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Karma Girl

Titel: Karma Girl
Autoren: Tanuja Desai Hidier
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schließlich ist das deine Nacht. In vielerlei Hinsicht.«
    »Aber ohne dich wär diese Nacht nie zustande gekommen. Ich dank dir so sehr, dass du das alles organisiert hast. Und dich für meine Fotos eingesetzt hast.«
    »Das mit den Fotos ist nicht der Rede wert. Und was die Party angeht – das war ja nicht meine Idee. Das weißt du am besten. Aber ich erkenne nun mal sofort, wenn's 'ne gute Idee zu klauen gibt. Dimple, es tut mir so Leid. Ich … ich kann mich einfach nicht von dir fern halten. Ich lieb dich viel zu sehr.«
    Ich schlang meine Arme um sie und drückte sie ganz fest an mich.
    »Ich liebe dich auch, Gwyn«, sagte ich. »War immer so und wird immer so sein.«
    Sie lächelte mich an und ich spiegelte mich in ihren feuchten Augen.
    »Du, ich hab da was für dich und Karsh«, sagte sie. »Etwas, womit ich euch zeigen möchte, wie ich die Dinge jetzt sehe. Meinst du, wir können gleich nach oben gehen?«
    »Nach oben gehen?«
    »Ja, wir sind doch eine Familie. Und Familie ist doch erlaubt, oder?«
    Ich hakte mich bei ihr unter und nickte.
    »Natürlich sind wir eine Familie. Komm, lass uns gehen.«
    ★ ★ ★
    Sprosse für Sprosse, eine Hand über die andere, kletterte ich nach oben. Man hatte das Gefühl, als würde man einen Schiffsmast hochklettern, so sehr bebte mittlerweile der ganze Club. Und obwohl ich heute Abend schon einmal oben gewesen war, wurde ich von Sprosse zu Sprosse immer aufgeregter.
    Karsh schien freudig überrascht zu sein, als er Gwyn hinter mir die Leiter hinaufsteigen sah, und half ihr ebenfalls nach oben.
    »Hi«, sagte er.
    »Hi«, sagte sie. Sie atmete einmal tief durch und sah uns beide an. Dann griff sie in ihren perlenbestickten Beutel, nahm zwei Umschläge heraus und reichte jedem von uns einen. Ich konnte etwas Kleines, Weiches durch das Papier spüren.
    »Bitte gleichzeitig öffnen«, wies sie uns an.
    Karsh riss seinen Umschlag auf, dann ich meinen. Ich schüttelte den Inhalt in meine Hand, genau wie er, und wir hielten unsere Hände mit den Schätzen darin nebeneinander: zwei Rakhis, die wie zwei kleine, mit Blüten geschmückte Flüsse aufeinander zuliefen.
    »Wisst ihr, eine sehr weise Frau hat mir einmal eine Geschichte erzählt«, sagte Gwyn, nahm ein Rakhi und band es mir ums Handgelenk. »Darüber, wie sie einmal jemandem zu verstehen gegeben hat, dass er wie ein Bruder für sie war.«
    Sie nahm nun das zweite Rakhi und band es Karsh ums Handgelenk.
    »Und dass sie für diese Person wie eine Schwester war«, sagte sie.
    Sie trat einen Schritt zurück und begutachtete ihr Werk.
    »Sozusagen um das Band zu durchschneiden – obwohl ich ja eigentlich gerade das Gegenteil gemacht habe. Auf jeden Fall bist du, Dimple, wie eine Schwester für mich. Und Karsh, du bist wie ein Bruder. Ich möchte euch einfach nur sagen, dass ich mich für mein Verhalten entschuldigen möchte und dass ich euch nicht im Stich lasse und dass ich hoffe, dass ihr mir hin und wieder auch ein bisschen Platz in eurem Glück einräumt – wann immer sich die Möglichkeit dafür bietet, würde ich mich sehr darüber freuen. Also: Happy Raksha Bandhan!«
    »Ein bisschen Platz einräumen?«, sagte ich weinend. Ich nahm sie in den Arm und Karsh trat schüchtern zu rück, doch wir schlossen ihn in unsere Umarmung ein und hielten uns als Dreiergruppe eng umschlungen. Nach einer Weile löste sich Gwyn von uns.
    »Und jetzt da das Band durchschnitten ist, hab ich da unten noch was zu erledigen«, sagte sie und grinste breit. »Du hast doch mal gesagt, dass ich eine Inspiration für einen DJ bin, stimmt's, Karsh? Tja, und deshalb muss ich jetzt wieder da runter.«
    Sie schwang sich auf die Leiter und stieg hinab. Sprosse für Sprosse verschwand ihr Gesicht aus unserem Blickfeld, und bevor sie ganz verschwunden war, zwinkerte sie uns noch einmal mit einem Auge zu.
    Karsh drehte die Musik einen Tick lauter, und dann sahen wir dort unten ihren goldenen Schopf auf der Tanzfläche, wo sie sofort richtig loslegte und praktisch mit jedem einmal tanzte: einen schnellen Walzer mit meinem Vater, dann eine Art Spiegeltanz mit Zara, bis sie irgendwann in dem Kreis landete, der sich um Trilok (Jimmy) Singh gebildet hatte, weil der gerade einen irren Breakdance aufs Parkett legte. Wir sahen dabei zu, wie Gwyn gleich alle seine Bewegungen nachahmte und sich schließlich ein regelrechter Wettbewerb entwickelte, wer von den beiden die abgefahreneren Figuren draufhatte.
    »Ich glaube, Tree hat endlich seine Partnerin
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