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Kastell der Wölfe

Kastell der Wölfe

Titel: Kastell der Wölfe
Autoren: Jason Dark
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er hat auch etwas von einem Tier an sich. Meinst du nicht auch?«
    Archie wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ja, kann sein. Was vom Tier hat er. Aber von welchem ? «
    »Das kann ich dir auch nicht sagen.«
    »Er kann auch nicht sprechen, Dad. Er macht Geräusche wie ein Tier, das habe ich auch gehört. Aber er hat nicht versucht, mich anzugreifen. Nein, das hat er nicht getan, und wenn du sein Gebiss siehst, da kannst du Angst bekommen.«
    Donald klopfte seinem Sohn auf die Schulter. »Das ist jetzt vorbei, Archie. Wir werden die Dinge schon regeln. Damit fange ich jetzt an. Dr. Wilson wartet bereits auf meinen Anruf.«
    »Nehmt ihr ihn dann mit?«
    »Sicher.«
    »Und wohin?«
    »Zu Dr. Wilson, das ist der nächste Arzt hier in der Nähe, auch wenn er nur Tierarzt ist.«
    Archies nächste Frage klang ängstlich. »Ich will aber nicht, dass mit ihm etwas passiert. Es soll leben.«
    »Keine Sorge, das wird er schon...«
    ***
    »Kaffee, Don?«
    »Ja, es ist zwar schon die dritte Tasse, aber ich gehe in dieser Nacht sowieso nicht ins Bett.«
    »Genau.« Dr. Tony Wilson lächelte, als er seinem Freund die Tasse füllte. »Diese Nacht ist etwas Besonderes, das kann ich dir sagen. Ich habe so etwas wie diesen Jungen noch nie gesehen.«
    »Bist du schon zu einem Ergebnis gekommen? «
    »Nein, zu keinem abschließenden.« Der Tierarzt schenkte auch sich eine Tasse Kaffee ein. »Ich warte darauf, dass er aus seinem Zustand erwacht. Dann sehen wir weiter.«
    »Schätzt du ihn denn als einen normalen Menschen ein?«
    Wilson schaute seinen Freund an. Er hob dabei die Tasse mit beiden Händen, trank und schüttelte den Kopf. »Nein, Don, ein normaler Mensch ist er nicht.«
    »Aber er sieht so aus.«
    »Richtig.«
    »Und was kannst du dir vorstellen?«
    Tony Wilson ließ sich Zeit. Er drückte seine schmalen Lippen zusammen und legte die hohe Stirn in Falten. Dann fuhr er über sein kurz geschorenes braunes Haar und kämmte es nach vorne, ohne dass sich dabei die Frisur veränderte.
    »Halb Mensch, halb Tier, Tony?«
    »Nein, auch das nicht, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Was ist es dann?«, wollte Donald May wissen.
    »Schwer zu sagen. Ich will mich auch nicht allzu sehr festlegen, du verstehst.«
    »Klar verstehe ich dich. Aber du sitzt hier nicht unter Wissenschaftlern, mein Freund. Du brauchst nicht unbedingt präzise zu sein. Sag, was du denkst.«
    »Gut.« Dr. Wilson räusperte sich. »Ich kann mir vorstellen, dass wir einen Menschen gefunden haben, der völlig anders aufgewachsen ist. Nicht unter Menschen, wie es sich eigentlich gehört, sondern außerhalb von ihnen, Donald.«
    »Genauer bitte!«
    Dr. Wilson richtete seinen Blick nach vorn. Er gab die Antwort mit leiser Stimme. »Möglicherweise unter Tieren.«
    Donald May schwieg. Er merkte die kalte unsichtbare Totenhand, die über seinen Rücken kratzte. Im Magen entstand plötzlich ein dumpfer Druck, und er flüsterte: »Bist du wirklich der Meinung, dass Tiere den Jungen großgezogen haben?«
    »Ich bin mir natürlich nicht hundertprozentig sicher«, gab der Tierarzt zu. »Aber es könnte so sein. Das gibt es. Eine berühmte Sage aus Deutschland. Da ging es um einen Jungen namens Kaspar Hauser, der unter Tieren aufwuchs.«
    »Davon habe ich gehört«, flüsterte Donald May. »Weißt du noch, welche Tiere sich des Jungen angenommen haben?«
    »Ich denke, dass es Wölfe waren.«
    »Ach...«
    Der Tierarzt hob die Schultern.
    Don’s nächste Frage folgte sofort. »Kannst du dir vorstellen, dass dieser Junge auch bei Wölfen aufgewachsen ist?«
    »Möglich.«
    »Aber hier bei uns gibt es keine Wölfe mehr. Abgesehen in den Zoos oder natürlichen Freigehegen.«
    »Daran habe ich auch gedacht«, gab Wilson zu. »Da hätte er nicht aufwachsen können. Das wäre aufgefallen.«
    »Dann ist deine Theorie hinfällig.«
    »Das wäre möglich. Ich lasse sie trotzdem nicht aus den Augen. Aber das wird sich noch herausstellen.«
    »Willst du ihn denn hier bei dir behalten?«, fragte Donald May.
    »Nein, auf keinen Fall. Er muss zu einem richtigen Arzt.«
    »Was ist mit der Presse?«
    »Die lassen wir aus dem Spiel. So etwas ist für die Sensationslustigen ein gefundenes Fressen. Aber ich werde die Polizei informieren müssen.«
    »Klar, das versteht sich. Wo willst du da anfangen?«
    Dr. Wilson deutete gegen die Decke. »Ganz oben. Wir leben zwar hier nicht in London, aber ich denke schon, dass Scotland Yard der richtige Ansprechpartner für mich ist.«
    »Einverstanden. Da
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