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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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Finale für Mr. Synclisst
     
    Wütend darüber, daß ihn die Reporter eine halbe Stunde aufgehalten und mit dummen Fragen belästigt hatten, stürzte er aus der Bank und lief quer über das Flugfeld. Im Nu hatte er die fünf schwarzen Helikopter erreicht, die ihn bereits erwarteten.
    Noch immer verärgert, rückte er die Krempe seines Hutes zurecht und sprang durch die hastig geöffnete Tür ins Innere einer Maschine.
    „Orkland – wie immer!“
    Der Pilot schaltete, und Winston Synclisst machte nachträglich seiner Ungehaltenheit Luft, indem er eigenhändig die Tür zuwarf. Wie um die Sinnlosigkeit seiner impulsiven Handlung zu demonstrieren, gab im gleichen Augenblick die Automatik ein metallenes Klicken von sich – als Zeichen dafür, daß sie alle noch nicht geschlossenen Bordfenster, Luken und Außenventile gesichert hatte.
    Dann schoß der Helikopter mit einem Satz in die Höhe und flitzte über die Landedächer von Maine Base City.
    Winston Synclisst saß gespannt hinter dem Piloten. Er hatte aus der Brusttasche ein kleines Kästchen hervorgeholt, dem er nun einen Plastiksprüher entnahm. Er tupfte sich den Schweiß von Stirn und Mund. Dann ergriff er den Sprüher und ließ den Plastikstrahl mit einer schnellen Bewegung über seine Augenbrauen, Wangen und Kinn gleiten. Er prüfte sein Aussehen in dem kleinen Spiegel am Deckel des Kästchens. Ein dünnes Lächeln huschte über seine Lippen. Dann schnippte er zwei Augenfilter heraus, schob sie unter die Lider, klappte das Kästchen zu und ließ es wieder verschwinden.
    Schon etwas gelöster glitt er zurück in den Konturensessel. Sein Blick wanderte zum Piloten und fixierte den Rückspiegel.
    Sofort hatte er die vier anderen Maschinen dicht hinter seiner eigenen entdeckt. Befriedigt nickte er.
    Er würde kein Risiko mehr eingehen. Jetzt – wo er seinen letzten Gegenspieler ausgeschaltet hatte. Nur noch eine Runde, dachte er, dann würde er die Großen Spiele in seiner Hand halten.
    Einen Augenblick Stille. Dann ein Summen.
    „Rufen Sie die Eskorte“, befahl er, leicht nach vorne gebeugt.
    „Kopter GC-14/0 …“
    Der Pilot hob das Mikrophon.
    „Hier Winney, bitte kommen.“
    „Eskorte. Noel am Steuer. Wir folgen wie üblich.“
    Der Pilot neigte den Kopf zur Seite, mit einer Hand das Mikrophon bedeckend, und fragte unterwürfig: „Haben Sie irgendwelche Anordnungen, Mister …?“
    Winston Synclissts Blick ließ ihn verstummen. Nur ganz leicht öffneten sich seine Lippen.
    „Verschärfte Aufmerksamkeit, sonst nichts.“
    Man konnte nie wissen. Zur Zeit der Spiele war alles möglich. Was noch vor wenigen Monaten verboten war, konnte jetzt erlaubt sein – oder gar striktes Gebot. Gesetze waren wandelbar. Das 41. Jahrhundert war erfüllt vom flexiblen Geist seiner Zeitgenossen. Die Umwelt hatte nach der Periode des Strahlenden Schreckens eine derart umwälzende Veränderung erfahren, daß alteingebürgerte Moral ein äußerst dehnbarer Begriff wurde. Was sich schickte und was nicht, bestimmten Wirtschaft und Handel – und natürlich Politik. Philosophen und Psychologen taten zwar das ihre kund, stießen jedoch auf einen unüberwindbaren Widerstand: Aggression. Diesen zu beseitigen lag nicht in ihrer Macht. Denn die Menschen dieser Epoche hielten nicht viel von Predigern.
    Nur die Gesetze, die sie sich selbst aufstellten, galten. Und natürlich die Spielregeln.
    Der Pilot schien zu zögern. Doch als er das Mikrophon nach hinten reichen wollte, winkte Winston entschieden ab.
    Winney gab den Befehl persönlich durch und schaltete auf Alleinflug.
    Keiner sprach ein Wort. Winston Synclisst sah unbewegt aus denSichtscheiben, die von außen her tot waren. Somit konnte man von innen unerkannt die Umgebung beobachten. Sie, die Blindscheiben, wie sie genannt wurden, waren ebenso wie die äußere Hülle des Kopters gegen einen eventuellen Angriff durch Waffen mittlerenKalibers gesichert. Rechnete man mit einer Gefahr, so konnte diese nur innerhalb des Flugapparates bestehen.
    Es dauerte nicht lange, und die fünf Maschinen schwenkten nach links, auf die Hauptluftstraße zu. Synclisst zog eine Zigarette aus der Tasche und setzte sie in Brand. Langsam blies er den Rauch gegen die Scheiben, hinter denen sich nun immer mehr Luftmaschinen zu tummeln begannen. Aufmerksam hielt er nach einer verdächtigen Bewegung in seiner nächsten Umgebung Ausschau.
    Minuten vergingen, bis er sich zufrieden zurücklehnte. Nur noch sein unbewegter Blick auf den Rückspiegel
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