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Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Titel: Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
Autoren: Kim Landers
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und Tränen der Scham brannten in ihren Augen.
    Sein Mund ließ von ihr ab. Er hob sie hoch und bettete sie auf ihr Lager, das aus Stroh und einer geflickten Wolldecke bestand. Atemlos sah sie ihm zu, wie er seine Hose hochzog und das Hemd hineinstopfte, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Sie hatte ihre Schuldigkeit getan. Zurück blieben Leere und Einsamkeit, die sie immer beschlichen, wenn er sie verließ und ihr bewusst machten, dass ihr Leben nicht einen Gulden wert war.
    „Madame“, sagte er und verbeugte sich lächelnd. Pfeifend griff er nach seiner Gerte, die achtlos auf dem Boden lag, wischte mit einem Tuch über den Knauf und verschwand in der Nacht. Vor Kälte zitternd wickelte sie sich in die Decke und sah ihm nach. Diesmal fühlte sie sich nicht nur einsam, sondern verabscheute sich wegen des Verrats.

2.
    Es war viel zu riskant. Über ein Dutzend Vampire durchstreiften das Zigeunerlager mit dem Ziel, ihren Begierden nachzugehen. Drazice befand sich zu ihrer Enttäuschung nicht unter ihnen. Verdammt! Wo steckte dieser Teufel in Person?
    Daniela presste die Zähne zusammen. Ihre Finger umklammerten den Abzug der Armbrust, jederzeit bereit, abzufeuern. Mit angezogenen Beinen saß sie im Geäst einer ausladenden Eiche und beobachtete seit Langem das Treiben im Zigeunerlager. Sie hatte sich den Filzhut tief ins Gesicht gezogen, um sich durch ihre leuchtend blauen Augen nicht zu verraten.
    Mit Einbruch der Dämmerung suchten die Vampire das Lager auf, um sich mit den Huren zu vergnügen, die sich rund um das Feuer versammelt hatten und sich aufreizend in den Hüften wiegten, als ihre Freier sich näherten.
    Einer der Zigeuner spielte voller Hingabe ein melancholisches Lied auf seiner Geige. Ein Lied über den Tod, was angesichts der Anwesenheit von Untoten im Lager passend war. Daniela grinste spöttisch. Sie fühlte die sanften Vibrationen der Töne als leichtes Kribbeln auf ihrer Haut.
    Ein Junge schälte sich aus dem Schatten eines Planwagens, in seinen Händen ein tönerner Krug. Er war nicht besonders groß, mit schmalen, hängenden Schultern und nackten Füßen. Sein lockiges, schwarzes Haar glänzte im Feuerschein. Daniela schätzte ihn auf zehn oder zwölf Jahre. Sein schmales Gesicht besaß weiche Züge. Mit einem Rock bekleidet hätte er auch als Mädchen durchgehen können. Sein Blut duftete süß wie Apfelblütenhonig. Das weckte auch das Interesse zweier Vampire, die nahe am Feuer standen und miteinander flüsterten. Die begehrlichen Blicke, die sie ihm zuwarfen, sprachen Bände.
    Daniela spürte, wie die quälenden Erinnerungen erneut in ihr aufstiegen. Vor über einem Jahr waren in Prag einige Kinder verschwunden. Die anderen Dceras und sie hatten erst später erfahren, dass sie Vampiren wegen ihres frischen Blutes zum Opfer gefallen waren. Auch die Tochter ihrer Gefährtin Hana war darunter gewesen. Daniela spürte noch immer die unbändige Trauer über den Tod des Mädchens in sich, als wäre es erst gestern geschehen. Es hatte ihr fast das Herz zerrissen bei der Vorstellung, welche Qualen und Angst das liebreizende Kind in der Gewalt der Vampire durchlebt haben musste. Sie hoffte, dass es jetzt in einer besseren Welt war, fern der Schrecken, die die Vampire in Prag verbreiteten. Gleichzeitig waren Hass und Wut aufgestiegen, auf die Vampire und auch auf sich, weil sie wie alle anderen Dceras, Anna nicht besser beschützt hatte. Getrieben von dem Wunsch, Rache zu üben, hatte sie lange nach Annas Mörder gesucht, ihn aber nie gefunden. Die unerfüllte Vergeltung saß wie ein Stachel in ihrem Herz und flammte durch die Blicke der beiden Vampire wieder auf.
    Als die Weise verklungen war, erschallte lautes Gelächter der Huren, die sich mit den Vampiren im Schlepptau in die Planwagen zurückzogen. Nur die am Feuer verharrten. Als sich auch der Junge in einen Planwagen zurückziehen wollte, hielten sie ihn fest. Ihre maskenhaft verzerrten Gesichter verrieten, wie sehr es sie nach Körper und Blut des Jungen gelüstete. Danielas Hände legten sich eine Spur fester um den Abzug. Diesen Jungen würden sie nicht kriegen! Angst lag in seinem Blick, als er sich losriss, blitzschnell umdrehte und davonrannte, geradewegs auf die Eiche zu, in der Daniela hockte. Die Vampire folgten ihm. Das Kind schlug Haken wie ein Kaninchen, um die Verfolger abzuschütteln. Daniela roch seinen Angstschweiß.
    „Warte, mein schönes Bürschlein. Wir wollen deine Dienste auch reichlich belohnen“, rief der Größere,
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