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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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Anhaltspunkt.
    Dann lachte der Mann, wie um Synclissts Überlegung zu rechtfertigen, plötzlich hell auf. „Er weiß es. Er weiß, wer ich bin!“ Er schnappte nach Luft. „Er hat es erraten!“
    Damit faßte er mit der Linken seinen Haarschopf und riß die Fleischmaske herunter.
    Im gleichen Moment jagte ein stechender Schmerz Winstons Oberarm entlang. Ein schmatzendes Geräusch ertönte, als sich die Spritze entleerte. Synclisst sank in sich zusammen. Ein einziger inhaltsschwerer Gedanke erfüllte ihn:
    Das Gesicht über ihm gehörte Swen Ford, seinem besten Roß im Stall.
    Swen Ford! – Ein Verräter!
    Unglaublich. Benommen schüttelte er den Kopf. Er fühlte, wie ihn langsam, am ganzen Körper, eine Lähmung erfaßte, als die Spritze in Wirksamkeit trat. Er versuchte, die Augen zu öffnen, doch vermochte er es nicht. Er schien nun vollkommen gelähmt zu sein; kein einziges Glied konnte er rühren. Nur das schwache, irgendwie gedämpfte Geräusch von Stimmen drang an sein Bewußtsein. Doch auch dieses letzte Zeichen einer Wahrnehmung wurde zunehmend schwächer. Das allerletzte, was er vor einem Gefühl des Fallens aufnahm, war:
    „… Tiefer … Ja, jetzt … Kontakt? …“ Ein Summen. Stille. Dann: „Fertig?“
    Etwas Unverständliches, Gerauntes. Ein nasses, alles in sich ertränkendes Tuch, das sich über Synclissts Bewußtsein breitete.
    „… Aufnahme … fertig!“
    Wirbeln. Kreisen. Drehen. Fallen.
    Ein Sog, der Winston Synclissts Verstand mit sich riß.
     
    *
     
    Er träumte. Oder war es Wirklichkeit, gehüllt in das Kleid des Unverständlichen, Irrealen?
    Nein, er mußte träumen. Dies hier war so seltsam. So ungewohnt. Doch nein! Hatte er dies nicht schon einmal erlebt?
    Mit einemmal verdichteten sich die schattenhaften Eindrücke, die sein Unterbewußtsein überschwemmten. Oder war es sein Bewußtsein? Er wußte es nicht. Noch nicht.
    Langsam nahmen die Gestalten und Farben und Geräusche und Gerüche um ihn herum greifbare Wirklichkeit an.
    Das war real. Natürlich.
    Er lächelte selbstbewußt, ganz wieder Herr seiner Gedanken, schüttelte noch leicht benommen den Kopf und beobachtete seine Umgebung aus schmalen Augenschlitzen. Sie schien sich nicht verändert zu haben. Er zögerte sekundenlang. Dann, verwundert über seine plötzliche Unkonzentriertheit, zog er die Brauen zusammen. Noch aufmerksamer und vorsichtiger als zuvor musterte er die Personen im Raum. Er hoffte, sie hatten nichts bemerkt. Er warf einen schnellen Blick zu dem leicht ergrauten Mann neben McCuff. Doch Kinsington war in ein geistiges Problem vertieft. Er schien ihn nicht beobachtet zu haben. Befriedigt lehnte er sich zurück.
    Eine volle Minute verging. Jetzt hatte er sich gänzlich unter Kontrolle. Sein Lächeln verschwand und machte etwas Kaltem, Unpersönlichem Platz.
    Winston Synclisst glich jetzt einer marmornen Statue, so kalt, leblos und in sich zurückgezogen saß er in seinem Konturensessel. Die eine Hand hatte er gegen das Kinn gestützt, die andere ließ er wie beiläufig über die Kontrollen spielen, die ihn mit der Bank verbanden.
    Er war ein großer, überaus hagerer Mann und sehr schwer zu beschreiben. Wie ein jeder Mensch, so hatte auch er zwei Gesichter.
    Das eine war gewöhnlich, unbedeutend, das eines Durchschnittsmenschen; das andere war ins Auge stechend, freundlich und galant. Immer zu Aufmerksamkeiten bereit. Es kam nun ganz auf den Augenblick an, welches Gesicht er gerade zur Schau trug. Und Winston Synclisst war ein Mensch, der sehr genau wußte, wann er das eine und wann er das andere Gesicht aufzusetzen hatte; man konnte ihn berechnend nennen – genauer genommen sogar skrupellos.
    Momentan jedenfalls umgab ihn eine Maske der Gedankenlosigkeit. Und dennoch verfolgte er mit einer ihm ganz eigenen Aufmerksamkeit die Bewegungen der anderen.
    Genau ihm gegenüber saß Ford, ein untersetzter, glatzköpfiger Mann mit einem stets freundlichen Lächeln, der den Kopf leicht gesenkt hielt und aus den Augenwinkeln heraus die Projektionen seiner Gegenspieler betrachtete. Er mußte Winstons Blick auf sich ruhen gefühlt haben, denn er hob vorsichtig den Kopf, nickte kurz und fuhr fort, die Mienen der anderen zu studieren.
    Ford war verläßlich.
    Winston Synclisst zog langsam eine Zigarette aus der Tasche und entzündete sie an einem Glimmstift.
    Ford würde einen guten Partner für die Endrunden abgeben, dachte er. Noch einmal blickte er auf sein Gegenüber, wie um sich zu vergewissern, daß dieser das Feld
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