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Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst

Titel: Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
Autoren: Kim Landers
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bohrte sich stattdessen in einen der Bäume. Sie fluchte leise. Jetzt steckte nur noch ein einziger in ihrem Gürtel. Einen weiteren Fehlschuss konnte sie sich nicht leisten, ohne das Leben des Jungen zu riskieren.
    „Wir müssen hier schnellstens verschwinden“, raunte sie dem zitternden Bündel hinter sich zu und zog ihn am Arm.
    Der Vampir rannte zum Zigeunerlager, um die anderen zu alarmieren.
    Ihnen blieb nicht viel Zeit, bis die wütende Vampirmeute sie verfolgen würde.
    „Kletter auf meinen Rücken“, befahl sie dem verängstigten Jungen.
    Zu ihrer Erleichterung befolgte der Junge ihre Aufforderung, ohne Fragen zu stellen.
    In seiner Angst umklammerten seine Arme ihren Hals so fest, dass er ihr die Luft abdrückte.
    „Du erwürgst mich. Nicht so fest. Greif lieber meinen Zopf“, presste sie zwischen den Zähnen hervor. Sein Griff um ihren Hals lockerte sich. Seine Hand fasste ihren dicken, schwarzen Zopf, bevor Daniela mit einem Satz vom Baum sprang. Unten angekommen zerrte sie ihn vom Rücken.
    „Und jetzt lauf, was das Zeug hält und halte dich so dicht wie möglich bei mir.“
    Der Junge schlotterte am ganzen Körper, aber er bemühte sich, tapfer zu sein. Er nickte, und schon stoben sie davon. Wäre Daniela allein gewesen, hätte sie sich zu den Gefährtinnen versetzen können, aber jetzt musste sie Rücksicht auf das Kind nehmen. Hoffentlich gelang es ihnen, den Blutsaugern zu entkommen. Leise Zweifel schlichen sich ein angesichts der schmächtigen Knabenfigur.
    Sie musste ihn bis zum Morgengrauen bei den Dceras verstecken, bevor er ins Zigeunerlager zurückkehren konnte.
    Nebelschwaden schwebten dicht über der Moldau, als sie die Karlsbrücke erreichten. Es war stockdunkel durch die dichte Wolkendecke am Nachthimmel. Das bereitete Daniela jedoch keine Sorgen. Sie kannte hier jeden Stein und hätte blind den Weg gefunden. Außerdem verhalf ihr feiner Geruchssinn, sich überall zurechtzufinden, als besäße sie feine Tasthaare, die jede Bewegung registrierten.
    An die Brücke schloss sich eine Gasse an, die zum Marktplatz hinaufführte. Das surrende, stetig anschwellende Geräusch verriet, dass die Verfolger ihnen dicht auf den Fersen waren. Daniela trieb den Jungen zu größerer Eile an. Es war zwar nicht mehr weit, bis sie sich in Sicherheit befanden, aber die Schnelligkeit der Vampire durfte sie nicht unterschätzen. Das Versteck der Dceras befand sich in den Katakomben unterhalb des Marktplatzes, seit Carlottas Haus vor einem Jahr abgebrannt war. Drazices Werk. Die Erinnerungen hinterließen noch immer einen bitteren Nachgeschmack, der wie Säure auf ihrer Zunge brannte. Diese Bestie hatte auch ihre treuen Gefährtinnen auf dem Gewissen. Seit Langem versuchte der Baron ihren Orden auszulöschen, den er nur als Geschmeiß bezeichnete. Mit dem Brandanschlag wäre es ihm fast gelungen. Nur Danielas feinem Geruchssinn verdankte eine Handvoll Dceras ihr Leben.
    Vom stolzen Orden des Lichts überlebten nur Malvina, die Anführerin, Hana, Johanna, Amalia und sie. Alle anderen waren im Feuer umgekommen.
    Die Erinnerungen entfachten den Hass gegen Anton Drazice aufs Neue.
    Die Gasse endete in einer steilen Treppe, die zum Marktplatz führte. An dieser Stelle hatte sie Drazice im Kampf gegenübergestanden und verloren. Die Schmach über ihren missglückten Versuch, ihn zu töten, saß tief.
    Plötzlich brannte die Narbe an ihrem Hals, die seine krallenartigen Fingernägel damals hinterlassen hatten. Sie fürchtete sich weder vor dem Tod, dem sie schon auf vielfältige Weise und oft begegnet war noch vor Drazice. Aber sie hatte Respekt, weil seine dämonischen Kräfte ihn zu einem äußerst gefährlichen Gegner machten.
    Das durchdringende Surren über ihren Köpfen riss Daniela aus ihren Erinnerungen.
    Jetzt war nicht der Augenblick, der Vergangenheit nachzuhängen. Nicht umsonst hatte sie das Leben des Jungen gerettet, um es wieder an diese Bestien zu verlieren.
    Am Ende der Treppe warf sie einen Blick zurück und machte mehrere Schatten aus, die tief über den Häusern kreisten.
    „Hier entlang! Schneller!“, forderte sie ihren Schützling auf und rannte über das Kopfsteinpflaster des Marktplatzes.
    „Ich kann nicht mehr“, japste der Junge und stoppte. Daniela wirbelte herum und betrachtete mitleidvoll das Kind, das keuchend und schweißüberströmt vor ihr stand.
    „Los komm jetzt. Du musst. Oder wir werden deren Abendbrot. Hast du mich verstanden?“ Sie zerrte ihn am Arm, als ein Vampir in
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