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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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gehabt hatte, mußte nun jeden Augenblick sein unbekannter Gegenspieler zuschlagen. Ein Stück Plastik, Metall genügte. Ja, jeder Gegenstand von genügend hohem Gewicht konnte den Tod bringen – für Mensch und Maschine. Er mußte nur den Helikopter treffen, in annähernd rechtem Winkel. Die Kontaktbombe besorgte dann den Rest. Und zwar gründlich.
    27 – 28 – 29 – 30 …
    Da! Sah er nicht etwas aufblitzen? Einen hellen Fleck, der durch die Luft raste?
    –31 – 32 …
    Jetzt!
    Synclisst schloß geblendet die Augen, als etwa einen Kilometer von ihm entfernt eine feurige Lohe auffachte und unter einem Bersten und Grollen einen Umkreis von hundert Metern leerfegte.
    Er drehte seinen Kopf, so daß sein Blick nach oben fiel und bemerkte, wie er langsam hinaufgezogen wurde.
     
    *
     
    Er sagte nichts, als er sich in den Helikopter schwang. Und dann, als er sich aufrichtete, um seiner Leibwache – eine Einrichtung, von der jeder Spieler Gebrauch machte – weitere Anordnungen zu erteilen, verblieb ihm keine Zeit mehr, etwas zu sagen.
    Zwei stahlharte Fäuste umklammerten seine Arme, preßten sie gegen seine Schulterblätter, und eine feuchte Hand legte sich wie ein Schwamm auf seinen Mund.
    Überrascht, unfähig, die Situation, die er wohl gedanklich erfaßte, auch technisch zu meistern, ließ er es mit sich geschehen.
    Diese Fäuste gehörten keinem seiner Männer. Und auch die unterdrückten Stimmen nicht. Er blickte rasch um sich, doch er erkannte niemand. Zugleich mit dieser Feststellung erhielt er einen Stoß, der ihn in den hinteren Teil der Maschine taumeln ließ. Jemand riß ihm den Kombirock über den Kopf, öffnete seine Bluse. Eine dumpfe Stimme murmelte etwas. Er fühlte, wie seine beiden Arme und Füße von metallenen Klammern an Plastikunterlagen gepreßt wurden.
    Synclisst verzog den Mund nur ganz leicht, in der Andeutung eines dünnen Lächelns. Nur mit Geduld und Überlegung konnte man einer solchen Situation Herr werden. Sich zu widersetzen war sinnlos.
    Wieder ein unverständliches Raunen. Dann eine Stimme, diesmal klar und deutlich:
    „Die Ampulle!“
    Ein Rascheln, gefolgt von einem Klicken.
    „Danke.“
    Was war hier los? Winston Synclisst drehte seinen Kopf, um den Stoff seines Rockes etwas beiseite zu schieben. Das Ganze war ein abgekarteter Plan. Man wollte ihn nicht töten. Jetzt auf keinen Fall. Sein Gegner wußte wohl den Fang zu schätzen. Also kannte er ihn – sogar gut. Wer konnte es sein? Was mochte er wollen?
    Daß man ihn vorerst am Leben lassen wollte, war klar; man brauchte ihn demnach. Wer konnte aus seinem Fang den größten Nutzen ziehen? Viele. Nicht nur einer. Aber alle mußten etwas mit den Großen Spielen zu tun haben. Wer also, der ihn von den Spielen her genau kannte, besaß ein so triftiges Motiv, daß er ihn durch einen fein ausgeklügelten Plan, mit Hilfe einer straffen Organisation derart plötzlich überrumpelte? Vor allem – auf so gewalttätige Weise?
    Jemand, so gab sich Winston selbst die Antwort, der ihn haßte. Persönlich. Um der Spiele willen.
    Kinsington? Fast schien es ihm am glaubwürdigsten. Wollte sich etwa Kinsington dafür rächen, daß er, Winston Synclisst, ihn aus dem Spiel gedrängt hatte? Nicht unwahrscheinlich.
    Synclisst überlegte. Seine Gedanken zogen automatisch immer kleiner werdende Kreise.
    Ford hatte ihn gewarnt. Ford hatte gewußt, daß irgend jemand die Absicht verfolgte, ihn aus dem Weg zu räumen. Richtiger, ihn zu entführen. Von letzterem schien jedoch Ford keine Ahnung gehabt zu haben.
    Wieder erklang eine Stimme. Jemand schob ihm den Rock vom Gesicht. Synclisst blickte hoch.
    Ein Mann stand über ihn gebeugt, mit aufgekrempelten Hemdärmeln und einer Spritze in der Hand. Er trug eine Fleischmaske. Synclisst hob zynisch lächelnd eine Augenbraue.
    „Sie wissen, wer ich bin?“ wurde er angesprochen.
    Winston Synclisst zog die Mundwinkel herab. Die Stimme des Mannes war eindeutig verstellt. Es kam ihm ein Gedanke.
    „Wie schade, Sie wissen es nicht …“, erklang es spöttisch von den blutleeren Lippen des gedrungenen Mannes, wobei dessen undurchsichtiger Blick Synclisst musterte.
    „Was bezwecken Sie mit dieser albernen Maskerade?“ sagte Winston. „Natürlich weiß ich, wer Sie sind.“
    Der Mann über ihm holte aus. Synclisst fühlte, wie langsam Blut über seine Wange lief. Ein salziger Geschmack füllte seine Mundwinkel.
    Wie stark ließ sich doch sein Gegner von Gefühlen beeinflussen! Damit gab er einen weiteren
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