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Die Monster-Strige

Die Monster-Strige

Titel: Die Monster-Strige
Autoren: Jason Dark
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»Wenn Sie sich diesen Film anschauen, werden Sie geschockt sein!« hatte Sir James zu Suko und mir gesagt und damit natürlich unsere Neugierde geweckt.
    »Darf ich fragen, wie Sie das meinen, Sir?« wollte ich wissen.
    Der Superintendent blieb vor der Tür zum Kino stehen.
    Kino nannten wir beim Yard den Raum, in dem Filme und Videos gezeigt wurden.
    »So, wie ich es Ihnen sagte.«
    »Keine nähere Erklärung?«
    »Noch nicht.«
    Ich ließ nicht locker. »Aber den Film muß doch jemand gedreht haben.«
    Sir James nickte. »Den gibt es auch, und Sie werden ihn gleich kennenlernen.«
    Suko und ich hoben die Schultern und traten zur Seite, damit unser Chef vorbeigehen konnte.
    Er öffnete die Tür, und wir betraten den halbdunklen Raum, in dem die automatischen Jalousien zum Großteil herabgelassen worden waren.
    Ein bärtiger, ungefähr fünfzigjähriger und kräftiger Mann, der eine weiße Hose und ein buntes Hemd trug, erwartete uns. Er stellte sich uns als Ken Finlay vor, und sein Händedruck hätte zu einem Holzfäller gepaßt.
    Seine Augen blickten klar, überhaupt nicht falsch. Er war der Typ Mensch, auf den man sich verlassen konnte.
    »Sie haben uns also diese Überraschung zu bieten, Mr. Finlay«, sagte ich.
    In der Mitte des Bartgestrüpps verzogen sich seine Lippen zu einem säuerlichen Grinsen. »Ich weiß nicht, ob es eine Überraschung werden wird, Gentlemen. Wenn ja, dann eine böse, eine grauenhafte, und ich möchte Ihnen schon jetzt sagen, daß dieser Film, den Sie jetzt gleich zu sehen bekommen, keine Tricks enthält. Es ist alles echt. So ist es abgelaufen.«
    »Film?« fragte Suko.
    Ken Finlay nickte. »Ja, auf einer Leinwand. Das ist übrigens wichtig.«
    »Warum?«
    »Werden Sie alles sehen, nehmen Sie Platz.«
    Wir waren so frei. Aber nicht nur Suko und ich, auch Sir James setzte sich, und ein jeder von uns war froh, in einem klimatisierten Raum zu sitzen, denn draußen waberte die feuchte Bullenhitze eines übersteigerten Sommers. Mein Mund war trocken. Ich hätte mir doch eine Dose Wasser mitnehmen sollen, aber dazu war es jetzt zu spät.
    Außerdem würde der Streifen ja nicht zwei Stunden laufen.
    Ken Finlay hatte bereits alles vorbereitet. Der Film befand sich im Projektor, die Leinwand war aufgebaut. Sie erinnerte an ein faltenloses Leinentuch.
    Per Fernbedienung ließen sich die Jalousien bewegen. Finlay dunkelte noch mehr ab, so daß wir drei Zuschauer nur als Schatten zu sehen waren. In der ersten Reihe hatten wir die Plätze eingenommen und waren gespannt darauf, was uns auf der Leinwand präsentiert wurde.
    Kenneth Finlay hatte sich am Projektor aufgebaut. Noch einmal wies er uns darauf hin, daß es in wenigen Sekunden losging, und dann hörten wir ein leises Summen.
    Unsere Blicke waren auf die Leinwand gerichtet.
    Suko und ich hatten es uns bequem gemacht. Der Inspektor hatte die Beine ausgestreckt, nur mit Hacken berührten die Schuhe den Boden, während ich die Stelzen übereinandergeschlagen hatte.
    Zahlen von zehn bis eins erschienen, dann war eine Landschaftsaufnahme zu sehen, die mich sofort gefangennahm. Ich sah die Weite eines einsamen Landes, die weit hinten an der Rückseite von hellen Bergen bedeckt wurde.
    Bei einer Nahaufnahme waren große Gletscher zu erkennen, aber sie blieben im ewigen Eis erstarrt, während vor ihnen der Sommer sein grünes Kleid über Bäume und Büsche gewoben hatte. Ein großes Waldstück, eingefaßt von Wiesen und Weiden, leicht hügelig und menschenleer, aber nur beim ersten Hinschauen.
    Die Kamera hatte einen Schwenk gemacht und erfaßte ein breites Holzhaus, das inmitten der Einsamkeit seinen Platz gefunden hatte.
    »Konzentrieren Sie sich bitte auf das Haus«, bat Finlay. »Es wird noch eine Rolle spielen.«
    Wir schwiegen. Auch der Film lief ohne Ton. Das Bild blieb für einige Sekunden stehen, so daß wir die Gelegenheit hatten, das Haus genauer zu betrachten. Es war ein Holzhaus, dunkel vom Anstrich, und es paßte auch in die Gegend, obwohl es mir komischerweise fast wie eine Kirche vorkam. In der Mitte schob es sich in die Höhe wie ein Turm, rechts und links davon waren flache Anbauten.
    Die hellen Berge im Hintergrund erkannten wir nur undeutlich, aber sie waren auch nicht wichtig.
    Dafür der Himmel über dem Haus, der eine blaugraue Farbe zeigte. Er schien sich farblich dem fernen Eis der Gletscher anpassen zu wollen, so daß beide ineinander verschwammen.
    Menschen sahen wir keine.
    Auch keine anderen Lebewesen. Dieses Bild blieb
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