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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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wollte, nicht sofort angesprungen und durch das Kind verletzt zu werden. Es verfügt über lange dicke Fingernägel.
    Der Junge sah die offene Tür und zögerte. Er schien dem Frieden nicht zu trauen. Einer wie er war eben von Natur aus misstrauisch und übervorsichtig.
    Du kannst raus, Junge«, sagte der Arzt mit ruhiger Stimme. »Niemand wird dir hier etwas tun.«
    Das Kind zögerte noch. Es halte seine hockende Haltung noch nicht gewechselt. Die Augen bewegten sich. Das Ende der Nase zitterte witternd.
    »Na los, raus mit dir.«
    Der Junge schien darauf nur gewartet zu haben. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Er beugte sich nach vorne und krabbelte aus dem Käfig auf den Tisch.
    Dort blieb er zunächst hocken. Er drehte den Kopf, um zu schauen, ob sich ihm jemand in den Weg stellte oder nach ihm greifen wollte.
    Das passierte nicht. Beide Männer warteten voller Spannung auf die nächste Reaktion des Findlings.
    An seiner Haltung erkannten sie, dass er sich entspannte. Er hob die Schulter an, und beide Zuschauer rechneten damit, dass er sich hinstellen würde, aber er tat es nicht. Er bewegte sich auf allen vieren weiter.
    Er schlurfte und tappte dabei über den Boden. Sein Kopf war in ständiger Bewegung. Mal schaute er nach rechts, auch nach oben. Links lagen die beiden abgedunkelten Fenster, an denen er auch Interesse zeigte, aber er ging nicht hin.
    Dafür nahm er wieder seine Wanderschaft auf. Er verhielt sich wie jemand, der nach etwas Bestimmtem suchte, und keiner der beiden Beobachter konnte sich vorstellen, was es war.
    Plötzlich änderte sich alles. Der junge hatte den schmalen Schreibtisch an der Wand entdeckt. Es stand kein Computer darauf, aber es war Papier zu sehen, auf dem sich der Arzt hin und wieder Notizen machte. Es standen auch mehrere Kugelschreiber bereit. Sie schauten aus einem blau emaillierten Tongefäß hervor, das von einer Patientenmutter stammte.
    Vor dem Stuhl verharrte der Junge. Er schien nachzudenken.
    Wenn er denken und dieses Denken auch umsetzen kann, ist er einem Tier überlegen , sagte sich der Arzt, und seine Spannung stieg von Sekunde zu Sekunde.
    In diesem Moment sprang der Junge auf den Schreibtischstuhl.
    »Was will er?«, flüsterte Donald May.
    »Keine Ahnung. Aber aus Spaß hat er das sicherlich nicht getan.«
    »Das denke ich auch.«
    Es wurde wieder ruhig zwischen den beiden Männern. Abermals begann das Warten und Beobachten. Donald May und der Tierarzt stellten sich so hin, dass sie den Jungen von zwei Seiten beobachten konnten.
    Er tat noch nichts. Aber sie gingen davon aus, dass sich das ändern würde. Er wollte etwas unternehmen und schien sich selbst Mut machen zu müssen. Aus seinem Mund drangen Geräusche, die auch von einem Kleinkind hätten stammen können. Verständliche Worte befanden sich nicht darunter.
    Er bewegte den Kopf in einem sehr engen Umfeld. Es sah so aus, als suchte er etwas Bestimmtes – und das hatte er sehr bald gefunden.
    Es war das Papier, das rechts auf dem Schreibtisch lag. Der Junge schlug mit der Hand darauf, zerrte einige Bögen an sich und ließ sie vor sich liegen. Wie jemand, der sich entschlossen hatte, etwas zu schreiben.
    Der Junge saß nicht normal auf dem Stuhl, sondern kniete. Mit dem Papier allein konnte er nichts anfangen. Das sagte ihm auch sein Instinkt, und er griff plötzlich und auch recht heftig nach den Kugelschreibern im Gefäß.
    Dabei kippte der tassenähnliche Gegenstand um. Die Kugelschreiber rutschten heraus und rollten auf das Kind zu.
    Einen schnappte es sich, die anderen schob es zur Seite. Sie fielen über den Rand des Schreibtisches zu Boden und blieben dort liegen.
    »Das gibt es nicht«, raunte Donald May.
    »Doch, Don, das gibt es. Du hast dich nicht getäuscht. Ich gehe davon aus, dass dieser Mensch intelligenter ist, als wir bisher angenommen haben.«
    »Das kommt mir auch bald so vor.«
    »Er wird malen, Don.«
    »Bist du dir sicher?
    »Sehr sicher sogar«, versicherte der Tierarzt. »Er will eine Botschaft loswerden. Ich denke nicht, dass ich mich irre.«
    »Nun ja, wir werden sehen.«
    Der Junge hatte sich jetzt den Stift zwischen die Finger geklemmt, zwar etwas ungelenk, doch er fing an zu malen.
    Er musste ein Naturtalent sein, und beide Männer verließen ihre Plätze, als hätten sie sich abgesprochen. Sie näherten sich dem Jungen von zwei Seiten, um dicht hinter ihm stehen zu bleiben, was ihn allerdings nicht störte. So konnten sie ihm über die Schulter schauen.
    Er war
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