auf sich zulaufen. Dessen Atem ging keuchend. Sein Gesicht war verzerrt und verschwitzt. Die Augen standen so weit offen, dass darin das Weiße zu sehen war.
    »Langsam, langsam, Kind«, bemühte er sich, seinen Sohn zu beruhigen. »Du rennst mich ja um!«
    Archie hörte nicht. Es schaffte es gerade noch, seinen heftigen Lauf zu stoppen.
    »Du hast ihn getötet! Erschossen!«, rief er keuchend.
    »Nein...«
    »Doch, da liegt er, und du hast ein Gewehr in der Hand.«
    Donald May lachte. »Das stimmt sogar, mein Junge. Aber ich habe ihn damit nicht erschossen, sondern nur betäubt.«
    Archie trat einen Schritt zurück. Dabei schüttelte er den Kopf. »Du hast ihn nur betäubt?«
    »Genau.«
    »Und das Gewehr...?«
    »Ist ein Betäubungswehr. Ich habe es mir von Dr. Wilson, dem Tierarzt, geliehen. Du weiß selbst, dass wir miteinander befreundet sind.«
    Der Junge nickte. »So ist das.«
    »Klar, Archie. Du hast mir doch von dem seltsamen Besucher erzählt. Ich habe dir geglaubt und wollte wissen, wer er war. Ich legte mich auf die Lauer, ohne dir etwas zu verraten. Und jetzt habe ich deinen Freund betäuben können. Du musst keine Angst haben, es wird ihm schon nichts passieren, aber ich bin froh, dass ich es getan habe. Dieser Junge wird uns bestimmt noch Rätsel aufgeben.«
    »Ja, das kann sein.«
    Donald May bückte sich. Er hatte eine Taschenlampe mitgebracht, die er jetzt einschaltete, und leuchtete den nackten Körper damit an.
    Das fremde Kind lag auf der Seite. Sein Profil besaß einen ungewöhnlichen Umriss. Der Kiefer stand etwas vor, die flache Nase, eine hohe Stirn, die offenen Augen, die im hellen Licht einen gelblichen Ausdruck erhalten hatten. Es passte irgendwie nicht zu einem normalen Kind.
    Donald May leuchtete auch die Hände und die Füße an. Auch hier entdeckte er Seltsamkeiten. Die Hände waren breiter gewachsen als die eines normalen Kindes. Man konnte sie schon fast als Pfoten bezeichnen, und an den Füßen war das gleiche Phänomen zu sehen.
    »Merkwürdig«, murmelte Donald May. »Das ist schon mehr als seltsam. Ich bin gespannt, was Dr. Wilson dazu sagt.«
    Archie erschrak. »Du willst Dr. Wilson Bescheid geben ? «
    »Ja, das muss ich.«
    »Aber er wird...«
    »Ihn untersuchen, darauf kannst du dich verlassen. Ich denke, dass er knapp zwei Stunden in seiner Bewusstlosigkeit liegen bleibt. In der Zwischenzeit können wir ihn transportieren. Ich rufe jetzt Dr. Wilson an, damit er alles in die Wege leitet. Wir müssen ihn schließlich auch abtransportieren.«
    »Aber tut ihm nichts!«
    Donald strich seinem Sohn über das Haar. »Nein, da brauchst du keine Angst zu haben.«
    »Ich habe auch keine Angst, aber er. Ja, das habe ich gemerkt. Er fürchtet sich vor Menschen. Er hat wirklich Angst. Selbst vor mir. Er wollte mir nicht die Hand reichen. Für mich ist er ein lieber Mensch, wenn auch etwas komisch.
    Donald nickte. »Das ist er in der Tat. Sehr ungewöhnlich. Er sieht aus wie ein Mensch, aber
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